Berge oder Meer? Was andernorts zur Gewissensfrage in der Freizeitgestaltung wird, lässt sich beim Aufenthalt auf Mallorca ohne große Probleme verbinden, und das auch schon mal in ein und demselben Tagesausflug. Fast jede Bergtour auf der Insel hat auch grandiose Ausblicke aufs Meer zu bieten – und im Idealfall eine Erfrischung im Anschluss. Und an den Küstenabschnitten am Fuße der Berge sind auch viele der Buchten und Strände, an denen sich Mallorca von seiner wilden Seite zeigt.

Lust, in die Inselnatur abzutauchen? Wer eine Mallorca-Woche gern fernab von Altstadtrummel und Sonnenliege verbringen will, findet hier sieben Tipps für sieben Tage fernab der Zivilisation.

Coll Baix. Frank Feldmeier

Sa Talaia und Coll Baix

Diese Ziegen wissen leider zu gut, dass jeder Ausflügler etwas zu essen dabei hat. Es könnte so friedlich sein hier oben auf dem Sa Talaia, mit Blick auf die Halbinsel Formentor im Norden und die Bucht von Alcúdia im Süden, doch die Tiere rücken einem nicht von der Pelle. Und wer die Fotos von anderen Ausflüglern sieht, weiß: Die Ziegen harren eigentlich immer hier am Gipfelpfosten in knapp 450 Metern Höhe aus.

Nach hier oben führt ein Weg von der Herberge La Victoria, aber es gibt noch einen weiteren Weg, und dieser verbindet das Gipfelerlebnis direkt mit Coll Baix, einem versteckt gelegenen Sand- und Kieselstrand, der fast vollständig von steilen Felswänden umschlossen ist. Irgendwo da oben war man gerade noch unterwegs, jetzt gibt’s zur Belohnung die Erfrischung. Auf glatt gescheuerten Kieseln geht es stark abfallend ins Meer, der Wellengang ist oft stark.

Anfahrt ab Alcúdia zunächst Richtung Museum Sa Bassa Blanca, dann aber über eine üble Schlaglochpiste bis Refugi del Coll Baix, wo sich auch ein Parkplatz befindet. Zum Strand hinunter ist es nur ein Kilometer, aber der verschlungene Weg ist steil und steinig. Ebenso steil und anspruchsvoll ist der rund 2,5 Kilometer lange Weg ab der Herberge – hier steht auch eine Schautafel mit Landkarte – hinauf zum Sa Talaia.

Finca Ecovinyassa. Frank Feldmeier

Orangen-Finca Ecovinyassa

Orangen und Zitronen, so weit das Auge reicht. Schwer tragen die Bäume auf der Finca Ecovinyassa im Sóller-Tal an den Früchten. Ein Trampelpfad, den immer wieder fruchtbeladene Äste verstellen, führt über die rund 18.000 Quadratmeter große Ökoplantage. Infotafeln erklären mehrsprachig, um welche Sorten es sich handelt, von Clementinen über Navel und Navelate bis zur Peret und Canoneta, der berühmten Saftorange aus Sóller. Alle fühlen sich wohl in diesem heißen, feuchten und frostfreien Mikroklima zwischen den Tausendergipfeln.

Es gibt sogar Bäume, die veredelt sind und mehrere Sorten tragen. Vom Spätsommer abgesehen ist eigentlich immer eine Sorte reif. Die Besucher können die Früchte befühlen, beschnuppern und auch kosten, am Ende des Rundgangs dann bei einer Stärkung mit erfrischendem, frisch gepresstem Orangensaft und einem Pa amb Oli.

Biniaraix, Camí de Sa Vinyassa, 3, Montag, Mittwoch und Freitag 10–14 Uhr (außer Dezember/Januar), 14 Euro, Kinder 7 Euro (Imbiss inklusive), Vorab-Reservierung notwendig unter ecovinyassa.com.

Barranc de Biniaraix. Frank Feldmeier

Barranc de Biniaraix

Nur ein paar Straßen entfernt beginnt der Aufstieg in den Barranc de Biniaraix. Durch die Schlucht führt der ausgeschilderte Fernwanderweg GR221 (caminsdepedra. conselldemallorca.cat, Etappe 5) steil hinauf bis zum Coll de l’Ofre und von dort bis zum Stausee Cúber. Es zweigen Pfade zu Gipfeln ab, die markiert, aber nicht ausgeschildert sind, zum Cornador Gran und Cornador Petit mit Blick aufs Orangental, dann zum l’Ofre mit Blick auf Cúber und Gorg Blau sowie den Puig Major.

Beim Wandern kommt man natürlich ins Schwitzen, aber im Barranc de Biniaraix sprudelt mitunter das Wasser – nicht im Hochsommer, aber immer wieder im Frühjahr und Herbst, auch wenn die Regentage schon etwas zurückliegen. Dann gehört auch eine Badehose ins Gepäck! Etwas versteckt neben dem Weg lässt sich zwischen Felsen in Wassertümpeln des Torrent de Biniaraix baden, unter den neugierigen bis neidischen Blicken der anderen Ausflügler. Oder man kühlt zumindest die Füße.

