Der umstrittene Altkönig Juan Carlos ist zu seinem ersten Heimatbesuch seit knapp zwei Jahren in Spanien eingetroffen. Der 84-Jährige landete am Donnerstagabend (19.5.) um 19.13 Uhr im Privatflieger am Flughafen Vigo-Peinador im Nordwesten des Landes, wie Medien berichteten und bei Fernsehsendern auch live zu sehen war.

Die Kameras der Sender zeigten aus der Ferne, wie das frühere Staatsoberhaupt langsam und mit viel Mühe die etwa zehn Stufen der Gangway hinunterstieg. Der Mann im blauen Blazer nahm dann einen Stock in die Hand, um die paar Schritte zum wartenden Wagen zu schaffen. Von der Familie war nur Tochter Elena (58) zur Begrüßung da.

Hauptsächlich in Galicien unterwegs

Nach Angaben des Königshauses wird der Bourbone, der seit Sommer 2020 im Exil in Abu Dhabi lebt, nur bis Montag in Spanien bleiben. Die meiste Zeit werde er in der Hafenstadt Sanxenxo in Galicien sein. Dorthin zieht es den passionierten Segler wegen einer internationalen Regatta, sagte Bürgermeister Telmo Martín.

Zum Abschluss des Besuchs wird es am Montag im Zarzuela-Palast bei Madrid dann aber auch ein Treffen mit seinem Sohn, König Felipe VI., seiner Frau Sofía (83) und dem Rest seiner Familie geben.

Montag zurück nach Abu Dhabi

Anschließend werde er noch am selben Tag nach Abu Dhabi zurückreisen, wo er sich "dauerhaft niedergelassen" habe, hieß es in der Mitteilung des Königshauses ausdrücklich.

Felipe (54) ist wie die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez darauf bedacht, Schaden vom Königshaus durch zu große Nähe zu Juan Carlos abzuwenden. Mit dem Besuch in Madrid erst am letzten Tag wurde auch das Thema einer möglichen Übernachtung in der Zarzuela umschifft. Die der Monarchie wohlwollend gegenüber stehende Zeitung "El Mundo" hatte berichtet, Juan Carlos sei ungehalten, weil sein Sohn ihn dort nicht übernachten lassen wolle.

Nach einer Umfrage vor gut einem halben Jahr ist eine knappe Mehrheit der Spanier (53 Prozent) davon überzeugt, dass die Monarchie eine nicht mehr zeitgemäße Institution ist, die abgeschafft gehört. Schuld daran trägt wohl zu einem erheblichen Teil Juan Carlos.

Warum der Alt-König im Exil lebt

Immerhin entging der Mann, der fast 40 Jahre lang Staatsoberhaupt von Spanien war, unter anderem nur deshalb einem Strafverfahren wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten, weil er entweder durch seine Immunität als König bis zu seiner Abdankung 2014 geschützt war oder die Taten verjährt waren. Sánchez betonte, der Ex-Monarch schulde dem spanischen Volk eine Erklärung.

Juan Carlos hatte seine Heimat am 4. August 2020 zunächst mit unbekanntem Ziel verlassen. Später tauchte er in Abu Dhabi auf. Anfang März ließ er nach der Einstellung aller Strafermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten verlauten, er wolle vorerst zwar im Exil bleiben, die Heimat aber bald sporadisch besuchen. /dpa