Mallorca Zeitung

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Krasse Aktion: Warum ein italienischer Aktivist den beliebten Mallorca-Barden Tomeu Penya für tot erklärte

Ein X-Account verkündet das Ableben des Inselbarden Tomeu Penya. Die Erklärung für die Fake News ist erstaunlich

Putzmunter und ensaïmada-gestärkt: Inselbarde Tomeu Penya. Enrique Calvo

Es war eine Nachricht, die keiner auf Mallorca hören wollte: Tomeu Penya, der beliebte und auch im Alter unbeirrt lustmolchige Barde und Held der Dorffeste, ist tot. Veröffentlicht hatte die Meldung am Montagmorgen (4.9.) ein X-Account (also Twitter) unter dem Namen der mallorquinischen Plattenfirma Produccions Blau, bei der Penya unter Vertrag steht.

Die News machte schnell die Runde. Anrufe, so erzählt man sich, ratterten auf den Handys der Familie ein. Keiner wollte es fassen. Der Musiker selbst reagierte um 8.23 Uhr, ebenfalls auf X: „Estic bé “, schrieb er. „Es geht mir gut.“

"Ich habe Sinn für Humor"

Das war natürlich nicht genug. Die Nachricht war nicht mehr aufzuhalten. Also ließ sich Penya kurz darauf vom katalanischen Radiosender RAC 1 anrufen. Dort teilte er vergnügt mit, dass er gerade einen Milchkaffee trinke und dazu eine Ensaïmada mümmele. Das schien als Beweis zu reichen. Tote sind für gewöhnlich in den Morgenstunden weder besonders gesprächig noch pflegen sie vor dem Mittag etwas zu essen. „Ich habe Sinn für Humor“, erklärte Penya seine unbekümmerte Reaktion. Später ließ er noch in einer Videobotschaft an den Regionalsender IB3 alle wissen: „Wirklich lebendig war ich ja nie. Aber tot auf keinen Fall“, so Penya.

So humorvoll wie der Barde selbst nahmen andere das nicht auf. Geschmacklos sei der Spaß, kritisierten Nutzer auf X. Die Plattenfirma Blau erklärte auf dem offiziellen Account, man werde die notwendigen Maßnahmen einleiten. Und der immer empörungsfreudige Journalist Àngel Aguiló machte in der Radiosendung „Téntol“ auf dem Regionalsender IB3 seinem Ärger angesichts der fake news Luft: „Wie dumm kann man eigentlich sein?“

Das sagt der Übeltäter

Der Übeltäter, der die unerfreuliche Nachricht in die Welt gesetzt hatte, gab sich wenige Stunden nach der Veröffentlichung zu erkennen. „Falsches Konto, geschaffen vom Journalisten Tommasso Debenedetti“ stand da plötzlich in der Account-Beschreibung. Und ebenjener Debenedetti ging noch im Laufe des Vormittags bei Catalunya Ràdio auf Sendung und erklärte freimütig, die Falschmeldung in die Welt gesetzt zu haben. Der Italiener fügte eine erstaunliche Erläuterung seines Handelns hinzu: Er habe die Nachricht verbreitet, um auf die prekären Bedingungen im Journalismus hinzuweisen. Auf den unerfreulichen Zustand, dass fake news, die auf Social-Media-Kanälen verbreitet werden, ohne weitere Recherche bei Nachrichtenportalen übernommen werden. Etwas, was auch hier der Fall gewesen war.

Ein Volksheld: Tomeu Penya Foto: Archiv/Ramon

Und es ist nicht das erste Mal, dass Debenedetti so etwas unternimmt. Jahrelang, so erfährt man unter anderem beim „New Yorker“, hatte er Anfang des Jahrtausends für italienische Regionalzeitungen Inteviews mit Stars aus Literatur und Politik erfunden. Erst 2010 flog dieser italienische Tom Kummer auf. Das hielt ihn nicht davon ab weiterzumachen. In den vergangenen Jahren, so erfährt man in Quellen, die weitaus weniger vertrauenswürdig sind als das eben erwähnte US-Magazin, habe er immer wieder den Tod von bekannten Persönlichkeiten vermeldet, etwa von Papst Benedikt XVI. oder Milan Kundera.

Warum ausgerechnet Tomeu Penya?

Die Falschnachrichten, mit denen der Wahrheitsaktivist für Aufmerksamkeit sorgte, spielten in einer anderen Liga. Was die Frage aufwirft: Warum nun Tomeu Penya? Womöglich ist er einfach bekannter, als man denkt.

Am Tag nach der Nachricht gab Penya dem „Diario de Mallorca“ ein Interview. Darin zeigte er sich deutlich verschnupfter als am Vortag. Nein, er werde keine Anzeige erstatten. Aber amüsiert sei er nicht. „Diese Geschichte hat viele Freunde und Angehörige sehr verletzt.“

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