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Mallorcas "Urziege" hat Verwandtschaft im Himalaya

Neue Erkenntnisse: Der mit der Ankunft des Menschen ausgestorbene "Myotragus balearicus" ist weniger einzigartig als gedacht. Und hatte auch nichts von einem Schaf

Mallorcas "Urziege" hat Verwandtschaft im HimalayaIllustration: culturatalayotica.es

Mallorcas Höhlenziege, der Myotragus balearicus, hat Verwandte in den Ausläufern des Himalaya. Zu diesem überraschenden Schluss ist ein internationales Forscherteam gekommen, das Genmaterial aus Knochen der ausgestorbenen Höhlenziege untersuchte und dieses mit dem anderer Arten verglich. Die Wissenschaftler stellten dabei Übereinstimmungen mit den Bhutan-Takinen (Budorcas taxicolor) fest, die noch heute in den Bergen Asiens leben. Takine sind stämmige, plump wirkende Tiere, die wegen ihrer fast rinder­artigen Gestalt eher an Gnus als an Ziegen erinnern. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 2,4 Metern, eine Schulterhöhe von bis zu 1,4 Metern und können bis zu 400 Kilogramm schwer werden.

Als vergleichendes Genmaterial der Höhlenziege dienten zwischen 4.000 und 12.000 Jahre alte Knochen, die Archäologen bei Ausgrabungen in Höhlen in der Serra de Tramuntana sichergestellt hatten. Die Gentests konnten zudem eine bisherige Hypothese widerlegen: Anders als bislang angenommen besteht zwischen der Höhlenziege und der Gattung der Schafe (Ovis) keine direkte verwandtschaftliche Beziehung. Leiter der Studie, an der auch Forscher aus Australien und Barcelona teilnahmen, waren Pere Bover von der Universität Zaragoza sowie Joan Pons vom Meeresforschungsinstitut Imedea der Balearen-Universität in Palma.

Erst 1909 wiederentdeckt

Mallorcas ausgestorbene Höhlenziege war erstmals von der britischen Paläontologin und Zoologin Dorothea Bates im Jahr 1909 beschrieben worden. Sie hatte damals bei einer Expedition zur Na-Barxa-Höhle bei Font de Sa Cala im heutigen Gemeindegebiet von Capdepera ein Skelett des Tieres freigelegt. Bis dato wusste niemand von der Existenz des Myotragus balearicus, erst nach Bates' Entdeckung wurde er zum Gegenstand zahlreicher Forschungen über die Fauna vor der großen Eiszeit.

Der Myotragus balearicus lebte sowohl auf Mallorca als auch auf Menorca, Cabrera und Dragonera. Die ab 3.000 v. Chr. etwa zeitgleich mit der Ankunft des Menschen auf den Inseln ausgestorbene Höhlenziege war deutlich kleiner als ihre noch lebenden Verwandten im Himalaya. Sie hatte kurze Beine, kam nur auf eine Schulterhöhe von rund 50 Zentimetern und verfügte über ein verhältnismäßig kleineres Gehirn als der heute in Asien lebende Takin. Anders als heutige Ziegen waren ihre Augen frontal und nicht seitlich ausgerichtet.

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