Im Grunde ist Viktoria Mullova zweimal aus beengenden Regimes ausgebrochen. Beim ersten Mal war sie 23. Es war das Jahr 1983, das Ende der Sowjetunion war noch weit entfernt, und die junge Violinistin hatte gerade den renommierten Tschaikowski-Wettbewerb gewonnen. Sie nutzte gemeinsam mit ihrem damaligen Freund einen Konzertaufenthalt in Finnland, um sich über Stockholm in die USA abzusetzen. Sie berichtet darüber in ihrer von Eva Maria Chapman verfassten Biografie „From Russia to Love".

Der zweite Ausbruch kam rund anderthalb Jahrzehnte später. Die Violinistin, die am kommenden Donnerstag (14.3.) mit den Balearen-Sinfonikern im Auditorium von Palma auftritt, nahm mit ihrem Mann Matthew Barley das Album „Through the Looking Glass" auf, auf dem sie das Korsett der Klassik abstreifte und sich dem Jazz und Blues, sogar dem Pop öffnete. So nahm Sie unter anderem Songs von den Beatles („For You Blue"), den Bee Gees („How Deep Is Your Love?") und Weather Report („The Pursuit of the Woman with the Feathered Hat") auf.

Sie breche gerne Regeln, sagt sie mitunter in Interviews. Besonders in der Sowjetunion muss sie das viel Überwindung gekostet haben. Die Angst sei dort auch in der Musik ein ständiger Begleiter gewesen, sagte sie 2001 in einem Interview mit dem kanadischen Magazin „La Scena Musicale". Man habe alles perfekt spielen müssen. Auch deshalb sei es für sie später ein großer Schritt gewesen, sich einem Genre wie dem Jazz zu öffnen, das so sehr von der Improvisation lebt. Sie habe viele Jahre gebraucht, um festzustellen, dass ihr Musikmachen auch richtig Spaß machen kann, erzählte Viktoria Mullova 2012 dem britischen Sender „Classic FM".

Auch wenn sie weitere Alben mit Ausflügen in andere Stilrichtungen aufnahm, unter anderem in die brasilianische Musik - ihren Bezug zur Klassik hat die 59-Jährige nicht aufgegeben. Sie ist international unter anderem für ihre Bach-Interpretationen anerkannt und hat im Laufe der Jahre unter anderem mit den Berliner Philharmonikern, den Wiener Symphonikern und dem Orchester des Bayerischen Rundfunks gespielt.

Bei ihrem Konzert in Palma gibt sie das Violinkonzert von Jean Sibelius, mit dem sie sich schon in jungen Jahren beschäftigte, und die vierte Sinfonie des Ungarn Franz Schmidt.

Viktoria Mullova mit den Balearen-Sinfonikern, Auditorium Palma, 14.3., 20 Uhr, Karten 25-35 Euro unter auditoriumpalma.com