Da war er wieder: Thomas ­Gottschalk stattete der Insel am vergangenen Wochenende einen Kurzbesuch ab. Diesmal nicht als TV-Moderator, sondern als Markenbotschafter für britische Edelkarrossen bei einer „Mallorca ­Golfwoche". Zusammen mit dem Kölner Rolls-Royce-Vertreter ­Michael Gleissner unternahm er am Freitag (19.10.) bei rauer See einen Segeltörn in der Bucht von Palma. Die MZ war mit an Bord. „Achtung: Er darf nicht auf ­Dieter Bohlen, Markus Lanz oder Florian Silbereisen angesprochen werden", hatte es schon im Vorfeld mehrfach geheißen. Nach dem Törn ging es noch auf einen ­Empfang in Andratx.

Eigentlich wollten Sie ja mit Journalisten nicht über ­„Wetten, dass ..?" reden. Aber hier auf Mallorca kommen wir da nicht drum rum €

Das stimmt wohl. Es gab kaum etwas Emotionaleres, als in der Stierkampf-Arena zu stehen und die Sommer-Shows von „Wetten, dass..?" zu machen. Nach 23 Jahren sind die einzelnen Sendungen ansonsten in meiner Erinnerung miteinander verschmolzen, aber hier war immer eine besondere Atmosphäre. Die Mallorca-Shows gehören zu den schönsten Fernseh-Momenten, die man erleben kann.

Vermissen Sie diese Augenblicke nicht?

Nein, ich habe hier Jahr für Jahr 10.000 Zuschauer verwöhnt. Aber die Zeiten und auch das Fernsehgeschäft haben sich geändert, insofern kann ich ganz ohne Wehmut auf meine Mallorca-Zeiten zurückblicken. Nach 23 Jahren denkt man schon mal: Ach, zum 14. Mal Peter Maffay oder zum 16. Mal Til Schweiger. Bei allem im Leben geht irgendwann der Zauber flöten. Ich bin nur in Sachen Ehe stabil, bei allem anderen muss irgendwann ein Wechsel her.

War Ihre Frau denn mal mit auf Mallorca?

Da muss ich überlegen - nein, war sie nie. Aber meine Frau weiß auch, dass ich bei solchen Anlässen meine Aufmerksamkeit für die Show brauche. Wenn sie da in der ersten Reihe gesessen hätte, dann hätte mich das wahnsinnig gemacht. Aber es soll ja solche ­Moderatorenfrauen geben €

Haben Sie denn damals überhaupt etwas von Mallorca gesehen?

Eigentlich immer nur das Hotel. Ganz am Anfang saß ich in der Arena immer zwischen dem ­Torero-Klo und dem OP-Raum, wo die wieder zusammengeflickt wurden. Später wurden die Umkleiden dann deutlich vornehmer.

Heute hatten Sie mehr Muße...

Da bin ich im Rolls-Royce herumgefahren, aber da schaut man dann ehrlich gesagt mehr auf das Auto als auf sonstwas.

Werden Sie denn irgendwann wieder auf Mallorca auftreten?

Die Chance besteht, es gibt nichts, was mir Mallorca verekelt hätte. Momentan hab ich einfach keine Zeit. Aber wer weiß, vielleicht hab ich ja bald deutlich mehr davon.

Warum leben Sie eigentlich nicht hier? Das Wetter ist mit Malibu zu vergleichen, und die Flüge nach Deutschland dauern nur zweieinhalb Stunden.

Bei aller Wertschätzung meines Publikums - wenn ich meine Ruhe haben will, bin ich mit Mallorca nicht gut bedient. Gerade jetzt am Flughafen war da wieder so eine Gruppe Frauen, die alle dieselben rosa Hosen mit Aufschlägen trugen und natürlich gleich riefen: ´Guck mal, der Tommy!´. Also, wenn ich irgendwann in Depressionen versinke, weil ich nicht mehr fotografiert werde, dann wäre die Insel als Wohnsitz eine Alternative.

Sie haben es eben schon erwähnt: Sie sind als Marken­botschafter von Rolls-Royce hier - ist das für Sie ein alltagstaugliches Auto?

In den Staaten schon, da gibt es wie in England eine gewisse Bereitschaft, sich so etwas zu leisten, wenn man es sich leisen kann. In Deutschland ist das so eine Sache. Hier liegen ja ganz viele Luxusyachten, auf denen sich heimlich die Deutschen verstecken, die sich zu Hause nicht trauen, einen Rolls-Royce zu fahren. Früher war ich ja Bentley-Fan, aber als Rolls-Royce-Fahrer kann ich wenigstens sagen, dass ich die Jungs von BMW unterstütze und was für die heimische Wirtschaft tue.

Fernsehen, Filme, Musik, Marken­botschafter - gibt es irgendetwas, was Sie in Ihrer Karriere nicht gemacht haben?

Ich habe, glaube ich, alles gemacht, was man in meiner Branche machen kann, und hatte immer Spaß dabei. Also, Herrgottschnitzer werde ich in diesem Leben sicher nicht mehr.

Und bald schreiben Sie auch noch eine Kolumne für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Ich war ja die letzten dreißig Jahre immer politisch korrekt, habe mich immer zwischen dem Boulevard und dem Feuilleton durchgemogelt. Den Spagat zwischen dem Feuilleton der FAS und dem Supertalent finde ich spannend.

Von den Supernasen-Filmen mit Mike Krüger zum Supertalent mit Dieter Bohlen war es ein langer Weg. Wird man im Alter als Moderator weiser?

Der Vorteil des Moderatorenjobs ist ja, dass man so viele verschiedene Perspektiven mitbekommt. Da müsste man schon sehr dämlich sein, wenn man im Alter nicht klüger wird.

Mal ehrlich: Sind Sie über den momentanen Verlauf Ihrer Karriere nicht doch ein wenig enttäuscht?

Ich war mein ganzes Leben lang zufrieden, ging und gehe entspannt und heiter meinem Beruf nach, und mir tut keine Sekunde davon leid. Das war ja auch mit dem Michael Schumacher so. Der hat in der letzten Phase kein Formel-1-Rennen mehr gewonnen, aber für sich selbst hat er da noch was rausgezogen. Blöd wäre es, wenn mir „Wetten, dass ..?" irgendwie weggerutscht wäre, wenn ich das versenkt hätte. Aber so war es meine eigene Entscheidung, und das ist ein gutes Gefühl. Ich wünsche dem Format alles Gute und freue mich, dass es mit neuer Kraft in neuen Händen liegt. Ich habe den Job nie wichtiger genommen, als man muss. Ich habe da ja kein Schiff gebaut, das dann abgesoffen ist oder so. Es ist ja nur Unterhaltungs­fernsehen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 25. Oktober (Nummer 651) lesen Sie außerdem:

- Pierce Brosnan auf Mallorca: das Lachen des Schwerenöters

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