Mallorca Zeitung

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Vom Versicherungsmanager zum fliegenden Barkeeper auf Mallorca

Oliver Kopp war Regionalleiter einer Versicherung in Süddeutschland, bevor es ihn erst nach Oberhausen und dann nach Mallorca verschlug. Jetzt kann man den Mainzer als fliegenden Barkeeper für private Events buchen

Call a Barkeeper: Oliver Kopp an seinem mobilen Arbeitsplatz. | FOTO: PRIVAT

Oliver Kopp (48) ist seit drei Jahren fliegender Barkeeper auf Mallorca. Sein Arbeitsgebiet: Yachten, Villen, private Veranstaltungen. In der Mallorca Zeitung berichtet der Mainzer Auswanderer von seinen Erfahrungen mit den Behörden, den Gästen und vom Überleben im Winter.

Herr Kopp, Sie sind Diplom-Betriebswirt und waren jahrelang Regionalleiter einer deutschen Versicherung. Das ist kein Lebenslauf, der zwangsläufig zum Ausschank von Alkoholika führt.

Das ist richtig. Schuld ist wie in so vielen Fällen die Liebe. Ich habe jahrelang mit meiner Frau eine Fernbeziehung geführt. Deshalb habe ich nach 16 Jahren meinen Versicherungsjob in Süddeutschland aufgegeben und bin zu ihr nach Oberhausen gezogen. Mit meiner Abfindung habe ich dann ein kleines Smoothie/Vegan-Restaurant aufgemacht. Das lief so gut, dass ich immer häufiger für Hochzeiten oder Firmen-Veranstaltungen gebucht wurde. Da kam irgendwann der Alkohol im Smoothie hinzu.

Fehlt nur noch der Sprung nach Mallorca.

Hier wollten wir eigentlich erst mit dem Eintritt ins Rentenalter her, haben uns aber gedacht, dass es eigentlich egal ist, wo unsere Basis ist, wenn wir hauptsächlich Veranstaltungen machen. Außerdem, wer weiß schon, ob wir in 25 Jahren noch so gesund sind, dass wir Mallorca voll genießen können. Also haben wir bereits 2018 unsere Koffer gepackt statt 2043.

Wie einfach ist es eigentlich, eine Lizenz für den mobilen Alkoholausschank zu bekommen?

Das ist gar nicht einfach. Ich habe ein Jahr gebraucht, bis ich alle Lizenzen beisammen hatte. Dabei hat mir ein Rechtsanwalt geholfen, denn eine Lizenz für mobilen Alkoholausschank auf Booten hatte es so bisher auf Mallorca noch nicht gegeben. Die Behörden sind wegen des Sauftourismus höchst sensibel, wenn Alkohol im Spiel ist. Ich wurde auch gewarnt: Wenn irgendetwas passieren sollte, bin ich die Lizenz sofort wieder los. Sprich: Wenn mal jemand über Bord gehen sollte und mir würde nachgewiesen, dass meine Cocktails daran schuld sind, war es das. Aber die Menschen, bei denen ich arbeiten darf, benehmen sich eigentlich vernünftig.

Cocktail. Archiv

Wie haben Sie Kontakt zu Ihrer Kundschaft auf Mallorca bekommen?

Zu Corona-Zeiten, in denen unser Deutschland-Geschäft zusammenbrach und wir hier noch kein richtiges hatten, bin ich in mein Schlauchboot gestiegen, von Schiff zu Schiff gefahren und habe dort meine Flyer abgegeben. Oder Kostproben meiner Cocktails. Aus dieser Zeit habe ich die meisten meiner Stammkunden. Ich habe mich als Versicherungs-Agent viel mit Akquise beschäftigt und das zahlt sich aus. Es ist gut, keine Berührungsängste zu haben.

Was kostet der Spaß?

Ich biete in der Regel drei verschiedene Cocktails an und komme für drei bis vier Stunden. Dafür rufe ich einen Preis von 30 Euro pro Person auf. Das ist erheblich günstiger, als wenn Sie vier Stunden in einer Cocktail-Bar in Palma sitzen.

Können Sie davon leben?

Sagen wir es mal so, die vergangenen Winter waren hart, und auch in diesem Winter kann ich die Veranstaltungen auf Mallorca an einer Hand abzählen. Aber in diesem Sommer lief es richtig gut, sodass wir uns diesen Winter erstmals keine Sorgen machen müssen.

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