Mallorca Zeitung

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25 Jahre Baleària: "Die Schiffe sind die Autobahnen von Mallorca"

Die Reederei feiert Jubiläum. Präsident und Eigentümer Adolfo Utor über das Nachwirken der Pandemie auf den Schiffsverkehr, die Konkurrenz aus dem Ausland und weibliche Schiffsnamen

Baleària-Fähre Foto: Baleària<br />

Auch wenn es inzwischen neue Mitbewerber auf dem Markt gibt: Baleària ist nach dem Ende von Trasmediterránea mit die wichtigste sowie die einzige spanische Reederei im Schiffsverkehr zwischen Mallorca, den Nachbarinseln und dem spanischen Festland. In diesem Jahr feiert das Unternehmen, das seit Kurzem eine E-Fähre zwischen Ibiza und Formentera in Betrieb hat, 25-jähriges Bestehen.

Sie fingen bei Baleària mit dem Verkauf von Fahrkarten an. Haben Sie ganz unten auf der Karriereleiter begonnen?

Ich fing im Sommer 1984 mit 23 Jahren an. Dann habe ich in einem anderen Sommer einen Job bekommen, und ich blieb dabei. Es sollte keine Ausnahme sein, ganz unten anzufangen. Ich weiß nicht, ob es den Charakter prägt, aber man lernt so alles kennen.

Vor zwei Jahren wurden Sie Alleinaktionär, nachdem Sie 42,5 Prozent der Matutes-Familie gekauft hatten. Hat die Krisensituation bei ihrem Ausstieg eine Rolle gespielt?

Die Unternehmensgruppe Matutes hat ein sehr gut definiertes Kerngeschäft im Hotelsektor, obwohl sie sehr diversifiziert ist. Wir wissen, wie sehr dieser Sektor unter Covid gelitten hat. Ich weiß nicht, ob das der Grund war.

Es war eine fast zwei Jahrzehnte währende Beziehung. Ihre Familien vertraten beide Seiten im Spanischen Bürgerkrieg.

Das ist ein Beispiel dafür, wie Unterschiede überwunden werden müssen. Und wenn dieses Land gedeihen und wachsen will, was es ja auch tut, muss es die Gräben der Vergangenheit überwinden. Unabhängig von der Lage, in der sich unsere Großeltern in jenem Bruderkrieg befanden, herrschte zwischen uns völlige Harmonie und der feste Wille, an demselben Projekt zu arbeiten. Eine Schifffahrtsgesellschaft zu gründen, die den Namen der Balearen annahm, um eine wichtige Dienstleistung zu erbringen. Heute ist sie führend im Seeverkehr von öffentlichem Interesse.

Sie fordern mehr Investitionen der öffentlichen Hand.

Dieses Land hat zwei Inselgruppen und zwei autonome Städte auf dem afrikanischen Kontinent. Beim Thema territoriale Kohäsion ist immer von Autobahnen und Eisenbahnen die Rede. Irgendwann muss man begreifen, dass diese Autobahnen auf den Inseln und in Ceuta und Melilla die Schiffe sind. Baleària unternimmt enorme Anstrengungen. Aber unsere Verschuldungskapazität ist erschöpft. In anderen Ländern wird die Hilfe über die NextGeneration-Fonds bereitgestellt. Dass mehr Passagiere mit dem Schiff als mit dem Flugzeug reisen, ist eine gute Nachricht für die Wirtschaft und die Umwelt.

Der Schifffahrt wurde nicht der ihr gebührende Platz eingeräumt.

Als Corona ausbrach, fuhren die Schiffe weiter, wir verloren Geld. Die Flugzeuge blieben auf dem Boden, aber es gab öffentliche Gelder. Wenn man von Mobilität spricht, denkt man nur an Flugzeuge. Mit dem Residentenrabatt kostet es den Staat mehr, wenn eine Person mit dem Flugzeug reist als mit dem Schiff. Ein Land ist umso weiter entwickelt, je mehr Passagiere mit dem Schiff reisen. Dänemark hat 5,5 Millionen Einwohner, es werden aber jährlich 30 Millionen Schiffsreisen registriert.

Was halten Sie von einem Verbot von Kurzstreckenflügen wie in Frankreich?

Es ist eine weitere Maßnahme gegen den Klimawandel. Das ist vernünftig. Mit modernen Schiffen ist der Seeverkehr auf kurzen Strecken eine echte Alternative. Covid hat mehr für den Seeverkehr getan als 25 Jahre staatliche Politik. Viele Menschen haben die Schifffahrt durch die Pandemie kennengelernt.

