Von Brigitte Kramer

Der Vorstand des Museums hat sich von Ihnen getrennt. War das eine einvernehmliche Trennung?

Ich habe dazu nichts zu sagen.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Museums?

Das Museum steht seit seiner Eröffnung Anfang 2004 in der Kritik. Das wusste ich, bevor ich hier anfing. Ich kam aus Barcelona und kannte niemanden. Deshalb habe ich mich auf meine Arbeit konzentriert. Ich kann eine gute Bilanz vorweisen, nach rund dreieinhalb Jahren effektiver Arbeit. Wir haben beinahe 20 Ausstellungen gemacht. Das Museum ist jetzt bekannter, vor allem international. Jetzt muss das Niveau gehalten werden.

Hatten Sie Entscheidungsfreiheit?

Ich hatte den Aufsichtsrat über mir, in dem die Stadt Palma, der Inselrat, die Landesregierung und die Stiftung Pedro Serra vertreten sind. Mit dem musste ich alles absprechen.

Welche Pläne hatten Sie?

Ich wollte dem Museum eine Identität verleihen. Das schafft man ausgehend von der Realität: eine Sammlung (des Verlegers Pedro Serra, Anm. d. Red.), eine Region, eine Gesellschaft, das künstlerische Panorama Mallorcas ? Ich versuchte, vor allem die Sammlung - 400 Stücke von Ende des 19. Jahrhunderts bis heute - bekannt zu machen: Thematische Ausstellungen, neue Anordnung der Bilder und Skulpturen, Leihgaben ins Ausland ? das waren meine Ansätze. Im Haus zeigten wir rund 100 Arbeiten im wechselnden Rhythmus, parallel zu den Eröffnungen temporärer Ausstellungen.

Sie haben auch Arbeiten zeitgenössischer Künstler der Insel gezeigt, besonders im Alten Wasserspeicher Aljub.

Rebecca Horn, Erwin Bechtold, Jaume Plensa, Fabrizio Plessi, Glòria Mas, Eva Choung-Fux, jetzt Bernardí Roig ? es gibt glücklicherweise sehr gute Künstler, die einen Bezug zu Mallorca haben.

Hat man Ihnen jemals vorgeworfen, zu wenig für einheimische Künstler zu tun?

Bevor ein Museum Künstlern eine Plattform bieten kann, muss es sich selbst erst einen internationalen Namen machen. Das sah ich als meine Aufgabe. Sonst bleibt ja alles provinziell. Anfangs halfen uns Künstler wie Rebecca Horn, bekannter zu werden. Später konnten wir Künstler wie Glòria Mas oder jetzt Bernardí Roig, in der laufenden Ausstellung ?Light Messages´, bekannter machen. Die Arbeit des Mallorquiners Bernardí Roig hat Kohärenz und Reife. Ich wollte sie in einer Kollektivausstellungen zeigen, weil das attraktiver ist für das Publikum. Also habe ich Roig mit renommierten Alterskollegen zusammengebracht, die auch mit neuen Medien arbeiten. Roig erfährt durch Alvargonzález und Canogar eine Aufwertung, die er verdient hat.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Arbeit anerkannt wurde?

Es war für mich leichter, das Vertrauen internationaler Museen und Sammler zu erlangen, die uns Arbeiten geliehen haben, als vor Ort auf Verständnis zu stoßen. Hier gibt es viele Menschen, die nicht verstehen, was die Funktion eines Museums ist. Es geht nicht darum, eine Ausstellung nach der anderen zu machen. Ein Museum ist ein intellektuelles, wissenschaftliches, langfristig angelegtes Projekt. Es zeigt die künstlerische Vergangenheit und Gegenwart der Region, in der es angesiedelt ist, stellt sie in einen internationalen Zusammenhang. Jede Entscheidung muss dieser Linie folgen und durch sachliche Argumente gestützt sein. Das ist meine Einstellung. Dass dies in der Öffentlichkeit verzerrt oder nicht wahrgenommen wurde, ist etwas anderes.

Gegen welche Interessen mussten Sie sich durchsetzen?

Ich konzentrierte mich bis zuletzt auf meine Arbeit, den Rest habe ich ausgeblendet. Ich habe hier für die Bevölkerung gearbeitet, nicht für die, die an der Macht sind. Mit Steuergeldern zu arbeiten, bedeutet für mich eine große Verantwortung. Das Museum gehört keiner Privatperson, sondern allen. Es sollte deshalb nicht als Schaufenster Einzelner missbraucht werden.