Ich muss zugeben: Ich bin erst einmal skeptisch, wenn es um Inklusion geht. Klar, es klingt schön, wenn alle Kinder, egal, welche Fähigkeiten oder Einschränkungen sie haben, zusammen sein und gemeinsam lernen können. Doch sofort drängt sich mir die Vorstellung auf, wie ein Schüler mit Schwerstbehinderung sich wohl gefühlt hätte, damals, vor einigen Jahren, im Französisch-Kurs auf dem Gymnasium, bei unserem zugeknöpften Oberlehrer, der nach dem Prinzip „Setzen, sechs!" vorging. Und automatisch kommen mir die Fragen: Wem soll das etwas bringen? Und ist es nicht schier unrealistisch, solche Situationen für alle Beteiligten nicht nur erträglich, sondern bereichernd zu machen? Zumal ich durch Hospitationen an Förderschulen weiß, dass die Fachkräfte dort eine Betreuung bieten, die besser kaum sein könnte.

Und doch, das Thema Inklusion verfolgt einen geradezu, auch bis nach Mallorca. Schließlich ist es ein internationales Abkommen der UNO, das vorsieht, dass alle Schüler das Recht haben, an einer Regelschule unterrichtet zu werden - da ist Spanien genauso im Zugzwang wie Deutschland. Es hat viele, sehr viele Gespräche mit überzeugten Inklusions-Befürwortern gebraucht, um meine keineswegs diskriminierend gemeinte, aber doch beständige Abwehrhaltung gegenüber der allumfassenden Schul-Inklusion zumindest in Ansätzen aufzuweichen. Vielleicht stimmt es: Nur wer groß denkt und auch unrealistisch Erscheinendes anstrebt, kann langfristig tatsächlich Veränderungen bewirken. Was aber nicht passieren darf, ist „Inklusion" um jeden Preis Es sollte immer um das Wohl der Kinder gehen - und nicht um wünschenswerte Quoten.