Es gibt Kunstwerke, bei denen manch Betrachter unwillkürlich denkt: „Das kann ich auch." Ob das wirklich stimmt , ist natürlich eine andere Frage. Die Bilder des kubanischen Exil-Künstlers Waldo Balart fallen sicherlich in diese Kategorie. Im Mittelpunkt stehen farbige, geometrische Formen. Die Arbeiten werden der konkreten Kunst zugerechnet. Wie sich das Werk von Balart, der in New York lebt, in vier Jahrzehnten entwickelt hat, ist seit Ende November in der neuen Galerie Roy in Felanitx zu begutachten. Sie hat sich auf Konstruktivismus und konkrete Kunst spezialisiert.

Die Galerie befindet sich in einem umgebauten Stadthaus an der Plaça Pax. Ein deutsches Ehepaar hat es renoviert, unter anderem einen drei Stockwerke hohen Lichtschacht in den Bau integriert. Es ist hell hier, die Räume erstrecken sich jeweils über ganze Etagen. Bis Mitte August 2020 sind die Ausstellungen durchgeplant, insgesamt neun Künstler werden einzeln gezeigt, hinzu kommen Gruppenschauen. Es sind auch einige Deutsche dabei, unter anderem Klaus J. Schön und Hartmut Böhm.

Nicht kommerziell ausgerichtet

Verantwortlich für die Planung ist der ­Kurator Daniel Roy. „Wir zeigen die zweite ­Generation an konkret-konstruktivistischen Künstlern, also jene , die ungefähr ab 1930 geboren wurden", sagt er. Die Werke stammen aus den Depots der Künstler selbst oder deren Nachfahren. „Es sind kleine Museumsausstellungen, weil die Galerie nicht kommerziell ausgerichtet ist", sagt Daniel Roy. Auch deshalb sei Felanitx ein guter Ort für dieses Projekt. „Das Publikum, das sich für diese Ausstellungen interessiert, reist gern. Da braucht man nicht unbedingt im Zentrum von Palma vertreten zu sein." Zudem könne man den Besuch der Galerie sonntags mit einem Ausflug auf den Markt von Felanitx verbinden.

Die gezeigte Kunst sei aufgrund der klaren ästhetischen Ansätze zeitlos. „Diese Kunst unterliegt wenig modischen Schwankungen. Wir zeigen Künstler, die sich dieser Kunst jahrzehntelang verschrieben und durchgehalten haben, selbst wenn sie länger kein Bild verkauft haben", so Roy, der im kommenden Jahr auch Arbeiten von seinem Vater, dem Künstler Reinhardt Roy zeigen wird.

Dass die Spezialisierung auf eine Kunstrichtung nicht langweilig wird und eine große Bandbreite an Ausdrucksformen innerhalb dieses Stils möglich ist, zeigen gleich die ersten beiden Künstler. Während die Arbeiten von Balart farbenfroh sind, sind die von Bruno Erdmann, dessen Werke ab Februar gezeigt werden, in Weißtönen gehalten. Der 2003 verstorbene Darmstädter Künstler untersuchte ab Ende der 70er-Jahre das Verhältnis von Licht und Stille, Rahmung und Gerahmtem sowie Raum und Fläche. „Wir werden einige Künstler zeigen, die zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten sind", sagt Roy.

Galerie Roy, Plaça Pax, 6 , Felanitx, Öffnungszeiten: Donnerstag, Samstag und Sonntag 10-14 Uhr, ­Freitag 16-19 Uhr, weitere Informationen unter Tel.: 971-58 01 45.