Wegen der Überfüllung: Anwohner von Sóller fordern Wiedereinführung der Tunnel-Maut
Im Rahmen eines Projekts zur Bürgerbeteiligung fordern die Bewohner des Tramuntana-Dorfes auch dringende Maßnahmen im Bereich Wohnraum, Einzelhandel und Gesundheitswesen

So sah es bis 2017 an der Einfahrt des Sóller-Tunnels mit der Mautstelle aus. / DM
Wenn es nach den Anwohnern von Sóller geht, würde die 2017 abgeschaffte Maut für den Sóller-Tunnel wieder eingeführt. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der zweiten Phase eines Projekts, mit dem die Gemeinde die Bürger in die politischen Entscheidungsprozesse einbinden will. Beteiligt an den Runden Tischen sind unter anderem Senioren und Jugendliche sowie Vertreter aus den Bereichen Handel, Tourismus, Sport und Landwirtschaft.
Ziel der zweiten Phase des Projekts mit dem Namen "Der Blick der Einwohner" war es, die Ergebnisse einer zuvor durchgeführten Umfrage in konkrete Handlungsvorschläge umzuwandeln. Die drei zentralen Themen, bei denen die Bewohner des Orangentals Verbesserungspotenzial sehen, sind Wohnungsmarkt, Verkehr und der Schutz des lokalen Einzelhandels.
Wohnen
Wie überall auf der Insel auch, wird der Mangel an bezahlbarem Wohnraum als das „zentralste, dringendste und strukturellste“ Problem in Sóller wahrgenommen. Dieser führe – auch aufgrund der vielen Ferienwohnungen – zu einem Verlust des sozialen Gefüges. Junge Leute seien ahäufig gezwungen, ihre Heimatgemeinde zu verlassen.
Die Teilnehmer des Projekts fordern ein entschlossenes Vorgehen gegen illegale Ferienvermietung, den Ausbau von kommunalem Mietwohnraum und die Ausarbeitung eines Wohnungsplans mit Mechanismen zur Preisregulierung.
Verkehr
In Sachen Verkehr fordern die Projektteilnehmer, die Kontrolle über die Einfahrt von Fahrzeugen in die Gemeinde zurückzugewinnen. Die Wiedereinführung der Tunnelmaut wird als Instrument gesehen, um die Zufahrt von Mietwagen zu begrenzen. Dadurch soll der Verkehrskollaps, vor allem in der Hochsaison, im Zentrum des Ortes eingedämmt werden. Zudem fordern die Projektteilnehmer Maßnahmen, um den Anwohnern ein Vorrecht bei den Parkplätzen zu gewähren.
Handel, Handwerk und Identität
Mit Blick auf Handel und Handwerk äußerten die teilnehmenden Bürger große Sorge über den Identitätsverlust des lokalen Wirtschaftsmodells angesichts der Ausbreitung von Franchise-Ketten. Als Antwort wird die Schaffung eines Qualitätslabels vorgeschlagen – mit offizieller Zertifizierung und Echtheitskontrollen zum Schutz lokaler Handwerker und Produzenten.
Weitere Forderungen
Abschließend fordern die Anwohner von Sóller Verbesserungen der öffentlichen Dienste: einen 24-Stunden-Ambulanzdienst, Rehabilitationsangebote im Gesundheitszentrum für Senioren sowie eine bessere Wartung der Sportanlagen.
Die Abschaffung der Tunnelmaut im Jahr 2017
Die Maut wurde am 29. Dezember 2017 abgeschafft. Davor zahlten Autofahrer, die nicht in Sóller oder Fornalutx gemeldet waren, für jede Durchquerung des drei Kilometer langen Tunnels 5,10 Euro. Busse und Lastwagen mussten je nach Größe und Gewicht zwischen 8,10 Euro und 9,05 Euro zahlen. Motorradfahrer kostete die Durchquerung der Röhre 2,05 Euro.
Im September 2023 kam der Oberste Gerichtshof Spaniens zu dem Schluss, dass die Aufhebung der Mautpflicht für den Tunnel rechtswidrig war. Es habe keine ausreichende Rechtfertigung für die Kündigung des Vertrags gegeben. Bereits zuvor hatte es zwei gleich lautende Urteile untergeordneter Instanzen gegeben.
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