Mallorca Zeitung

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Veranstaltungstipps und Traditionen: So feiern die Mallorquiner Halloween und Allerheiligen

Wie die Insulaner früher der Toten gedachten und heute das Gruseln genießen

Typische Süßigkeiten, Schminke und Verkleidungen: Mallorca feiert zu Halloween die Nit des les Ànimes. | FOTO: PERE JOAN OLIVER

Zum Monatswechsel zwischen Oktober und November verweben sich auch auf Mallorca verschiedene Festlichkeiten und Bräuche. Ihr gemeinsamer Nenner ist in gewisser Weise der Tod. Für die aus den USA importierten Feiern zu Halloween, dem Vorabend von Allerheiligen, haben die Insulaner längst eine mallorquinische Variante. Der Tag (31. Oktober) ist ein normaler Werktag. Anders ist es mit Allerheiligen (1. November). Während der Día de Todos los Santos oder Tots Sants, wie er auf Spanisch und Katalanisch heißt, in Deutschland nur in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland gesetzlicher Feiertag ist, wird am 1. November spanienweit nicht gearbeitet und stattdessen der Toten gedacht. Viele Menschen strömen zum Friedhof, um dort an den Gräbern ihrer Angehörigen und Freunde Blumen zu hinterlegen.

So war es früher

Auch in Vor-Globalisierungszeiten gab es auf den Balearen über Jahrhunderte hinweg Bräuche und Praktiken, mit denen der Verstorbenen gedacht wurde, und die stets vom jeweiligen Glauben der Bewohner geprägt waren. Die am weitesten zurückliegenden Hinweise stammen aus der talaiotischen und vortalaiotischen Zeit. Damals wurden die Toten in der Regel in natürlichen Höhlen oder in in den Fels gehauenen Kammern bestattet.

Der bis heute beeindruckendste Ort, an dem Tote auf den Balearen ihre letzte Ruhe fanden, stammt jedoch aus der Zeit der phönizischen und karthagischen Herrschaft: die Nekropolis des Puig dels Molins, die bis heute in Ibiza-Stadt erhalten ist. Nach Schätzungen sollen dort rund 100.000 Leichen aufbewahrt worden sein.

Später hinterließen die verschiedenen Kulturen, die die Inseln bewohnten (Römer, Juden, Muslime und auf Menorca Briten und Franzosen), eigene Grabstätten, die Zeugnis ihrer Bestattungspraktiken wurden.

In seinen „Ordinacions“ von 1300 legte König Jaume II. dann fest, dass Friedhöfe künftig außerhalb der Ortskerne liegen mussten und dass in Palma aus hygienischen Gründen keine Bestattungen in Kirchen stattfinden durften. Nicht immer hielt man sich daran. Bedeutende Persönlichkeiten etwa wurden weiterhin in Kirchen beigesetzt.

Viele Jahre später setzte sich der Journalist Carlos Garrido mit der Angst der Mallorquiner vor einer möglichen Rückkehr der Toten aus dem Jenseits auseinander. Mit den bubotes haben die Insulaner ihre ganz eigene Art an Geistern. Angstmacher schlechthin ist in der hiesigen Tradition der Comte Mal. Die historische Figur geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Auf dem Landgut Galatzó soll er einst ein strenges Regiment geführt haben. Wegen seiner bösen Taten zu Lebzeiten ist der böse Graf dazu verurteilt, auf immer und ewig umherzuirren.

Diese Leckereien gibt es

Wie es für Mallorca üblich ist, haben auch die anstehenden Feierlichkeiten ihr eigenes Gebäck. Zu den Festtagen schmücken etwa panellets, kleine süßen Brötchen auf Marzipanbasis, und rosaris, eine Imitation des Rosenkranzes mit Süßigkeiten, die Auslagen der Bäcker. Die Tradition, einem lieben Menschen einen rosario zu schenken, wird hierzulande auch nach Jahrhunderten noch gelebt. Oft bekommen Kinder das Gebäck von ihren Paten oder ihren Großeltern.

