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"Wir verlieren unseren Platz in der Stadt": Palmas Einzelhändler blicken pessimistisch in die Zukunft

Nach der angekündigten Schließung von Mallorcas ältestem Geschäft, Ca Donya Àngela, schildern auch andere Einzelhändler im Carrer Jaume II, wie Überfüllung und Überfremdung der Straße zusetzen

Joan Campins vom Schmuckladen Sant Joan.

Joan Campins vom Schmuckladen Sant Joan. / Guillem Bosch

Das Aus für Mallorcas ältestes Geschäft, der Kurzwarenhandlung Ca Donya Àngela, hat in Palma für Bestürzung gesorgt. Betreiber Miquel Aguiló hatte am Freitag (24.10.) bekanntgegeben, den Laden in der Einkaufsstraße Jaume II nach 340 Jahren in Familienbesitz schließen zu wollen. Gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" erklärte Aguiló, sein Geschäft habe sich quasi in eine Art Museum verwandelt. „Die Großeltern bleiben vor dem Laden stehen und sagen zu ihren Enkeln: ‚Schaut, das ist eine Kurzwarenhandlung.‘" Die Straße habe sich zu sehr verändert. "Wir passen hier nicht mehr her."

"Urlauber geben kaum Geld aus"

Doch es ist nicht der einzige traditionsreiche Laden im Carrer Jaume II, der in diesem Jahr die Pforten dichtmacht. Auch das Schmuckgeschäft Sant Joan gibt auf. Betreiber Joan Campins, der dem seit 40 Jahren existierende Geschäft seit rund zwei Jahrzehnten vorsteht, macht die Massifizierung und die Gentrifizierung der Altstadt von Palma für das Aus verantwortlich. "Es hat sich alles sehr verändert, und zwar zum Schlechteren. Früher gab es einen Tourismus mit einer großen Kaufkraft. Jetzt gibt es vor allem sehr viel Masse. Die Urlauber kommen aus den Küstenorten oder von den Kreuzfahrtschiffen, geben aber kaum Geld aus."

Campins, der immer noch einen treuen lokalen Kundenstamm hat, gesteht, mit Ohnmacht zu sehen, „wie die Ausländer praktisch alle Mietobjekte übernehmen. Das geht zulasten dessen, was die Jaume II als Einkaufsstraße einmal war, wo Einkaufen etwas Schönes war." Dieses Gefühl werde bald nur noch in Erinnerungen existieren.

"Alles verändert sich zum Schlechteren"

Und auch die wenigen anderen verbliebenen ursprünglichen Einzelhändler von Jaume II schauen pessimistisch auf die Entwicklung in der Straße. "Wir verlieren unseren Platz in der Stadt", beklagt etwa Maribel Moyà, die das Geschäft "Paraguas" betreibt. „Jaume II war ein Ort mit vielen Läden von Leuten von hier. Heutzutage sind es nur noch Eisdielen oder Souvenirshops, Saisonbetriebe, die in der Nebensaison schließen.“ Resigniert glaubt sie nicht daran, dass es wieder wie früher wird – oder auch nur ähnlich: „Ich halte das für schwierig. Man sagt, man müsse sich weiterentwickeln, Veränderungen seien gut. Aber ich glaube, dass sich alles zum Schlechteren verändert hat."

Maribel Moyà vom Geschäft Paraguas.

Maribel Moyà vom Geschäft Paraguas. / Guillem Bosch

Die Stadt werde immer mehr den Bedürfnissen des Tourismus unterworfen, was dazu führe, dass sie ihren Charakter verliert, beklagt Moyà. Die Kunden, die früher hier einkauften, würden immer mehr aufs Internet oder auf Einkaufszentren ausweichen. "Ich habe immer noch lokale Kundschaft und auch Urlauber kaufen bei mir ein, aber trotzdem ist es schade“, klagt Moyà.

"Wir sind müde"

Der Juwelier Ferran Miró, der das Geschäft Bitla betreibt, macht derweil die Urlaubermassen dafür verantwortlich, dass die Stammkundschaft ausbleibt. "Die Menschen aus den Dörfern kommen wegen der Überfüllung nicht mehr nach Palma." Die Straßen seien voller Autos, man finde kaum noch einen Parkplatz. Man müsse dem Tourismus Grenzen setzen, findet Miró.

Ferran Miró, mit seinem Vater José Miro, vom Juweliergeschäft Bitla.

Ferran Miró, mit seinem Vater José Miro, vom Juweliergeschäft Bitla. / Guillem Bosch

Auch er blickt pessimistisch in die Zukunft:„Es wird keinen Trendwechsel geben, denn es gibt immer mehr Ketten, und den traditionellen Geschäften legt man nur noch mehr Hürden auf. Wir sind müde." /pss

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