Mallorca Zeitung

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Wie ein Tweet über Mietwagen in Palma einem Ortspolizisten auf Mallorca wohl den Job kostete

Der Social-Media-Beauftragte der Ortspolizei Palma ist seit dieser Woche seinen Job los. Wohl wegen eines Tweets über den Verkehr

Führte dieser Tweet zur Amtsenthebung? FOTO: TWITTER ORTSPOLIZEI PALMA

Social-Media-Manager zu sein, ist kein leichter Job. Erst recht nicht auf Twitter – einer Plattform, die dafür da ist, damit sich minderbemittelte Evolutionsbremsen gegenseitig digital anschreien. Und noch viel schlimmer ist es, wenn man für die Polizei tweetet. Der Fetisch von sabbernden Rechten, die Hassfigur von keifenden Linken. Nein, manche Menschen beneidet man nicht um ihren Job.

So etwa Pepe Castro. Der war bis Dienstag (8.8.) Social-Media-Beauftragter der Ortspolizei von Palma. Dann wurde er des Amtes enthoben. Warum, das ist nicht so genau bekannt. Castro selbst erklärte auf seinem privaten Twitter-Konto, man habe ihm keinerlei Erklärung gegeben. Es gibt allerdings eine Vermutung, was der Grund dafür ist, dass er in Zukunft wieder Polizeiberichte statt Tweets verfassen muss.

Zombieartig in Mietwagen gestiegen

Am Freitag vergangener Woche regnete es am Vormittag sehr stark. In solchen Fällen entsteht ein Effekt, der auf Mallorca im allgemeinen „Operation Wolke“ genannt wird: Tausende Mallorca-Urlauber steigen zombieartig in ihre Mietwagen und fahren in Richtung von Palmas Innenstadt. Zum Ärger der Einheimischen, die einen Alltag haben und nicht im Urlaub sind, entsteht dadurch ein mehrstündiges Verkehrschaos. So auch am Freitag. Bald gab es erste Online-Meldungen, in denen über die vollen Straßen berichtet wurde.

Nun wollte Castro sicher nur den Bürgern und seinen Kollegen auf der Straße das Leben leichter machen. Deshalb verlinkte er auf einen entsprechenden Bericht der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ und schrieb dazu: „Nehmt das Auto nur für unverzichtbare Fahrten, danke.“

Eine Flut an Kommentaren

Der Tweet war in vielerlei Hinsicht unglücklich. Denn die Kombination aus der Aufforderung und der Schlagzeile des Artikels las sich folgendermaßen: „Macht den Weg bitte für die Urlauber frei.“ Und weil Twitter Twitter ist, beziehungsweise neuerdings X, brach die gesamte Empörung in Form von alttestamentarischen Flüchen und von bitterem Sarkasmus über den armen Herrn Castro von der Ortspolizei herein. „Beschränkt endlich die Zahl der Autos, die auf die Insel kommen, und kümmert euch um einen qualitativ hochwertigen Nahverkehr“, war da noch der konstruktivste Kommentar.

Die Sache mit der Regenbogenflagge

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Castro in die Nesseln setzt. Ende Juni hatten die Social-Media-Konten der Ortspolizei wie üblich zum Gay-Pride-Tag die Logos mit einer Regenbogenfahne unterlegt. Eigentlich keine große Sache, aber nach wenigen Stunden waren die Farben weg, und es prangte wieder das übliche Polizei-Schwarz in den Profilen.

Der erste Verdacht: Die von den Konservativen geleitete Stadtverwaltung hatte den Schritt angeordnet – womöglich um sich bei den Rechtsextremen von Vox anzubiedern, deren konstanter Ruf nach „Freiheit“ sich bekanntermaßen eher selten auf Geschlechteridentität und sexuelle Orientierung bezieht. So richtig erklärt hat es bis heute niemand, warum die Fahne entfernt wurde.

"Sexistische" Tipps gegen geschlechterspezifische Gewalt

Auch Vox hatte schon Probleme mit der Arbeit Castros, forderte vor zwei Jahren gar seinen Rücktritt. Die vom Ex-General Fulgencio Coll angeführte Fraktion im Rathaus Palma empörte sich darüber, dass sich der uniformierte Twitterer auf Social Media immer wieder im Ton vergreife und das Bild der Ortspolizei nachhaltig beschädige. Eines der Vergehen: Castro tweetete eine Liste an Hinweisen darauf, wann man sich in einer toxischen Beziehung befindet, die zu Missbrauch oder Schlimmerem führen kann. Die Hinweise richteten sich an Frauen. Das war in den Augen von Vox „sexistisch“.

Wer auch immer den Job übernimmt: Viel Glück. Unser Beileid. Und: Sind nächtliche Einsätze im „Drogendorf “ Son Banya nicht vielleicht doch angenehmer?

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