Mallorca-Serie "Mentiras" auf Netflix: Lügen und menschliche Abgründe vor malerischer Inselkulisse
Die spanische Krimi-Serie „Mentiras“ spielt mit Abgründen in der Idylle. Die sechs Kapitel eignen sich ganz nebenbei auch, um seine Sprachkenntnisse in Spanisch zu verbessern
Ob die idyllische Cala Deià, das Restaurant Illeta auf dem Inselchen vor dem Strand von Camp de Mar, der Passeig de Sagrera in Palma oder die Promenade in Portocolom: In der Krimi-Serie „Mentiras“ (Lügen), die seit Anfang März auf der Streamingplattform Netflix läuft, ist ganz viel Mallorca zu sehen. Das sechsteilige Format ist eine Adaption der erfolgreichen britischen Serie „Liar“ von Harry und Jack Williams, die auch in anderen Länder adaptiert wurde. Hinter der spanischen, fast ausschließlich auf der Insel gedrehten Version stecken die Produktionsfirmen Atresmedia und Buendia Estudios. Neben den vielen Mallorca-Kulissen und der prominenten Besetzung kann die Serie bei MZ-Lesern auch damit punkten, dass sie durch die rein spanische Sprachversion nebenbei noch ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Untertitel gibt es neben Spanisch auch auf Englisch.
Vergewaltigung ohne Beweise
In den jeweils knapp 50 Minuten langen Kapiteln wird die Geschichte von Laura Munar (Ángela Cremonte) erzählt. Munar ist Lehrerin für Literatur an einer Schule in Palma und gerade frisch getrennt von ihrem langjährigen Partner Iván. Eines Abends hat sie ein Date mit Xavier Vera (Javier Rey), einem renommierten Chirurgen des Krankenhauses Son Espases, der auch der Vater von einem ihrer Schüler ist. Als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist sie sich sicher, dass er sie vergewaltigt hat. Doch ihr fehlen die Beweise. Für die Inspektoren Daniela Bauzá (Itziar Atienza) und Víctor Silva (Paco Tous) beginnt ein komplizierter Fall.
Dass sich Mallorca als Drehort perfekt für die Serien-Adaptation eignet, war für Curro Novallas, einen der Regisseure, sofort klar. Der Madrilene kommt selbst privat seit Jahren regelmäßig auf die Insel, kennt ihre Eigenarten also bestens. „Zudem gefiel mir die Idee, dass es eine Insel ist, schon wegen des Gefühls, dort gefangen zu sein und nicht so einfach flüchten zu können“, so Novallas. Die Insellage erhöhe den Druck auf Opfer, Ermittler und mutmaßlichen Täter, schließlich können sie sich jederzeit wieder begegnen. „Da passt es gut zur Handlung, dass Laura im vierten Kapitel nach Madrid fliegt und dort zumindest kurz durchatmen kann“, findet Novallas.
Auch mit dem Mittelmeer als narratives Element spielen die Regisseure. Jedes Kapitel beginnt mit derselben kurzen Aufnahme, in der am Es-Trenc-Strand Wasser an den Strand schwappt. „Das Meer vermittelt einerseits eine gewisse Ruhe, andererseits verstecken sich unter der Oberfläche aber auch Gefahren und Mysterien“, findet der Madrider Regisseur. Während die Filmemacher die Sequenz anfangs eher der Idylle wegen einsetzen, hat die Aufnahme an demselben Schauplatz in Kombination mit den Figuren gegen Ende eher die Konnotation „Bedrohung“ und „Tod“.
Nah am Original
Wer als Laie einen Blick in das britische Original wirft, könnte schnell den Eindruck gewinnen, als gäbe es vor allem große Ähnlichkeiten – was beim Aussehen der Schauspieler anfängt und bei der Auswahl der Drehorte und den jeweiligen Kameraeinstellungen aufhört. Laut Cavallas haben die Regisseure etwa Schauplätze gesucht, die aus dramaturgischer Sicht zwar dieselbe Funktion erfüllen. „Das bedeutet jedoch nicht, dass sie auch ästhetisch gleich aussehen müssen“, präzisiert er. So ist die Protagonistin in „Liar“ mit ihrem Kajak in einem größeren See unterwegs, in „Mentiras“ jedoch im Meer nahe der Cala Deià. Trotzdem nutzt sie den Sport in beiden Versionen als Ausgleich und zum Abschalten. In einer anderen Szene hält Munar den mutmaßlichen Täter in einer Bootsgarage in der besagten Bucht fest, in der Originalversion spielt die Szene jedoch in einem Yachthafen.
Die immer gleichen Farbtöne indes geben der Serie einen besonderen mallorquinischen Touch. „Wir überlegen uns bei jeder Produktion vorab eine bestimmte, repräsentative Farbpalette. Sie sollte in jeder Szene vorkommen. Für Mallorca haben wir einen cremefarbenen Braunton gewählt, den man etwa in den hier typischen Steinen wiederfindet. Die anderen Farben sind Grün wie die Kiefern und Blau“, so Novallas. Neben diesem Farbspektrum haben die Filmemacher stets auch darauf geachtet, das besondere natürliche Licht der Insel einzufangen. „Was der Protagonistin Schlimmes passiert, scheint an so einem schönen Ort undenkbar. Genau das wollten wir kontrastieren“, so Novallas.
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