Aufstieg ab dem Waschplatz am Ortsende (Carrer de Sant Josep, Camí de Cas Patró Lau). Wenige Parkplätze in engen Straßen.

Wandern bei Lluc. Frank Feldmeier

Lluc

Die Pilgerstätte ist so etwas wie das Tor in die Tramuntana. In der Anlage des spirituellen Zentrums von Mallorca herrscht zwischen den Tagesauflüglern jede Menge Trubel. Wer aber von hier in die Natur aufbrechen will, hat gleich mehrere Routen zur Auswahl. Es müssen ja nicht gleich die Fernwanderwege Richtung Tossals Verds oder Pollença sein (Routen und Tracks unter caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de). Auf der Website von Lluc (lluc.net) sind auch mehrere kurze Touren beschrieben.

Und nach dem Fußmarsch gibt es mallorquinische Küche (z. B. Ca s’Amitger) oder auch eine Übernachtungsmöglichkeit, sei es in der modernisierten Herberge im Haupt-haus (Hostatgeria, lluc.net), in der Wanderhütte (Refugi Son Amer, siehe Website Inselrat weiter oben) oder auf dem nahe gelegenen Campingplatz (Área de Acampada, casamitger@ibanat.caib.es). Und nicht zu vergessen: Die Pilgerstätte Lluc bietet auch einen Pool mit Bergkulisse (geöffnet täglich von 10 bis 19 Uhr, 6 Euro).

Cabrera. Frank Feldmeier

Cabrera

Gänzlich unbewohnt ist der Archipel südöstlich von Mallorca – und die Auflagen des einzigen Nationalparks im Gebiet der Balearen schieben jedem Besucheransturm einen Riegel vor. Diezugelassenen Anbieter von Ausflugsbooten dürfen täglich jeweils maximal 100 Gäste nach Cabrera bringen (marcabrera.com, excursionscabrera.es). Sie haben dort Gelegenheit für eine kleine Wanderung auf einer der acht offiziellen Routen und zu einer Erfrischung im Meer, wo einem riesige Fische erstaunlich nahe kommen. Kein Wunder, Fischen ist verboten in dem Nationalpark, dessen größtenteils Wasser umfassende Fläche im Jahr 2019 auf rund 90.000 Hektar verneunfacht worden ist.

Was man unternehmen kann und welche Vorschriften zu beachten sind, das ist auf einem neuen Portal der balearischen Landesregierung (balearsnatura.com) zusammengefasst. Hier gibt es Service-Infos, etwa zur kleinen Cabrera-Herberge oder auch zum Besucherzentrum in Colònia de Sant Jordi, von wo aus auch die Cabrera-Boote starten.

Felsentor bei Cala Varques. Frank Feldmeier

Von s’Estany d’en Mas bis Cala Varques

Auch wenn so mancher Naturstrand Mallorcas bekanntlich überrannt ist, kann man die Massen umgehen und trotzdem die Küste genießen. So beispielsweise im Fall der Cala Varques an der Ostküste. Statt sich an der Ma-4014 in die Schlange der Wildparker einzureihen, ist eine Tour ab der touristisch erschlossenen Cala Romàntica möglich, die eigentlich S’Estany d’en Mas heißt. Der Weg beginnt rechter Hand im hinteren Teil des Strands, etwas versteckt zwischen Bäumen und Felsen, und führt dann knapp vier Kilometer direkt an der Küste entlang und an Grotten sowie Felsformationen vorbei bis Cala Varques. Wem es dort zu voll ist, der kann sich auf dem Hin- oder Rückweg im Meer erfrischen, etwa in der Cala Falcó.

Port des Canonge. Frank Feldmeier

Port d’es Canonge

Gar nicht so leicht, auf den rutschigen Felsen ins Meer zu balancieren. Aber wir sind ja hier nicht an der Playa de Palma, sondern an der Playa de Son Bunyola, die sich auf den letzten Metern vor Port d’es Canonge befindet, dem Naturhafen an der Nordwestküste. Hier in der Avinguda del Mar lässt sich auch das Auto abstellen.

Egal wie lange die Tour war – sei es die gut ausgeschilderte Volta des General an der Steilküste entlang (rund 4,5 Kilometer bis zum Parkplatz an der Ma-10, Kilometer 85,2, Nähe Banyalbufar), sei es im Dreieck über den Camí dels Pescadors, durch Esporles und weiter über den Camí des Correu oder sei es mit Gipfel-Abstecher auf versteckten Wegen zum Puig de Planicia – hier ist der perfekte Endpunkt der Tour. Raus aus den Wander- oder Sportklamotten, rein ins Wasser. Berg und Meer sind eben Gegensätze, die irgendwie zusammengehören.

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