Mallorca Zeitung

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Erst Peseten, später Euros: Wo ist das Geld eines Mallorca-Sparbuchs von 2001?

Zwei Mallorca-Liebhaber forschen nach knapp 5.000 Euro auf einem in Vergessenheit geratenen Sparbuch

Der letzte Eintrag stammt von 2003. Privat

Es war eine Entdeckung, die zwei Mallorca-Liebhaber seither nicht mehr loslässt: Im Juli 2021 sind Wolfgang Ammer* und Sigrid Nielsen-Ammer* (Namen von der Redaktion geändert) aus ihrem Haus in Santa Ponça ausgezogen. Inmitten von Umzugskisten und Co. hielten sie plötzlich ein altes Sparbuch in den Händen. Darauf befanden sich laut dem letzten Eintrag knapp 5.000 Euro. 4.993,76 Euro, um ganz genau zu sein. Eingerichtet hatte das Paar das Konto am 29. Oktober 2001 bei der Solbank/Banco Sabadell in Santa Ponça. Dort waren die beiden seit ihrem Hausbau 1998 Kunden. Die Einzahlung geschah damals noch in Peseten, die Umrechnung in Euro erfolgte später. Seit 2001 gab es mehrere Geld-Eingänge wie auch -Abhebungen. „Wir haben uns immer einmal wieder etwas für unser Haus gekauft“, sagt Ammer.

So lange ist der letzte Eintrag her

Der letzte Eintrag stammt vom 7. Juli 2003. Danach landete das rosafarbene Heftchen in einer Schublade und geriet erst einmal in Vergessenheit – bis zum besagten Umzugstag. Euphorisch über den Fund wollte sich das Paar das Geld kurz vor seinem Wegzug von der Insel 2021 in der Filiale in Santa Ponça auszahlen lassen. Die beiden legten das Sparbuch vor – und mussten ohne das Geld wieder abziehen. „Man sagte uns, dieses konkrete Konto würde nicht mehr existieren“, erinnert sich Wolfgang Ammer. Dabei waren die Senioren jahrzehntelang Kunden der Bank gewesen.

So sieht das Sparbuch der Mallorca-Liebhaber aus. Privat

Zweiter Anlauf

Als die Bad Homburger im November 2022 erneut nach Mallorca kamen – dieses Mal, um Urlaub zu machen – lösten sie auch ihre anderen Konten bei der Bank auf. Dabei starteten sie einen weiteren Versuch, an das Geld des Sparbuchs zu kommen. „Nun hieß es, dass der Restbetrag von fast 5.000 Euro wohl an uns ausgezahlt worden sei. Belege habe man aber keine mehr“, erinnert sich der hartnäckige 68-Jährige.

Der Fall der beiden Mallorca-Liebhaber ist nicht der erste dieser Art. Der auf Bankenrecht spezialisierte Anwalt Héctor Peidro macht Wolfgang Ammer und Sigrid Nielsen-Ammer dennoch wenig Hoffnung: „Die Bank ist nur dazu verpflichtet, Dokumente bis zu zehn Jahre lang aufzubewahren“, so Peidro. Als Anfangszeitpunkt für die Frist gelte das Datum der letzten Eintragung im Sparbuch. „Angenommen, das Geld wurde 2003 ausgezahlt. Dann ist die Bank nicht mehr dazu verpflichtet, die Dokumente aufzubewahren.“ Dennoch hätten die Mitarbeiter den Mallorca-Freunden bei der Auflösung dieses Kontos mitteilen müssen, dass sich noch Geld auf dem Sparbuch befindet – sofern dies der Fall gewesen sei.

Nur das Sparbuch ist kein Beweis

„Die Bank hätte die knapp 5.000 Euro niemals ohne einen entsprechenden Eintrag oder eine Entwertung ausgezahlt“, ist sich Wolfgang Ammer sicher. Das Problem aber ist: Auch wenn das Sparbuch noch existiert, ist das noch kein Beweis, dass das Paar das Geld nicht doch schon abgehoben oder ausbezahlt bekommen hat. Das gehe nämlich, so der Anwalt, etwa auch per Debit-Karte oder am Schalter. Auch sei möglich, dass das Geld vom Sparbuch auf ein anderes Konto überwiesen wurde. „Das Sparbuch und der letzte Eintrag beweisen nur, dass im Juli 2003 knapp 5.000 Euro auf dem Konto waren. Was danach mit dem Geld passiert ist, weiß niemand. Ich sehe es als kompliziert an, dass die beiden ihr Geld bekommen werden“, stellt Peidro klar.

Haben auch Sie ein Sparbuch gefunden?

Auch für alle, die sich nun vielleicht an ein altes Sparbuch erinnern oder eines gefunden haben, gelte: „Nur weil ich etwa im Haus meines Opas sechs Sparbücher finde, heißt das noch lange nicht, dass noch Geld zu holen ist.“

Keine Auskunft vonseiten der Bank

Die Bank teilte auf Nachfrage der MZ mit, dass die Mitarbeiter ohne Autorisierung nicht dazu berechtigt seien, Auskunft zu dem Sparbuch der Ammers zu geben. Als die Autorisierung dann vorlag, blieben mehrere E-Mails an die Bank unbeantwortet. Bei einem erneuten Anruf sagte uns ein anderer Mitarbeiter dann, die Autorisierung müsse von einem Notar beglaubigt sein. Ansonsten müssten die Ammers persönlich vorbeikommen.

Das überlegen sich die beiden nun. Aufgeben sei keine Option. Auch bei der spanischen und europäischen Verbraucherschutzorganisation hatten sie im Vorfeld schon um Hilfe gebeten – allerdings ohne Erfolg. „Wenn es nur ein paar Euro wären, hätte ich gesagt, ‚Das Geld ist den Aufwand nicht wert‘, doch 5.000 Euro sind eben schon eine hohe Summe. Zudem bin ich ein Gerechtigkeitsfanatiker“, sagt Wolfgang Ammer.

Und dann ist da noch diese eine Sache, die den 68-Jährigen nach wie vor stutzig macht: „Wenn die Mitarbeiter doch wissen, dass die Zehn-Jahres-Frist bereits verstrichen war, hätten sie uns doch direkt sagen können, dass wir Pech haben.“ Stattdessen hätte eine der Mitarbeiterinnen bei dem Besuch 2021 eine halbe Stunde auf ihrem Computer herumgetippt und dem Paar nicht gezeigt, was sie gefunden hat. Ammer ist gespannt auf ihre Reaktion, wenn bald ein Schreiben von einem Anwalt eintrudelt.

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