Die Bombe, die dem Balearen-Premier José Ramón Bauzá quasi unter dem Hintern explodierte, hatte es in sich: Die Chefin der Finanzaufsicht seiner eigenen Regierung gestand bei einer Pressekonferenz, dass Bauzá im vergangenen Sommer nach Absprache mit oder sogar auf Drängen von Spaniens damaliger Finanzministerin Elena Salgado (einer Sozialistin!) den wahren Schuldenstand der Balearen verschleiert hat, um die Märkte nicht zusätzlich zu beunruhigen. Nach einer Schrecksekunde wurde die Spitzenbeamtin aus ihrem Büro gejagt, und was sie gesagt habe, sei Quatsch. Wahr sei vielmehr, dass man später noch haufenweise unbezahlte Rechnungen „in den Schubladen" gefunden habe, weshalb der echte, weit höhere Schuldenstand erst nachträglich bekannt geworden sei.

Man könnte jetzt Spekulationen darüber anstellen, was für die Märkte beunruhigender ist: Eine Chefin der Finanzaufsicht einer Region mit einer Million Einwohnern, die entweder keine Ahnung hat, wovon sie spricht, oder sich der Tragweite einer derartigen Aussage nicht bewusst ist. Oder ein Regierungschef, der offensichtlich Mühe hat, Kontrolle über seine Untergebenen und vor allem über deren Schubladen zu erlangen. Man fragt sich auch, wozu eine von uns allen bezahlte Finanzaufsicht gut ist, wenn diese nicht öffentlich Alarm schlagen darf, sobald die Regierenden uns und die Märkte anflunkern, oder dies erst nach einem Jahr Bedenkzeit, in Form eines Ausrutschers und mit dem bekannten Ergebnis tut. Dies vor dem Hintergrund, dass ganz Spanien seit Ausbruch der europaweiten Krise energisch zu beweisen sucht, wie ungriechisch hier alle sind, was die Finanzgebaren anlangt.

Nun macht sich doch allmählich ein griechisches Feeling breit. Und was amtliche Schubladen betrifft, so beschränkt sich unsere Sorge nicht länger auf Antragsformulare, die in diesem rätselhaften, voller Überraschungen steckenden Parallel-Universum unterwegs sind.