Mallorca Zeitung

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Heike Makatsch im "König von Palma": "Für mich ist die Serie ein Glücksfall"

Schauspielerin Heike Makatsch über den Einstieg in die RTL-Produktion, das Potenzial ihrer Figur sowie ihre langjährige Beziehung zu Mallorca

Schwieriger Stand im Party-Business: Sylvie Adler, jetzt gespielt von Heike Makatsch, will ihrem Mann den Rücken freihalten. | FOTO: RTL / PEP BONET

Countdown für die zweite Staffel: „Der König von Palma“ wird fortgesetzt, wobei eine der Hauptrollen neu besetzt ist. Sylvie Adler, die Frau von Auswanderer Matti Adler, der Anfang der 90er-Jahre sein Glück an der Playa de Palma sucht, wird nach Sandra Borgmann nun von Heike Makatsch dargestellt. Die Schauspielerin („Männerpension“, „Resident Evil“, „Margarete Steiff“, „Tatort“) hat selbst eine enge Verbindung zu Mallorca, verbrachte seit ihrer Jugend die Sommer im Tramuntana-Dorf Deià. Die MZ sprach mit der 51-Jährigen im Vorfeld des Sendestarts per Videoschalte nach Berlin.

Ihr Einstieg in die bestehende Rolle der Sylvie Adler ist kurz und schmerzlos. Sie werden am Anfang der ersten Folge gefragt: „Hast du etwas mit deinen Haaren gemacht?“ Sie verneinen – und schon geht es los. War die Vorbereitung auf die Rolle auch so einfach?

Eigentlich schon. Das Angebot kam ungewöhnlich knapp vor Drehbeginn. Ich habe mir natürlich Sandras tolle Performance als Sylvie in der ersten Staffel angesehen. Ich habe sie auch getroffen, und sie hat mir für die zweite Staffel ihren Segen gegeben. Ich bin nicht Sandra, ich musste meine eigene Sylvie finden und habe mich davon gelöst, etwas reproduzieren zu wollen, was ich nicht bin.

Das Schlüpfen in eine bestehende Rolle, die Figur selbst, die Welt des Ballermann – was war die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf die Dreharbeiten?

Da ist natürlich erst mal die Rolle der Frau damals in den 1980er-, 1990er-Jahren, mit einem Mann, der seine Visionen leben möchte und dem sie den Rücken freihält. Das ist eine ganz andere Generation, eine Frau, die bewusst ihre Bedürfnisse hintenanstellt, aber trotzdem Kraft und Stärke hat, auch ihren Stolz. Wenn sich dann das Drama zwischen Matti und Sylvie zuspitzt, findet man als Schauspieler in sich Quellen, die man anzapft, um einen solche Zustand zu verkörpern. Und was Mallorca in den 1980er-, 1990er-Jahren angeht, das kenne ich sogar sehr gut, weil ich immer wieder da war, jedoch auf der anderen Seite der Insel. Die Partymeile von Arenal habe ich nie erlebt. Aber das ist ja auch nicht unbedingt das Pflaster von Sylvie, sie hält sich da ein bisschen heraus und sehnt sich mit ihrem Matti woandershin. Es wäre ihr sicherlich nicht ungelegen gekommen, wenn sie die Arbeit delegiert hätten und auf die andere Seite der Insel gezogen wären.

Sie haben eine sehr intensive Beziehung zu dem Tramuntana-Ort. Wie war das damals, und wie erleben Sie den Ort heute?

Meine Verbindung dorthin ist eine sehr persönliche, und auf dieser Ebene hat sich auch nicht viel verändert. Der Ort selbst und das Tramuntana-Gebirge haben sich natürlich schon gewandelt. Die Preise sind gestiegen, und somit haben sich auch die Klientel und das dortige Lebensgefühl ein Stück weit verändert.

Blieben Sie Mallorca über die Jahre treu?

Ich fahre jedes Jahr dorthin.

Sie haben vor vielen Jahren einmal gesagt, dass Sie sich vorstellen könnten, auf Mallorca zu leben. Gilt das heute auch noch?

Im Moment gibt es da keine Pläne – ich habe ganz andere Baustellen. Aber es ist immer noch so, dass ich mich auf Wendungen freue, die das Leben für mich bereithält.

Am Ballermann scheiden sich die Geister, viele sind von ihm genervt. Andererseits ist er eine kreative Fundgrube, wie die Serie zeigt. Wie gehen Sie mit dem Phänomen um?

Gar nicht. Mich hat es weder gereizt noch besonders abgeschreckt. Es gibt genug Leute, die wissen, wie schön Mallorca ist. Und meiner Meinung nach müssen es gar nicht noch mehr wissen. Ich rümpfe nicht die Nase über Exzesse. Und „Der König von Palma“ beschreibt ja nicht auf erschreckende Weise das touristische Leben der Playa, es geht viel mehr um die Hintergründe, die Imperien, die da aufgebaut und verteidigt wurden. Die Playa ist die Kulisse für ein Familiendrama, und da sieht man dann auch ein paar Menschen, die tanzen, Bier trinken und ausgelassen feiern. Die Serie zeigt nicht mit dem Finger auf den Ballermann.

Trotz aller Fiktion kann man Anspielungen auf reale Figuren der Playa de Palma und der mallorquinischen Politik deutlich erkennen.

Am Ende des Tages ist die Serie ein Moralstück in einem Setting, das ansatzweise vielleicht auch so existiert hat, aber fiktiv ist. Ein Mensch wie Matti Adler möchte seine Träume verwirklichen, wird jedoch immer tiefer hineingezogen in die Kriminalität, er will immer mehr und mehr. Aber auch in Hamburg auf der Reeperbahn gibt es natürlich all das.

Welche Szenen waren am spannendsten?

Für mich war es zunächst spannend, den Dialekt richtig zu treffen. Einmal war es zu sehr Düsseldorf, dann zu viel Kölsch, es musste mehr Essen, Bochum und Gelsenkirchen sein. Das hat Spaß gemacht, weil man mit dem Dialekt sofort in eine andere Figur schlüpft, selbst wenn es nur eine leichte Färbung ist. In einer Szene hatte ich zunächst vergessen, den Dialekt anzulegen. Und sofort spürte ich: Da stimmt etwas nicht. Da war mir die Figur Sylvie für einen Moment abhandengekommen.

Wie viel Potenzial steckt Ihrer Meinung nach noch in der Figur der Sylvie und in der Serie für mögliche weitere Staffeln?

Meiner Meinung nach braucht es mindestens noch eine Staffel, um die losen Enden zusammenzuführen. Ich bin bereit, für mich ist die Sylvie noch lange nicht auserzählt. Für mich ist die Serie ein Glücksfall. Die Figur und ihre Geschichte, das Setting, der gesamte Ton der Serie – das war genau das, was ich spielen wollte.

Warum?

„Der König von Palma“ ist ein sehr emotionales Drama, es hat ganz viel Identifikationspotenzial, obwohl es an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten historischen Zeit spielt. Es ist spannend, es ist ein Moralstück, und es ist nostalgisch. Ich würde mich sehr über eine weitere Staffel freuen.

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