Schon einige Tage in den Bäckereien und an separaten Verkaufsständen zu finden, sind zudem bunyols. Die in reichlich Fett frittierten Kartoffel-Donuts bunyols, die viele an Windbeutel erinnern, gehören zum Oktober auf Mallorca wie die Lebkuchen zum Dezember in Deutschland.

Die bunyols erinnern an Windbeutel. DM

Auf Mallorquín: Nit de Les Ànimes

Statt „Halloween“ kommt einem auf Mallorca eher die „Nit de les Ànimes“ (wörtlich: Nacht der Seelen) unter. Nicht selten finden Veranstaltungen der mallorquinischen Variante des Gruselfests auch nach dem 31. Oktober noch statt. Wie beim US-amerikanischen Original verkleidet man sich dafür als Monster, Geist oder sonstige angsteinflößende Kreatur. Auch Kürbisse werden auf Mallorca geschnitzt.

Schon seit vielen Jahren organisiert etwa die Fundació Mallorca Literària in verschiedenen Bibliotheken, Jugendhäusern und Kulturzentren Veranstaltungen für Groß und Klein (Infos: FB: Fundació Mallorca Literària). Auch die Rathäuser bieten diverse Workshops an. In der Gemeinde Llucmajor etwa können sich Kinder am 28. Oktober um 10 Uhr in Arenal (Plaça Major) und um 17 Uhr in Llucmajor direkt (Passeig Jaume III) „schreckenerregende Tattoos“ anfertigen (Infos: FB: Ajuntament de Llucmajor). In Palma feiert das Stadtviertel Son Espanyolet im Parc del Sagrat Cor am 28. Oktober von 18 bis 21 Uhr mit Rollenspielen, Schmink-Workshops und einem Escape-Room seine bereits 42. „Ratapinyada“.

Auch hier wird’s gruselig

Der Reserva Park nahe Puigpunyent bietet am 1. November (10–17 Uhr) eine Horror-Tour und einen Kostümwettbewerb im Anschluss (ab 14 Uhr). Kinder, die verkleidet erscheinen, kommen gratis rein, Erwachsene bekommen 20 Prozent Rabatt auf den herkömmlichen Eintrittspreis (13,60 Euro).

Auch das Marineland öffnet am Allerheiligen-Tag und ruft zum Kostümwettbewerb. Gäste ab elf Jahren zahlen 27 Euro, Kinder zwischen fünf und zehn Jahren 18 Euro, solche zwischen drei und vier Jahren 12 Euro, Senioren ab 65 Jahren 20 Euro.

Kultur-Liebhaber kommen am 30. Oktober bei einer interaktiven Show im Teatre Principal d’Inca auf ihre Kosten. Gezeigt wird um 20.30 Uhr in Originalversion mit spanischen Untertiteln der Film „The Rocky Horror Piture Show“ (1975, GBR, Regie: Jim Sharman). Dazu treten Musical-Darsteller von Illusions Entertainment live im Theater auf. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Gleich zwei queere Halloween-Film zeigt mit „Mamántula“ (2023) von Ion de Sosa und „¡Corten!“ (2021) von Marc Ferrer am 31. Oktober um 19.30 Uhr das CineCiutat in Palma. Der Eintritt kostet 7 Euro.

Wer feiern will, kann am 31.10. von 18 bis 2 Uhr das Gelände des Recinto Mallorca Live Festival in der Gemeinde Calvià aufsuchen. Es gibt drei Bühnen, auf denen verschiedene Gruppen (u. a. Mujeres, Jane Yo, Sideways) und DJs für Musik sorgen, Foodtrucks sowie Kinderanimation (ab 18 Euro). Das Event wird von den Mallorca Live Nights, Sentados en el Techo und der Bar Sa Fonda in Deià organisiert.

Wer den diesjährigen Halloween-Tag tanzend begehen will, kann im Club El Cid in Molinar am 31. Oktober ab 22 Uhr in entsprechendem Dresscode Salsa & Bachata die Hüfte schwingen. 12 Euro, Karten: Tel.: 682-58 70 67.

Eher besinnlich geht es bei einem Konzert mit dem Projektchor Ammersee am 1. November um 19.30 Uhr anlässlich Allerheiligen in der weißen Strandkirche an der Playa de Palma zu.

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