Mallorca Zeitung

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Die einzige Disco in Port d'Andratx auf Mallorca darf keine Musik mehr auflegen

Anwohner beschwerten sich über den Lärm. Ohne Beats ist der Betrieb ziemlich sinnlos. Auch andere Clubs kämpfen mit den strengen Lärmvorschriften

Da durfte im M One noch gefeiert werden: die Eröffnung im April 2022. | FOTOS: M ONE

Kurz vor Halloween war Schluss mit laut im M One im Hafen von Andratx. Die Behörden haben dem einzigen Club im feinen Örtchen das Abspielen von Musik verboten. Das M One darf zwar öffnen, wird aber ohne Musik der Bezeichnung „Club“ nicht mehr gerecht. Der Chef der Ortspolizei von Andratx, Dani Canovas, bestätigte gegenüber der MZ die Auflagen. „Wenn dort trotzdem Musik aufgelegt wird, kommt die Polizei und konfisziert die Anlage!“ Bußgeld inklusive.

Grund für den behördlichen Lärmentzug: Beschwerden aus der Nachbarschaft. Neben der Lautstärke soll auch die Vibration durch die Bässe spürbar gewesen sein. Laut Canovas haben die Behörden mit Messgeräten den Unmut der Anwohner nachvollziehen können und nun den Disco-Saft abgedreht. Nach Angaben des ehemaligen Geschäftsführers Sebastian Port lagen insgesamt sechs Anzeigen wegen Ruhestörung vor.

M-One-Betreiber Dominik Mosbacher und sein erster Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz.

Wie geht es nun weiter?

Allerdings bedeutet das für den Standort Port d’Andratx noch nicht das Ende von M One. Die Auflagen der Behörden sehen vor, dass der Clubbetreiber nun einen Architekten beauftragen kann, der die akustischen Begebenheiten überprüfen und korrigieren soll. Wenn das der Fall ist, wird die Stadt einen Inspektor schicken, um nach Gegenprüfung gegebenenfalls eine Genehmigung auszustellen.

Der Club stand kurz vor der Winterpause, sodass die Auswirkungen des faktischen Musikverbot eher gering einzuschätzen sind. Das M One in Port d’Andratx war erst im April 2022 vom Gelsenkirchener Diskotheken-Betreiber Dominik Mosbacher eröffnet worden. An derselben Stelle hatten sich zuvor die Clubs Barracuda und Monkey Mind befunden. Eigentlich war geplant, aus der Marke M One eine internationale Diskothekenkette zu machen, mit Ablegern auch in Dubai oder Mykonos. Doch bisher gibt es nur zwei Standorte: das florierende M One in Gelsenkirchen und das nun vorerst geschlossene M One in Port d’Andratx, in dem schon DJ-Superstar Robin Schultz auflegte.

Nicht nur Probleme mit der Lautstärke

Mosbacher möchte sich generell nicht zu der Situation des Clubs äußern. Doch ganz rund lief es bisher nicht im Nobelhafen. So gab es innerhalb der 18 Monate gleich drei Wechsel in der Geschäftsführung. Auch soll es Probleme mit dem Sicherheitspersonal gegeben haben.

Grund für die vorzeitige Schließung allerdings ist die Lärmschutzverordnung. Auf Mallorca immer wieder ein Anlass für Ärgernis. Anwohnern, besonders in den Party-Hotspots, geht sie nicht weit genug, Diskothekenbesitzer beklagen sich dagegen über die eisenharten Regeln.

So darf beispielsweise selbst im Innenbereich des Megaparks an der Playa de Palma die Musik nicht über 89 Dezibel laut sein – was durchaus eine Einschränkung des Konzerterlebnisses bedeuten kann. Um die Einhaltung der Lautstärkeregelung zu gewährleisten, sind die Clubs mit Musiklizenz verpflichtet, sogenannte Limiter zu installieren, die die Dezibel deckeln. Die Geräusche, die aus dem Club dringen, dürfen indes nicht über dem Grundrauschen der Umgebung liegen. Besonders in den Hotspots der Insel liegt das bei 60 Dezibel. Zum Vergleich: ein sehr intensiv geführtes Gespräch unter Spaniern, laut WHO immerhin das lauteste Volk Europas, kann gut und gerne 80 Dezibel erreichen.

M One kein Einzelfall

Bei mehrfachem Verstoß gegen die Auflagen wird dem Betreiber die Musiklizenz entzogen, was besonders bei Clubs und Bars dramatische Folgen hat; das Publikum bleibt weg. Einigen Bars und Restaurants ist es bereits so ergangen: Prominentestes Beispiel ist die Ritzi Lounge in Puerto Portals, die ein halbes Jahr keinen einzigen Ton mehr abspielen durfte. Auch das UM Beachhouse im gleichen Ort oder der Anima Beachclub am Stadtstrand von Palma müssen derzeit ohne laute Musik auskommen. Bei Letzterem setzte eine durchaus als laut zu bezeichnende Party von Michael Ammer den vorläufigen Schlussstrich.

Legendär ist, wie ein Club an der Playa de Palma vor knapp 20 Jahren die Behörden austrickste. Als die Gemeinde-Inspektoren feststellten, dass das Grundrauschen an der Playa 60 Dezibel betrug, ließ der Clubbetreiber endlos CDs mit Grillen-Zirpen anfertigen und tragbare CD-Player inklusive Lautsprechern in dem Kiefernwald auf dem Nachbargrundstück befestigen. Lautstärke: 65 Dezibel. Nach der Überprüfung der außergewöhnlichen Grillen-Tätigkeit änderten die Behörden tatsächlich die Grundrausch-Verordnung, und der Club durfte mit 65 Dezibel die Straße bespielen.

Zu solch gewagten Mitteln muss der Betreiber des M One indes nicht greifen. Sobald die Behörden ein neues Soundkonzept abnicken, dürfte einer neuen Party-Saison in Port d’Andratx nichts im Wege stehen.

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