Mallorca Zeitung

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Deutsche auf Mallorca will Busfahrerin werden - aber so einfach ist das nicht

Eine Residentin möchte auf der Insel als Chauffeurin arbeiten, kann aber die entscheidende Prüfung nicht ablegen

Wollte eigentlich gleich loslegen: Isburg Roswitha Kaiser am Steuer ihres Traumgefährts. | FOTO: PRIVAT

Als Isburg Roswitha Kaiser im Juni für das oben abgebildete Erinnerungsfoto posierte, war sie voller Vorfreude und sich sicher: Schon bald wird sie den Bus-Führerschein in der Tasche haben und Urlauber über die Insel fahren. Vor der Pandemie arbeitete die mittlerweile 56-Jährige am Flughafen. Für den Reiseveranstalter Tui checkte sie Urlauber ein, die in Bussen zum Flughafen gebracht wurden. „Die Menge an Bussen hat mich beeindruckt. Zudem habe ich wiederholt gesehen, dass die Fahrer viel Trinkgeld bekamen“, erinnert sich die in Deutschland geborene Residentin, die mit neun Jahren mit ihrer Familie nach Dänemark gezogen ist und seit 2018 auf der Insel lebt.

Als Busfahrerin die Insel erkunden

„Ich fahre gerne Auto, kann mir wegen der hohen Lebenshaltungskosten auf Mallorca aber kein eigenes leisten. Gleichzeitig wollte ich die Insel besser kennenlernen“, sagt Kaiser, die schon länger mit dem Beruf der Busfahrerin liebäugelte. Als sie dann auch noch mitbekam, dass auf Mallorca dringend Fahrer gesucht werden, beschloss sie: Statt sich mit Bürojobs oder Tätigkeiten im Kundendienst über Wasser zu halten, wolle sie noch in der Saison 2023 hinterm Steuer eines Busses sitzen. Kaiser meldete sich im Frühjahr bei einer Fahrschule in Palma für den Kurs des Bus-Führerscheins („carnet D + cap“) an, der im Mai begann. Kostenpunkt in Abhängigkeit der benötigten Fahrstunden: ab 2.000 Euro. Das Programm: sechs Wochen mit täglich sechs Unterrichtsstunden.

Fehlt nur noch die vierte und letzte Prüfung

Die erste theoretische Prüfung, für die sie 20 Fragen am Computer beantworten musste, bestand Kaiser mit links. 0 Fehler. Die Mutter zweier erwachsener Kinder war fast schon stolz auf sich, sah ihren Bus- Führerschein zum Greifen nahe. Bei der ersten praktischen Prüfung musste sie, wie auch die anderen Anwärter, dann an eine Bushaltestelle heranfahren. Die Herausforderung: die hintere Bus-Tür – einmal geöffnet – genau mittig zwischen zwei Pfosten platzieren. Auch diese Prüfung bestand Kaiser. „Dann ging das große Pauken für die nächste theoretische Prüfung mit 100 Fragen los“, erinnert sie sich. Dieses Mal war es knapp, doch bestanden ist bestanden. Mittlerweile zeigte der Kalender schon Mitte Juli an, die Hochsaison war also schon in vollem Gange.

Gutes Fahrgefühl

Auch bei den praktischen Fahrstunden wurde Kaiser zunehmend sicherer. Gut, denn im August sollte die große und letzte praktische Fahrprüfung stattfinden. Doch einen konkreten Termin konnte man ihr bei der Fahrschule nicht sagen. Sie sei längst nicht die Einzige, die derzeit auf ihre Fahrprüfung warte, hieß es wiederholt. Bei der spanischen Verkehrsbehörde DGT fehle es an Prüfern. Die Tage vergingen, und Kaiser wurde zunehmend ungeduldiger. Sie fragte erneut bei ihrem Fahrlehrer und in der Fahrschule nach, wann die Prüfung denn nun stattfinde. „Ich war frustriert, da ich mir ausgemalt hatte, dass ich ab spätestens 1. September anfangen kann, als Busfahrerin zu arbeiten“, sagt Kaiser. Doch daraus wurde nichts.

Endlich ein Datum für den großen Tag

Anfang September schlug sie erneut persönlich bei der Fahrschule auf, bat um ein Gespräch mit dem Eigentümer. Am 26. September sei endlich der große Tag, teilte ihr die Fahrschule kurze Zeit später mit. Um sich zu vergewissern, dass auch tatsächlich alles klappt, schaute sie wenige Tage vor der Prüfung noch einmal bei der autoescuela vorbei. „Da sagte mir die Sekretärin, dass der Bus, mit dem ich die Prüfung ablegen sollte, in der Werkstatt sei. Ich fand das alles sehr merkwürdig“, sagt Kaiser, die sich im Anschluss an die Mallorca Zeitung wandte.

Anruf bei der Fahrschule: „Ich wünschte, es läge nur an dem Bus“, gibt uns ein Mitarbeiter zur Auskunft. Das Fahrzeug sei seit einigen Tagen zwar wieder repariert. Doch Schuld an der Verzögerung hätte die DGT. Während technische Defekte an Fahrzeugen mal auftreten könnten, seien die oft zweimonatigen oder auch längeren Wartezeiten auf die Prüfungen seitens der DGT schon seit Jahren ein Problem. Das bestätigen auch weitere Branchenkenner.

Im Sommer spitzt sich die Lage zu

Vor allem im Sommer spitzt sich die Lage zu: Die Anzahl an Fahrschülern steigt wegen der Ferien, während mehr Prüfer als sonst im Urlaub sind. Nicht selten geraten die Schüler in der Wartezeit wieder aus der Übung und rasseln schließlich durch die Prüfung, was neue Fahrstunden und Kosten mit sich bringt. Ob Kaisers Plan, die Wintersaison als Busfahrerin in Deutschland zu verbringen, noch aufgeht?

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