Mallorca Zeitung

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Zweite Staffel von "Der König von Palma" bei RTL: Die MZ-Rezension

Die RTL-Serie bietet auch in der Fortsetzung spannende Unterhaltung und reichlich Inselkulisse. Nur ein paar Details stören

Szene aus der zweiten Staffel "Der König von Palma": Henning Baum und Heike Makatsch. Pep Bonet/RTL

Eine Szene aus dem Sommer 1992, im „Bieradler“ an der Playa de Palma: Die Gäste des Strandlokals sind so sehr in Feierlaune, dass den Kellnern die Gläser für den Sangría ausgehen. „Dann verkaufe ihnen doch den Eimer für 4.000 Peseten“, schlägt Matti (Henning Baum) vor und bekommt zur Antwort: „Soll ich denen einen Strohhalm mitgeben?“ So könnte es also gewesen sein, als der Sangría-Eimer an der Partymeile Einzug hielt – eine Ikone des Ballermanns, die längst verboten, aber fest in den Köpfen verankert ist.

Willkommen in der zweiten Staffel von „Der König von Palma“. Sie setzt die Handlung fort, wo die erste Staffel aufhörte. Man mag deren Ende nicht mehr ganz präsent haben, doch selbst Neueinsteiger dürften dem Plot ohne Probleme folgen können. Auswanderer Matthias Adler konnte sich mit seinem „Bieradler“ gegen die harte Konkurrenz an der Playa durchsetzen, doch er will expandieren. Dabei gerät er erneut mit Platzhirsch Manuel Díaz (David Lifschitz) aneinander, zumal der beginnt, von allen Wirten Schutzgeld zu fordern. Matti weigert sich – und der Kampf ums Partygeschäft geht in eine neue Runde.

Die Handlung

Im Gegensatz zur ersten Staffel ist recht viel Pathos verloren gegangen. Schwärmten die Protagonisten anfangs vom Versprechen von Freiheit und Abenteuer, das Mallorca ihnen machte, stecken sie nun in ihren neuen Sorgen fest. Die Serie verliert so etwas von ihrer Überhöhung, liefert aber mit dem Familiendrama der Adlers im Milieu von Nachtleben, Korruption und Drogenhandel spannende Unterhaltung mit differenziert gezeichneten Charakteren – zumindest auf deutscher Seite. Da ist der hemdsärmelige Matti mit immer neuen Ideen. Da ist seine Frau Sylvie, jetzt gespielt von Heike Makatsch (hier im MZ-Interview), die im Hintergrund den Laden zusammenhält. Und da ist Bianca (Pia-Micaela Barucki), die bei der Konkurrenz arbeitet und zwischen allen Stühlen sitzt: Sie hat mit Matti ein Verhältnis und hofft, dass er seine Frau verlässt.

Henning Baum und Heike Makatsch in der zweiten Staffel von "Der König von Palma" Pep Bonet

Die Mallorquiner

Die einheimische Welt besteht fast durchweg aus genauso zwielichtig wie holzschnittartig gezeichneten Charakteren, allen voran der Cursach-Hommage Manuel Díaz (David Lifschitz) sowie Drogenbaronin La Zita (Gloria López), die aus der Haft freikommt. Ihr ganz eigenes Spiel treiben Joel Roca (Christian Caner) mit seinen lukrativen Playa-Immobilien sowie Bürgermeisterin Ana Maria Vila (Núria Hosta), deren Figur von Ex-Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar inspiriert ist.

Im Vergleich zur ersten Staffel geht leider ein gutes Stück authentische Atmosphäre verloren, trotz hiesiger Schauspieler. Es wird kein Mallorquinisch mehr mit Untertiteln gesprochen. Auch in den Szenen, in denen die Menschen von der Insel unter sich sind, reden sie ohne inhaltlichen Grund Deutsch mit allzu sehr aufgesetztem spanischen Akzent. Da darf dann die Bürgermeisterin Vila zu Playa-Boss Díaz sagen, dass sie Leute brauche, „die Seilschaften haben, die die Vetternwirtschaft leben“ – das kommt dann doch recht plump herüber. Und dass ein Wahlplakat der Politikerin auf Katalanisch statt auf Mallorquinisch betitelt wurde, ist ein genauso kleiner wie leicht vermeidbarer Schönheitsfehler.

Matti Adler (Henning Baum, r.), Joel Roca (Chrisitan Caner). Pep Bonet/RTL

Mallorca-Kulisse

Die Insel, das ist in der Serie auf der einen Seite die düstere Welt hinter dem Party-Business – der Drehort Can Picafort ist gut zu identifizieren, auch dunkle Gassen im Viertel La Soledat oder das Hinterland der Playa de Palma. Auf der anderen Seite leuchten ab und an Idylle und Folklore auf, eine Finca in der Tramuntana, Fornalutx, die Piratenschlacht. In schlechten Momenten nervt die ewige spanische Gitarre, in guten Momenten ergeben sich interessante Kontraste, etwa mit dem Song „Sei wachsam“ von Reinhard Mey. „Ich hab’ Sehnsucht nach einem Stück Wahrhaftigkeit“, singt er zu einer Sequenz, die nacheinander eine Urlauberpolonaise, eine Entführung sowie Magnat Díaz beim Bonsai-Trimmen zeigt.

Viele Szenen wurden in Can Picafort gedreht. RTL/Pep Bonet

Es gibt viele aufschlussreiche Details, etwa die Szene, in der die Tänzerinnen der Disco Paradiso zur Kontrolle auf die Waage müssen. Die eine bekommt zu hören: „55,5 – sehr gut“, die andere: „Friss weniger, sonst kürz’ ich dir den Lohn.“ Mosaiksteine einer kaputten Welt, die hinter der Urlaubsfassade erscheint und die keine Doku des Ballermanns ist, sondern Kulisse für ein Moralstück über die Suche nach Glück, über Gier und Skrupel. „Du hast doch alles, du hast den Laden, das Haus, die Kinder“, sagt Sylvie in einer Szene zu ihrem Matti. „Warum ist es nie einfach genug?“

TV-Premiere

  • RTL, 11. und 18. Juli
  • jeweils drei Folgen ab 20.15 Uhr
  • Auf RTL plus alle Folgen ab 11. Juli. 

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