Mallorca Zeitung

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Schnitzeljagd per Handy: Mit den "GeoDetectives" Mallorca erkunden

Mit der Outdoor-Spiele-App lassen sich Rätsel- und Krimifälle lösen. Wer mitspielt, lernt die Insel von ganz neuen Seiten kennen

Das Team auf dem Puig de Sant Salvador: Jo Klappenbach, Jacqueline Fluhr, Susanne Kühn. | Frank Feldmeier

Am Anfang des Falls steht eine SMS. „Hilf mir, bitte“, lautet die Nachricht, und dann kommt noch: „Bin enrdïget wrdn. Weg 22. Hikge!“ Wer schreibt da? Was ist passiert? Und wo?

Viel mehr ist nicht bekannt, um den Fall „Grauen in Weiß“ zu lösen. Es ist der zweite Fall von Kommissar Nosé und eine harte Nuss für jeden, der sich die App „GeoDetectives“ herunterlädt. Das Konzept: Wer die Ermittlungen in dem Outdoor-Spiel übernimmt, muss nicht nur knifflige Aufgaben lösen, sondern besucht nebenbei Orte, die man als Urlauber übersehen dürfte. Oder besucht auch gewöhnliche Ausflugsziele, betrachtet diese aber mit ganz anderen Augen – einem Detektiv darf schließlich kein Detail entgehen.

Die Tippfehler auf der SMS lassen sich schnell enträtseln: „Bin entführt worden. Weg 22. Hilfe!“ Aber welcher Ort soll das sein? Und wo auf Mallorca gibt es einen „Weg 22“? Als Hinweis gibt es außerdem die Seite einer deutschsprachigen Inselzeitung, in deren Artikeln möglicherweise Hinweise versteckt sind, wie der Kommissar vermutet. Berichtet wird über die Hochzeit eines deutschen Paares an einem kleinen Kloster bei Santanyí, auch über ein Treffen von Briefmarkenfreunden auf dem Puig de Sant Salvador bei Felanitx. Also einfach mal dorthin fahren?

Wo ist das Skandalbild?

Es gibt nicht nur einen Weg zum Ziel, und auch, wer auf der falschen Fährte ist, werde vor Ort mit Rätseln und Geschichten belohnt, erklärt Susanne Kühn, Geschäftsführerin der Agentur Skyco mit Sitz in s’Horta bei Felanitx. Ein Schwesterunternehmen vor den Toren Berlins entwickelt Apps aller Art und hat auch die Geo Detectives ins Leben gerufen. Mit einem Teil ihres Teams ist Kühn zum Treffen mit der MZ auf den Puig de Sant Salvador gekommen, um gemeinsam vor Ort den Spuren zu folgen. Was als Nächstes zu tun ist, erklärt eine Push-Nachricht in der App: „Die Philatelisten, die hier im Hotel tagen, überlegen ernsthaft, ob eine Briefmarke vom Skandalbild in der Kapelle gedruckt werden könnte. Ein Skandalbild? In einer geweihten Kirche?“

Die Suche geht los. Wo ist die anstößige Abbildung versteckt? Es passiert etwas, was bei Urlaubern auf Sightseeing-Tour eher selten der Fall ist: Statt schnellem Staunen und Schnappschüssen wollen alle Ecken der Kapelle genau betrachtet werden. Da sind etwa im Wandrelief vom letzten Abendmahl auch ein Hund und eine Ratte mit abgebildet. Der Insel-Heilige Sant Antoni, Schutzpatron der Tiere, wird mit einem schwarzen Schwein porträtiert. Und auch ein Dämon auf einem Heiligenbild, eine Mischung aus Drache und Nilpferd, sticht ins Auge.

Das „anstößige“ Bild findet sich dann aber neben dem Ausgang, eine Darstellung von Mariä Himmelfahrt inklusive freizügiger Sünderinnen. Die App zeigt das Gemälde, wie es früher einmal ausgesehen hat, bevor die Brustnippel einer Frau auf Anordnung der Kirche übermalt worden seien. „Es gibt im Bild fünf Unterschiede zum Original in der Kapelle. Tippe auf die Unterschiede und erfahre, was das Bild so besonders macht“, lautet denn auch die nächste Aufgabe einer Push-Nachricht.

