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Aus der Serie „Game Arthritis“ von Matteo Bittanti und IOCOSE. | FOTO: CAIXAFORUM

Nicht nur für Gamer: In Palma de Mallorca eröffnet eine Ausstellung über Videospiele

Die neue Ausstellung „Homo Ludens“ im CaixaForum spürt dem Phänomen der Videogames nach – der dahinterstehenden Industrie, ihrer soziokulturellen Bedeutung und ihrem kreativen Potenzial

Beim Familienbesuch von „Homo Ludens“, der neuen, großen Schau im CaixaForum Palma, werden sowohl „dauerzockende“ Teenager als auch kulturinteressierte Eltern ihren Spaß haben. „Die Ausstellung spricht nicht nur und gar nicht so sehr die Gamer an, sondern besonders ein Publikum, das Videospiele nicht kennt oder sogar Vorbehalte gegen sie hat“, versichert der Kurator Luca Carrubba im Gespräch mit der MZ. „Videospiele betreffen uns alle, ob wir sie nutzen oder nicht.“

Carrubba attestiert ihnen quasi eine Superkraft. Denn ihre Mechanismen, Funktionsweisen und Regeln würden auf viele andere Geräte übertragen – auch zum Beispiel auf heutige digitale Apps – und durchdrängen alle Bereiche der Gesellschaft, von der Bildung über die Arbeit bis zur Liebe. „Ob wir uns mit GoogleMaps durch die Stadt bewegen oder über Tinder flirten – in gewisser Weise spielen wir dabei immer“, sagt der Kurator.

Ausstellung wie ein Videospiel konzipiert

In der Ausstellung könne man zwar nicht direkt mit den präsentierten Games spielen, aber die ganze Schau an sich sei interaktiv konzipiert: Besucher dürfen ihre eigenen Avatare erstellen und Fragen beantworten. Dabei könne man sich zu wichtigen gesellschaftlichen Themen positionieren – Carrubba verspricht sich davon spannende Diskussionen. Bei der Konzeption der Räume für die Ausstellung, die bereits an anderen Standorten von CaixaForum in Spanien zu sehen war, wurde eine Anpassung gemacht, die den Gegebenheiten vor Ort geschuldet ist: Ursprünglich gab es eine zentrale Lobby, von der aus die Besucher frei entscheiden konnten, welche Richtung sie nehmen – wie in einem Videospiel. Nun ist der Rundgang linear, doch es spielt eigentlich keine Rolle, von welcher Seite oder mit welchem der sechs Räume man anfängt.

Abgesehen davon entschied sich Carrubba bei der formalen Gestaltung der Ausstellung für einen relativ traditionellen Ansatz, um jede Art von Publikum zu erreichen. „Wer normalerweise Kunstausstellungen besucht, kann sich hier wohlfühlen und wird nicht erschrecken“, versichert er. Der Kurator wollte einen Raum kreieren, in dem Spiele gleichermaßen als Gegenstände der Kunst wie als kulturelle Produkte zur Geltung kommen.

Künstler, die mit der Sprache der Videospiele arbeiten

Ein zentrales Stück ist die farbenfrohe Auftragsarbeit „La màquina que juga sola“, welche die renommierte katalanische Künstlerin Mónica Rikić für „Homo Ludens“ kreierte – eine interaktive Skulptur, deren Grundidee lautet: Wie würde sich eine mit künstlicher Intelligenz gesegnete Maschine ganz für sich allein mit einem Spiel oder einem Videospiel amüsieren? „Es ist das Werk, das am besten aufgreift, wie Videospiele mit künstlerischen Ausdrucksformen interagieren können und selbst zu einer werden“, sagt Carrubba. Ob ein Videospiel an sich Kunst sein kann oder nicht, interessiere ihn nicht. „Der Punkt ist: Seit vielen Jahren gibt es Künstler, die mit der Sprache der Videospiele arbeiten und sie als vollwertiges Werkzeug für die künstlerische Produktion nutzen.“ Im Fall von Rikić eröffneten sich somit überraschende Perspektiven, die die Möglichkeiten und Ängste in Bezug auf künstliche Intelligenz mit einbeziehen.

Einen Beitrag auf der Metaebene liefert hingegen die inszenierte, provokante Fotoserie „Game Arthritis“ von Matteo Bittanti und IOCOSE: Zwischen Forschung und Fiktion zeigt sie eine Reihe von Menschen mit Deformationen und körperlichen Leiden, die vermeintlich durch Videospiele verursacht wurden. „Eigentlich ist es eine Kritik daran, wie die negative Kritik an Videospielen in einem pseudowissenschaftlichen Diskurs konstruiert wird“, erklärt Carrubba. Trotzdem habe er reale Schattenseiten nicht ausblenden wollen: Auch Themen wie das Phänomen des „Goldfarming“, bei dem Computerspieler gegen Bezahlung große Mengen an Spielwährung oder Gegenständen erwirtschaften und weiterverkaufen, werden in der Schau durchaus behandelt. „Aber wir brauchen einen umfassenden Ansatz – wir sollten Videospiele weder feiern noch verdammen“, sagt Carrubba.

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