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Live-Ticker: Tag 8 im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels in Madrid

Live-Ticker: Tag 8 im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels in MadridJohannes Krayer

Achter und vorletzter Verhandlungstag im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels vor dem Nationalen Gerichtshof in San Fernando de Henares bei Madrid: Nach stundenlangen Befragungen von Guardia Civil-Beamten, die an den Ermittlungen gegen die Hells Angels auf Mallorca beteiligt waren, aber wenig Neues zur Wahrheitsfindung beitrugen, wurde es am Mittwochabend (8.2.) dann noch einmal spannend. Im Saal wurden die Zeugenbefragungen von zwei Frauen abgespielt, die mutmaßlich von A.Y., einem der Hauptangeklagten, mit einer weiteren Frau in einem Haus an der Playa de Palma eingesperrt wurden.

Sie sollten auf der Insel als Prostitutierte im Nachtlub Red Palace arbeiten, der zuvor von den Hells Angels übernommen worden war. Für die mutmaßliche Freiheitsberaubung in drei Fällen fordert die Staatsanwaltschaft allein für A.Y. insgesamt 15 Jahre Haft. Doch die Aussagen der Frauen schwächten den Vorwurf ein ganzes Stück weit ab. Sie seien gut behandelt worden auf der Insel und man habe sie nicht dazu gezwungen, sich zu prostituieren, erklärten beide Frauen.

Eingesperrt oder nicht?

Was die Freiheitsberaubung angeht, blieb die Sache ein wenig unklar. Eine der Frauen sagte aus, sie habe sich in dem Haus jederzeit frei und nicht gefangen gefühlt. Die andere erklärte, das Haus sei zwar nicht abgesperrt gewesen, allerdings habe das Grundstück ein Zaun umgeben. Sie habe Angst gehabt.

Am Donnerstag (9.2.) geht die Verhandlung mit der Befragung von weiteren Ortspolizisten weiter. Die Vorsitzende Richterin Teresa Palacios hat bereits klargestellt, dass der Freitag (10.2.) auf jeden Fall der letzte Verhandlungstag sei. Wann die Urteile ergehen, ist bislang noch unklar. Frank Hanebuth drohen wegen Geldwäsche, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Bedrohung und illegalem Waffenbesitz rund 13 Jahre Haft. Für A.Y. fordert die Staatsanwaltschaft insgesamt 33,5 Jahre Haft. Neun Delikte werden ihm zur Last gelegt.

Die Verhandlung ist damit für diesen Tag beendet. Am Freitag (10.2.) steht der Abschluss des Prozesses an. Los geht es wie immer kurz nach 10 Uhr.

Der Staatsanwalt erklärt, dass die Strafen für alle Angeklagten, die keine Deals mit der Staatsanwaltschaft eingegangen sind, zunächst wegen der großen Verzögerung des Prozesses verringert werden. Schließlich wurden die Angeklagten bereits im Jahr 2013 festgenommen. DIe Strafforderung gegen den angeklagten Guardia Civil, J.F.V. wird noch einmal weiter herabgesenkt.

Der Staatsanwalt verliest Modifizierungen in der Anklageschrift. So soll unter anderem die Anklage gegen B.C., der Lebensgefährtin von P.E. fallengelassen werden. Auch bei anderen Angeklagten werden Anklagepunkte fallengelassen.

Es gibt wieder einmal verfahrenstechnische Fragen, wie mit Zeugenaussagen zu verfahren ist.

Die Vorsitzende Richterin unterbricht erneut. Man versucht, den Kontakt zu einem Ermittler von Europol herzustellen.

Die Staatsanwaltschaft möchte wissen, mit wem er den Mietvertrag über die Finca abgeschlossen habe. Es sei ein gewisser T.F. gewesen. Eine Person mit Namen W.S. kenne er nicht. Die Miete habe er in bar direkt auf der Finca an T.F. gezahlt. Er habe nicht ständig auf der Finca gelebt.

Der Mietpreis habe rund 700 Euro betragen. Er sei Geschäftsführer einer Firma gewesen und habe den Betrag zahlen können.

Er möchte aussagen. Die Anwältin seiner Mutter, Lucinia Llanos, stellt Fragen. Ob er die Finca Son Paraíso kenne? Ja, sagt D.B. Er habe die Finca angemietet im Zeitraum von 2001 bis 2006/2007 angemietet.

Die Verhandlung wird wieder aufgenommen. Nun ist D.B., der Sohn von B.B., der Lebensgefährtin von P.E., an der Reihe.

Der Staatsanwalt fragt den Steuerberater, ob er J.F.V. einen Gefallen erweisen sollte. Er verneint das.

Nun kommt ein weiterer Zeuge an die Reihe, offenbar ein Steuerberater. Auch er sei von J.F.V. zu den Geldpaletten angerufen worden. J.F.V. habe Beratung erbeten, allerdings sei es bei diesem einen Gespräch geblieben. Wochen später sei herausgekommen, dass das Geld nie existierte und dass es sich um einen versuchten Betrug handelte.

Wirklich zufriedenstellend kann der Anwalt seine Telefongespräche mit J.F.V. zur vermeintlichen Geldwäsche nicht erklären. Er könne sich an einiges nicht erinnern, der Staatsanwalt wirkt unzufrieden.

Die Befragung von Ospina endet. Der Staatsanwalt wird nun versuchen, herauszubekommen, welche Rolle der Anwalt bei der mutmaßlichen Geldwäsche eingenommen hat.

Nun geht es um die vermeintlichen Geldpaletten in der Türkei, bei deren Geldwäsche J.F.V. geholfen haben soll. Der Anwalt habe mit dem Guardia Civil darüber gesprochen. Es sei nie um eine mögliche Straftat gegangen. J.F.V. habe ihm lediglich eine berufliche Frage dazu gestellt.

Ein weiterer Zeuge wird befragt. Er ist Anwalt und soll mit dem angeklagten Guardia Civil J.F.V Kontakt gehabt haben. Die Befragung startet Juan Gonzalo Ospina, der Anwalt von J.F.V.

Der zweite Ortspolizist gibt an, sehr eng mit C.V. zusammengearbeitet zu haben. Er habe den Eindruck gehabt, dass C.V. keinesfalls mit den Hells Angels gemeinsame Sache machte, sondern genau das Gegenteil.

Nun sind zwei Ortspolizisten der Policía Local in Palma an der Reihe. Einer von beiden hatte gemeinsam mit dem angeklagten Ortspolizisten C.V. Weiterbildungskurse über die Struktur der Hells Angels gegeben. Rund 120 Polizisten seien in den Genuss dieser Kurse gekommen, so der Zeuge.