Was hat es mit diesem Gemälde in der Kapelle auf sich? | FOTOS: NELE BENDGENS

Die Idee zu dem Detektivspiel und zur Gründung der spanischen Firma stammt aus der Corona-Zeit, als sich das Team der Agentur den Stillstand mit Gesellschaftsspielen vertrieb. Sie seien schon immer Fans von Brettspielen, Krimi-Dinnern oder Escape Rooms gewesen, erklärt Kühn. Dieses Konzept habe man dann nach draußen verlagert – Rätsel lösen und Verbrechen aufklären in der Natur, in Höhlen, auf Wanderwegen und nebenbei etwas über die Vergangenheit dieser Orte lernen. Es ist ein bisschen wie eine digitale Schnitzeljagd, die Rätsel-Fans bei inzwischen mehreren Crime-Mallorca-Spielen der Geo Detectives ausprobieren können.

Neben dem „Grauen in Weiß“ sind auch Fälle rund um Alcúdia und Portocolom zu lösen, in Vorbereitung sind zudem ein Tramuntana-Abenteuer und ein Spiel zum Mallorca-Thriller „Familienblut“. Hier wird es sogar drei verschiedene Handlungsstränge geben – eine Familiengeschichte, einen Immobilienskandal sowie die Erlebnisse zweier Umweltaktivistinnen auf der Insel. Die größte Herausforderung sei es, alle Altersgruppen zu berücksichtigen – die Spiele sollen humorvoll, spannend, gruselig und informativ sein. Kühn betont zudem, dass die Auflösung der Spiele keine Rallye sei, sondern Zeit erfordere und zum Verbleiben einlade. „Die Kriminellen im Spiel warten geduldig.“

Wo bietet sich diese Aussicht durch die Gitterstäbe? | FOTO: FRANK FELDMEIER Frank Feldmeier

Spur in die Bucht

Im Fall „Grauen in Weiß“ führt die Spur schließlich in eine Bucht – wo genau, müssen die Spieler natürlich selbst herausfinden. Wir wissen aber: Es handelt sich um eine Entführung, die bei einer Hochzeitsfeier stattgefunden hat. Aber wohin wurde das Opfer verschleppt? Der mysteriöse „Weg 22“ aus der anfänglichen SMS-Nachricht gibt weiter Rätsel auf. Hinweise liefert immerhin ein weiteres Puzzlestück des Rätsels – ein Foto aus dem Versteck, das durch Gitterstäbe hindurch aufgenommen wurde und ein Stück Meer zeigt. Der Ort muss also an der Küste liegen.

Fünf verschiedene Wege finden sich in der Umgebung der Bucht, aber keiner davon trägt die Nummer 22. Die Rätselaufgabe lässt sich offenbar nur über einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste lösen. Zwischendurch gibt es auch Gelegenheit zum Picknicken oder zu einem Bad im Meer. Der entscheidende Hinweis findet sich dann unterwegs – die gesuchte Zahl taucht auf, wenn auch in anderer Form als erwartet.

Wie lautet der PIN?

Der Weg schlängelt sich weiter an der Bucht entlang und führt zum Versteck in den Klippen. Die Holztür steht offen, niemand befindet sich im Innern. Das Foto vom Meer, es wurde eindeutig von hier aus aufgenommen. Aber wo ist das Entführungsopfer? Zeit für die nächste Push-Nachricht, sie informiert über ein Handy, das im Versteck zurückgeblieben ist und das weitere Hinweise enthalten dürfte. Aber was ist der PIN? Noch einmal hilft der Blick auf die Zeitungsseite mit dem Artikel über die Hochzeit – er enthält interessante Informationen zur Braut. Und auch die Service-Notiz zu leichtsinnigen Kennwörtern auf der Seite erweist sich nun als hilfreich.

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