Baleària-Chef Adolfo Utor will auf die Kanaren und in die Karibik expandieren. | FOTO: B. RAMON Myriam B. Moneo

Sie haben der früheren balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol geholfen, indem Sie wegen Covid eingeschlossene Studenten mit einem Schiff nach Valencia brachten. Wie kam es dazu?

Baleària ist ein lokales Unternehmen. Es hat nicht nur bei dieser Gelegenheit geholfen, sondern auch bei der Ankunft von Migrantenbooten, als eine große Zahl der Menschen aufs Festland gebracht werden musste. Wir sind hier verwurzelt und fühlen Verantwortung. An dem Tag, an dem ein Unternehmen für einen Investitionsfonds von Genf, Dubai oder Washington abhängt und ein Bürgermeister, ein Präsident oder ein Ratsmitglied wegen eines Bedarfs zum Telefon greifen muss, wird es komplizierter werden.

Sie kritisierten, dass die Ankunft der Italiener (Grimaldi; Grandi Navi Veloci, GNV), der Deutschen (FRS) und der Franzosen (Corsica Ferries) im Jahr 2021 „in der Hitze des Sommers“ stattfand und durch staatliche Beihilfen in ihren Ländern begünstigt wurde. Sind Sie immer noch dieser Meinung?

Ja. Corona war das Ende für die Reederei Trasmediterránea, ein hundertjähriges Unternehmen. Als einziges spanisches Unternehmen müssen wir uns denjenigen stellen, die Beihilfen bekommen.

Werden Sie die Reederei Armas kaufen?

Wenn wir ein Angebot vorbereiten können, das wirtschaftlich tragfähig und höher als das der Mitbewerber ist, können wir Käufer sein.

Es würde den Sprung auf die Kanaren bedeuten. Und die Karibik?

Wir haben sind auf den Bahamas vertreten und haben in den vergangenen zwei Jahren positive Ergebnisse erzielt. Wir haben Puerto Rico und die Dominikanische Republik im Visier. Wir sind fest entschlossen, den Sprung dorthin noch vor Ende des Jahres zu schaffen.

Welche Maßnahmen halten Sie im Hafen von Palma für notwendig?

In Alcúdia wurde ein modernes Terminal gebaut. Aber im Hafen von Palma ist alles noch unfertig, man hat sich entschieden, ein gesondertes Projekt auf den Weg zu bringen. Es gibt viele Wechsel an der Spitze der Hafenbehörde, auch Konflikte, die mehr mit den Yachthäfen zusammenhängen.

Die Fähre Eleanor Roosevelt de Baleària im Hafen von Palma

Sie meinen die mutmaßliche Korruption.

Das müssen die Gerichte entscheiden. Eine Lösung ist dringend notwendig. Die Hafenanlagen sind auf dem Stand von anno dazumal. Wir haben mehrmals die Möglichkeit eines eigenen Terminals vorgeschlagen. Das wurde abgelehnt. Es sind zwei neue Betreiber hinzugekommen, und es gibt eine gewisse Sättigung. Das Miteinander mit den Kreuzfahrtschiffen ist kompliziert, sie kolonisieren die Häfen. In Palma scheint man jetzt aber ein wenig auf die Bremse getreten zu sein.

Was halten Sie von Maßnahmen wie der Beschränkung von Fahrzeugen auf Formentera?

Das ist eine populistische Maßnahme und schränkt die Wettbewerbsfähigkeit ein, vor allem, wenn wir keine Taxis und keine öffentlichen Transportangebote haben. Wenn man weniger Tourismus haben will, muss man das Angebot der Unterkünfte anpassen. Ich lebe auf Formentera und habe noch nie ein Verkehrsproblem gesehen.

Wie läuft die diesjährige Saison?

Es gab 2021 und 2022 einen massiven Zustrom auf die Balearen, auch von Residenten auf die Nachbarinseln, aufgrund des Rückgangs des internationalen Tourismus. Zuletzt hat sich der Umsatz zwar verlangsamt. Wir wollen ihn aber dieses Jahr in jedem Fall deutlich auf mehr als 600 Millionen Euro steigern.

Warum haben Sie angefangen, Namen historischer Frauen für Ihre Fähren zu wählen?

Das habe ich einem katalanischen Journalisten zu verdanken. Er sagte mir, dass es bislang keine weiblichen Schiffsnamen gäbe. Also haben wir uns für Frauen von historischer Bedeutung entschieden. Marie Curie, Hypatia von Alexandria, Rosalind Franklin, Hedy Lamarr, Eleanor Roosevelt, Margarita Salas.

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