Mallorca Zeitung

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Der letzte Wunsch von Palliativpatientin Josefina von Mallorca: einmal noch ins andalusische Heimatdorf zurück

Josefina kam mit 20 Jahren auf die Insel und arbeitete ihr ganzes Leben lang als Putzfrau in Palma. Sie bekam nichts geschenkt - aber ihr Wunsch erfüllte sich

Josefa Castilla Sánchez lächelt wieder: Das Bild entstand wenige Tage vor der Reise auf Mallorca. B. Ramon

Josefinas Geschichte ähnelt der vieler anderer andalusischer Frauen, die in den 60er- und 70er-Jahren nach Mallorca gingen, um hier ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und doch ist die Geschichte einzigartig, weil sie eine unerwartete Wendung genommen hat. Denn Josefina konnte sich ihren letzten Wunsch erfüllen – den Wunsch, den viele Menschen haben, die gezwungen sind, ihren Heimatort zu verlassen: in ihr Dorf zurückzukehren. Nach Hause zu kommen. Und so konnte die 76-jährige, schwer kranke Seniorin, die palliativmedizinisch betreut wird, nach einigen besonders harten Monaten wieder lächeln.

Ein entbehrungsreiches Leben

Josefa Castilla Sánchez kam im zarten Alter von 20 Jahren auf die Insel. Sie hatte nicht lange die Schule besucht und stattdessen schon früh angefangen, auf dem Feld zu arbeiten, so dass sie zwar lesen, aber nicht schreiben konnte. Die Andalusierin besaß bei ihrer Ankunft nicht mehr als das, was sie am Leib trug, und arbeitete ihr ganzes Leben lang als Putzfrau in Palma. Im Bus lernte sie einen anderen andalusischen Auswanderer kennen, der auf der Insel auf dem Bau arbeitete. Sie heirateten und bekamen zwei Töchter. Vor 20 Jahren dann ließen sie sich scheiden.

In ihrem Leben auf Mallorca wurde Josefina nichts geschenkt, und es hätte sehr viel schöner sein können. Zwar gab es Momente der Freude, aber auch viele Opfer und bei Weitem zu viele Schwierigkeiten. Jeder Mensch hat wohl etwas, das einem in solchen Momenten immer hilft weiterzumachen – einen Strohhalm, an den man sich klammern kann. Und in Josefinas Fall war dieses Etwas ihr Dorf: Vélez de Benaudalla in Granada. Die Spanierin sparte stets das ganze Jahr über, um jeden Sommer einmal dorthin fahren zu können, und ihr großer Traum war es immer, im Ruhestand dorthin zurückzukehren.

Und so geschah es auch. Als Josefina aufhörte zu arbeiten, kehrte sie voller Freude in das Haus ihrer Kindheit zurück, das sie für diesen Anlass nach und nach renoviert hatte. Sie meldete sich an der Abendschule an und lernte zu schreiben. Und sie genoss es, endlich ihre beiden Brüder wieder um sich zu haben. Doch leider war das Glück nur von kurzer Dauer: Krankheiten machten es der Seniorin unmöglich, weiterhin allein zu leben, und sie musste nach Palma zurückkehren, um zu ihrer Tochter Ana ziehen zu können.

Nach Mallorca wider Willen

Diese zweite Episode auf der Insel sollte eine besonders schwere Zeit werden, geprägt von einem Krankenhausaufenthalt und düsteren medizinischen Diagnosen. Josefina ist Diabetikerin, leidet an Arteriosklerose und chronischer Ischämie, und seit 2022 zudem noch an einer Nekrose in einem ihrer Beine. Im April prognostizierten ihr die Ärzte, dass sie nur noch wenige Tage zu leben habe. Josefinas Trauer war groß. Sie wollte fort, nur noch ein letztes Mal nach Vélez de Benaudalla zurückkehren. Sie bat ihre Tochter und den Schutzheiligen ihres Dorfes, San Antonio, um Hilfe.

Doch nicht einmal für einen Heiligen war es leicht, diese Bitte zu erfüllen. Josefina ist schon seit Langem bettlägerig und muss sediert werden, um ihre Schmerzen aushalten zu können. Ihre Tochter Ana stellte sich zunächst darauf ein, ihren 14-jährigen Sohn auf Mallorca zurückzulassen und mit ihrer Mutter in das Dorf zu gehen, um sie dort zu begleiten und zu pflegen, solange es nötig sein würde. Im nächsten Schritt musste sie überlegen, wie sie diesen temporären Umzug überhaupt logistisch bewältigen könnte. Und da hörte sie von der Initiative Ambulancia del Deseo.

Patienten mobil machen

Die NGO erfüllt Anfragen von unheilbar kranken Menschen oder Patienten, die im Krankenhaus liegen oder die Hilfe benötigen, um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen, um sich dadurch einen Wunsch zu erfüllen. Miquel Ángel Garrido, einer der Verantwortlichen der Organisation mit Sitz in Murcia, erinnert sich zum Beispiel an Fälle wie den todkranken Mann, der an den Strand gebracht wurde, wo er früher immer zum Fischen gegangen war, oder an den ALS-Patienten, den sie zur Hochzeit eines Familienangehörigen transportierten. Ana wandte sich im Oktober an die Ambulancia del Deseo und schilderte ihren Fall. Und Josefina betete noch intensiver zu San Antonio, damit der Fall angenommen werden würde.

Emotionales Wiedersehen mit Angehörigen, Nachbarn und Freunden. Alba Feixas/EFE

Dank an den Heiligen

Innerhalb einer Woche erhielten Mutter und Tochter die Antwort: Ja, sie würden vom Hafen von Valencia nach Vélez gebracht werden, eine mehr als siebenstündige Fahrt in einem Krankenwagen. Am 11. Dezember war es so weit. Nachdem sie einen anderen Krankenwagen angemietet hatten, um den Hafen zu erreichen, und eine Nacht auf dem Boot verbrachten, konnten sie den letzten Teil von Josefinas letzter Reise abschließen.

Laut Garrido war es nicht einfach, die Seniorin von der Kabine des Schiffes in den Krankenwagen zu verfrachten. Doch die Helfer versuchten stets, es Josefina so angenehm wie möglich zu machen. Der erste Halt im Krankenwagen, bevor sie nach Hause fuhr, war für die 76-Jährige ein Muss: Sie wollte unbedingt San Antonio in der Dorfkirche besuchen, um ihm für das zu danken, was sie selbst als Wunder betrachtet. Dort wurde sie vom Gemeindepfarrer und einigen Bekannten empfangen. Gegen 18 Uhr kamen Josefina und ihre Tochter dann erschöpft, aber glücklich in ihrem Haus an, wo ein Begrüßungskomitee aus Verwandten und alten Freundinnen auf sie wartete – ein bewegender Moment.

Zwar war diese Reise anstrengend, ebenso wie die vielen Jahre des Kampfes gegen die Krankheiten. Aber für Tochter Ana macht der Anblick des glücklichen Gesichts ihrer Mutter vieles davon wieder wett. Die letzte Reise von Josefina endet mit ihrem Lächeln.

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