Kaum eine Bewohnerin und ein Bewohner von Sant Llorenç im Osten von Mallorca hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (7.10.) die Augen zugemacht. Am Sonntag (9.10.) jährt sich in dem Dorf zum vierten Mal die verheerende Flutkatastrophe, die 13 Menschen das Leben kostete und den Inselosten schwer traf. Und nun, vier Jahre später, kam es erneut zu Starkregen, der die Sturzbäche beinahe wieder zum Überlaufen brachte. Viele Menschen in Sant Llorenç packte die Panik. Die Erinnerung an die Tragödie 2018 ist allgegenwärtig.

Ab 23.30 Uhr regnete es ohne Unterlass. Es hörte einfach nicht auf. Der größte Schreck kam um halb zwei Uhr morgens, als die Sirene ertönte, die die Gemeindeverwaltung im Gebäude des Kulturzentrums Espai 36 in der Carrer Major installiert hatte, um sie bei höchster Alarmstufe zu aktivieren. Außerdem fuhren Beamte der Ortspolizei, des Zivilschutzes und der Feuerwehr durch die Straßen, um die Bevölkerung vor der Gefahr zu warnen. Erst um 3 Uhr wurde die Sirene abgeschaltet.

Diesmal bleibt es beim Schrecken

Die Bewohner erschraken. Am Morgen danach erzählen sie das dem Reporter des "Diario de Mallorca" auf dem Rathausplatz des Ortes, Derselbe Platz, auf den an diesem Freitag die Behörden und Einsatzkräfte zurückkehren, um die Situation zu analysieren. Diesmal blieb es bei einem Schrecken.

"Wir hatten Angst, weil wir sahen, dass es die ganze Zeit regnete, die Sturzbäche voll waren und wir natürlich sofort an die Flutkatastrophe dachten", sagt am Morgen danach ein Bewohner auf dem Rathausplatz - dem Platz, der vor vier Jahren der Ausgangspunkt der Katastrophe war. "Erst als um halb vier der Notfallplan deaktiviert wurde, weil die Wassermassen in den Sturzbächen weniger wurden, beruhigten wir uns."

Warnungen helfen wenig

Der Bürgermeister von Sant Llorenç, Pep Jaume, rechtfertigte am Vormittag, dass der Notfallplan aktiviert wurde: "Am Donnerstagmorgen hatten wir bereits die Einwohner gewarnt, ihre Fahrzeuge nicht in bestimmten Bereichen zu parken, aber das gute Wetter am Nachmittag wog manche in Sicherheit. Es schien, dass die Warnstufe bereits aufgehoben wäre, aber in der Nacht hörte es dann nicht auf zu regnen. Mit dem Anstieg des Wasserstandes im Sturzbach haben wir dann den Alarm ausgelöst, um die Einwohner davor zu warnen, dass die Gefahr real ist."

Es seien die Ortspolizei und der Zivilschutz hinzugezogen worden. Auch mehrere Gemeinderäte seien auf der Straße unterwegs gewesen, um zu helfen, so Jaume. Die Ortsumgehung sei gesperrt worden. "Außerhalb des Dorfes gab es größere Zwischenfälle, wie etwa umgestürzte Mauern oder gesperrte Straßen", sagt Pep Jaume.

Das Risiko minimieren

Just am Donnerstag (6.10.) hatte das balearische Umweltministerium angekündigt, Hochwasserschutz-Maßnahmen am Sturzbach Torrent Ses Planes zu ergreifen. Dieser sei ebenso wie der Sturzbach Torrent Gros in Palma derjenige Wasserlauf, wo die Gefahr von Überschwemmungen am größten sein.

Bürgermeister Pep Jaume denkt unterdessen darüber nach, in Zukunft Felder rund um Sant Llorenç überfluten zu lassen, bevor das Wasser das Dorf erreichen kann. Auch seien Umleitungen des Sturzbachs denkbar. Das Risiko werde nie bei Null liegen, da Sant Llorenç nun einmal von Bergen umgeben sei. Aber man könne das Risiko minimieren. /jk