Der Inselduden

Deutsche Theorie und mallorquinische Praxis

nutzen, für die Erreichung eines Ziels geeignet sein

Dem titelgebenden Ratschlag sollte Folge geleistet werden, da man nie weiß, wann und wo sich die nächste Gelegenheit dazu ergibt: „Nutze den guten Wind, da schlechter kommen kann“ (Aprofita’t des bon vent, que en pot venir de dolent). Der genaue Ursprung des folgenden weisen Ausspruchs ist unklar, er wird unter anderem Seneca zugeschrieben: „Wenn du Geld zu nutzen verstehst, ist es deine Magd; wenn du es aber nicht zu nutzen verstehst, deine Herrin.“ Ein weiterer entscheidender Aspekt gilt auf Mallorca ebenso wie in Deutschland oder dem alten Rom: „Nutze die Zeit, denn sie ist Gold wert“ (Aprofitar es temps, que és or) – schließlich „kann man sie nutzen, aber nicht sparen“ (Matthias Scharlach). Vor der heutzutage allgegenwärtigen Zweiteilung der Gesellschaft, welche weitestgehend an Rentabilität und Profit ausgerichtet ist, warnte bereits Ende des 18. Jahrhunderts der heimische Philosoph Friedrich Schiller: „Nur vom Nutzen wird die Welt regiert.“

Auf einen alltäglichen Aspekt bezieht sich der Ausspruch „De sol a sol“, welcher die ehedem extremen Bedingungen der Feldarbeiter festhielt, deren Schicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang dauerte, um keinen Moment des wertvollen Tageslichts zu vergeuden: „Das Tageslicht zu nutzen ist eine gute Angewohnheit“ (Aprofitar bé sa llum és un bon costum). Ein gnadenloser Geizkragen mag gegen Ende seines Daseins zwar über beachtliche Ersparnisse, jedoch nicht über die Gabe verfügen, den materiellen Reichtum zu Lebzeiten zumindest teilweise auszugeben, weshalb jene Freude den Erben zufällt: „Der Geiz wird ebenso wie ein Schwein erst nach seinem Tod genutzt“ (L’avar és com un porc, que només s’aprofita quan és mort). Neue Bekanntschaften kritisch zu hinterfragen, um nicht ausgebeutet zu werden, legt eine Empfehlung des römischen Epikers Ovid nahe: „Eine breite Menge misst Freundschaften an ihrem Nutzen.“