Mallorca Zeitung

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Bei dieser Ausstellung im Es Baluard werden sie von einem lieblichen Geruch begrüßt

Die baskische Künstlerin Ana Laura Aláez präsentiert im Es Baluard eine Ausstellung, die nicht nur visuell die Sinne anregt. Es ist eine Erkundung des Raums. Und schreibt dem Besucher erfrischend wenig vor

Kunstwerke aus Esparto-Gras: Ausstellung von Ana Laura Aláez im Es Baluard. | FOTO: SCHIRMER

Das Erste, was einem auffällt, wenn man den Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Es Baluard betritt, ist der Geruch. Es ist ein ungewöhnliches Vergnügen in einem Museum für zeitgenössische Kunst, wenn einem plötzlich Aromen um die Nase wehen, die an das Landleben erinnern, an alte Bauernhäuser und an Ställe – ohne die negativen Geruchsnoten, die sich an diesen Orten auch finden.

Das Zweite ist sicherlich der Raum. Die riesigen Installationen, die fein säuberlich geordnet im Raum verteilt sind, sind zwar nicht gerade unauffällig. Aber trotzdem hat man nicht das Gefühl, von ihrer Präsenz erschlagen zu werden. Im Gegenteil. In ihren hellen Farben und ihrer visuellen Durchlässigkeit vermitteln sie dem Besucher das Gefühl von Leichtigkeit. Es gibt keine Reihenfolge, um die Werke zu betrachten. Hier kann man sich frei bewegen. Es gibt genug Platz, um verschiedene Blickwinkel einzunehmen und zu erkunden.

„Soy Palacio / Soy Establo“ (Ich bin Palast / Ich bin Stall) heißt die neue Ausstellung, die die renommierte baskische Künstlerin Ana Laura Aláez eigens für das Museum geschaffen hat und die am Donnerstag (25.4.) eröffnet wird. Sie besteht aus vier überdimensionalen Skulpturen, die allerdings so aufgebaut sind, als wären es nur drei. Die Kunstwerke sind größtenteils aus Esparto-Gras geschaffen und wurden nach den Anweisungen der Künstlerin von Kunsthandwerkern auf Mallorca und Ibiza gefertigt. Ergänzt werden die Installationen um ein Foto, das eine Miniaturausgabe des Kettengitters eines der Installationen zeigt.

In der Tradition des baskischen Bildhauer

„Ana Laura Aláez steht in der Tradition der großen baskischen Bildhauer wie Eduardo Chillida oder Jorge de Oteiza“, erklärt die Ausstellungschefin des Es Baluard, Jackie Herbst. Allerdings habe Aláez im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen immer einen humanistischen und femininen Zugang gewählt. Letzterer drückt sich vor allem in der titelgebenden Installation aus. An einem Kettengitter hängen Esparto-Gras-Einheiten, die von Weitem betrachtet wie weibliche Brüste aussehen. „Gleichzeitig sind es Körbe, was ja einer der ursprünglichen Verwendungszwecke für Esparto-Gras ist“, so Herbst. Die Ketten derweil seien ein Element, das die Künstlerin bei vergangenen Arbeiten verwendet hatte.

In der Mitte befinden sich zwei Werke, die zu einer Einheit zusammengestellt sind. Eines davon stammt aus dem Jahr 2018. Es ist die erste Arbeit der Künstlerin mit Esparto-Gras und eine Art Mobile, an der runde und längliche, bandartige Elemente in ein Zusammenspiel treten. Diese werden um eigens für die Ausstellung geschaffene Mobiles ergänzt, die mit den Formen der ursprünglichen Skulptur spielen und sie variieren.

Daneben findet sich eine Skulptur, bei der das Esparto-Gras eine ganz andere Form annimmt. 24 grobe, dicke Seile hängen aneinandergereiht von der Decke, winden sich, überkreuzen sich und erinnern so entfernt an eine Hängematte.

Freie Wahl

Die Installation in dem 168 Quadratmeter großen, rechteckigen Ausstellungsraum gibt dem Betrachter die freie Wahl, sich mit den Werken auseinanderzusetzen, wie es ihm beliebt. Jede der Skulpturen ist mit einem eigens von der Künstlerin verfassten Text versehen. Ein Umstand der, wie Kurator Frederic Montornés unterstreicht, alles andere als selbstverständlich ist. So lässt sich in die Gedankenwelt von Aláez eintauchen und die augenscheinliche Unbegreifbarkeit der Skulpturen intellektuell erfassen.

Gleichzeitig kann man sich den Werken von Ana Laura Aláez auch spielerischer nähern, die unterschiedlichen Betrachtungswinkel ausprobieren. Das Schattenspiel der Figuren an den weißen Wänden erkunden. Das leichte Wiegen der verschiedenen Elemente durch die Bewegungen der Besucher bemerken. Und zwischenzeitlich kurz die Augen schließen und sich irgendwo mitten auf dem Land wähnen.

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