Mallorca Zeitung

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Fünf Jahre tödliche Flutkatastrophe auf Mallorca: Ein Augenzeuge erinnert sich

Am 9. Oktober 2018 starben 13 Personen bei dem Unglück in Sant Llorenç

Bild von der Flut am 9. Oktober 2018 Biel Capó

Am Montag (9.10.) jährt sich die Sturmflut auf Mallorca zum fünften Mal. Das Unwetter im Jahr 2018 kostete 13 Personen im beschaulichen Sant Llorenç des Cardassar das Leben. Die Gebrüder Pedro und Llorenç Galmés waren damals mit ihrer Verkaufsstelle für Viehfutter stark betroffen. Im Gespräch mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" erinnern sie sich an diesen schicksalhaften Tag.

"Um 14.30 Uhr habe ich die Ladentür aufgesperrt. Es war ein sonniger Tag", sagt Pedro Galmés. Das änderte sich zügig. Am frühen Abend begann es stark zu regnen. Ihre Lagerhalle liegt am Carrer Bordadores, die an einen der Sturzbäche grenzt. "Wir haben gesehen, wie der Pegel stieg. Ich dachte, mehr als zur Hälfte wird er sich nicht füllen. Ich konnte mir nicht ausmalen, was passieren sollte."

Flucht zum höhergelegenen Bahnhof

Als einer der Kunden sie darauf hinwies, dass der Sturzbach Autos mitriss und Personen in einem Wagen eingesperrt sind, wussten die Gebrüder über das Ausmaß Bescheid. Pedro Galmés versuchte mit einem Angestellten, den Eingesperrten zu Hilfe zu eilen. Doch das Wasser strömte so schnell, dass sie keine Chance hatten, das Auto zu finden. Sie sahen, wie der Sturzbach über die Ufer trat. Eigentlich wollten sie zur Lagerhalle zurückkehren, doch Pedros Bruder rief an und riet, einen höhergelegenen Ort aufzusuchen. Llorenç Galmes war bereits auf eine Anhöhe im Laden geklettert, denn das Wasser riss am Boden schon alle Waren mit sich.

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Nach der Flutkatastrophe: Leben im Schlamm

Pedro Galmés machte sich mit dem Angestellten daher auf zum Bahnhof, von wo aus man das Dorf überblicken kann. Der Wasserstand stieg weiter pausenlos. Die Fluten rissen jegliche Vegetation mit sich. Sie dachten dabei an ihren Nachbarn, der sein Auto im Keller geparkt hat. Trotz ihres Anrufs blieb ihm keine Zeit, den Wagen in Sicherheit zu bringen.

Das Wasser spülte Lieferwagen mit Leichtigkeit weg

Der Ausblick von Bahnhof war schrecklich. "Wir sahen, wie das Wasser die Autos wegspülte. Im Getränkegroßmarkt wurden Lieferwagen wie Papierblätter mitgerissen. Wir wussten nicht, ob da noch Menschen waren. Uns war aber klar, dass das eine große menschliche Tragödie ist." Der Schock saß so tief, dass sie nicht einmal daran dachten, zum Handy zu greifen und auf Aufnahme zu drücken.

Als der Regen nachließ und der Wasserpegel sank, konnte Pedro Galmés seinen Bruder suchen. Obwohl das Ladentor geöffnet war, stand das Wasser einen Meter hoch. Von seiner Ware war nichts mehr übrig. In dieser Nacht sollten die Brüder kein Auge mehr zubekommen.

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Sant Llorenç nach der Flutkatastrophe

Im Anschluss war der Ansturm an hilfsbereiten Personen groß. "Wir brauchten vielleicht vier Helfer. Es standen aber 40 Leute vor der Tür", sagt Pedro Galmés. Auch mit den erhaltenen Entschädigungszahlungen durch die Behörden sind die Brüder zufrieden.

Es fehlt lediglich, dass eine Wiederholung des Unglücks ausgeschlossen werden kann. Seit Jahren planen die Politiker Baumaßnahmen, um die Sturzbäche zu sichern. Passiert ist bislang aber nichts. Bei jedem Regenguss schauen die Anwohner von Sant Llorenç gen Himmel und beten, dass es diesmal nicht so schlimm wird. /rp

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