Bei der großen Ausstellung im Es Baluard hat nicht nur die Kunst viel zu sagen – sondern auch das Museum

Das Es Baluard zeigt mit "En diálogo: museo y colección" seine neue Präsentation der Sammlung. Die Schau zum 20-Jährigen richtet den Blick zurück und auch in die Zukunft

Eine Gipsskulptur von Antoni Miralda trifft im Raum A auf Gemälde verschiedener Künstler.

Eine Gipsskulptur von Antoni Miralda trifft im Raum A auf Gemälde verschiedener Künstler. / B.RAMON

Das Es Baluard, Palmas Museum für zeitgenössische Kunst, feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einer großen neuen Ausstellung in den Hauptsälen des Gebäudes: Am 30. Januar wurde die Schau „En diálogo: museo y colección“ (Im Dialog: Museum und Sammlung) mit einer anschließenden Feier im ehemaligen Wasserspeicher eröffnet. Eva Cifre, Leiterin des Bereichs Museumspädagogik, und Soad Houman, Leiter der Registrierung und Sammlung, haben die Ausstellung gemeinsam kuratiert.

Nun ist es in der Kunstwelt das wohl am meisten herangezogene geflügelte Wort: Bei nahezu jeder Schau sollen die Arbeiten miteinander „in einen Dialog treten“. In diesem Fall wird noch eine Schippe draufgelegt, weil auch das Element des Gebäudes in den Dialog mit einbezogen wird. Bleibt die Frage, welche Werke hier das Wort ergreifen – und was sie und das Museum sich „zu sagen haben“. Es geht dem Es Baluard dabei um mehr als eine Retrospektive, nämlich vielmehr um einen Blick in die Vergangenheit, auf die Gegenwart und in die Zukunft. 150 Stücke sind für die Neupräsentation der Sammlung ausgewählt worden.

Von der Festung zum Museum

Zum Einstieg in die Schau hat die mallorquinische Künstlerin Tonina Matamalas, die selbst im Es Baluard tätig war, auf der Etage 0 ein Wandbild geschaffen. Darin erläutert sie die Geschichte dieses Museums und seines Kontextes – ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen als Besucherin und von Material der Institution. Auf schematische Weise hält Matamalas auf einer der Wände die Etappen der Entstehung dieses Ortes fest, der erst viel später ein Museum beherbergen sollte. Sie blickt auch auf die Mauern der ehemaligen Festung, deren Überreste noch in verschiedenen Winkeln des Es Baluard zu sehen sind.

Dann geht es im Raum A weiter mit einem chronologischen Rundgang, der von der mallorquinischen Landschaftsmalerei des späten 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht und dazwischen bei mehreren Stationen haltmacht: in der Nachkriegszeit oder bei den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts, wobei den Werken von Joan Miró in diesem Punkt eine besondere Bedeutung zukommt.

Blick in einen der Ausstellungsräume.

Blick in einen der Ausstellungsräume. / B.RAMON

Dialoge zwischen Künstlern

Generell ist die Namensliste der hier vertretenen renommierten Künstler lang: Hermen Anglada-Camarasa, Joaquín Sorolla, Joaquim Mir, Santiago Rusiñol, Paul Gauguin, Amedeo Modigliani, José Manuel Broto, Francesc Català Roca, Maria Carbonero, Antoni Tàpies, Pablo Picasso, Miquel Barceló und Marina Abramovic sind nur einige von ihnen.

Der Rundgang führt Werke und Künstler aus verschiedenen Epochen zusammen, betont konzeptuelle Überschneidungen und Verbindungen auf nationaler und internationaler Ebene. Die Chronologie wird zudem durch Werke aufgebrochen, die ab dem Jahr 2000 entstanden sind. Dadurch sollen Räume für Reflexion eröffnet werden – etwa über Themen wie die Beziehung zum Land und zur Landschaft, die Rolle der Frau im Laufe der Geschichte oder die Suche nach Identität.

So hängt beispielsweise ein Gemälde von Pilar Montaner neben einer Fotografie von Pilar Albarracín, das Werk von Francesca Woodman neben einer Arbeit von Amparo Sard. Bei einem Gemälde von Norah Borges erkennt man im Hinblick auf die Komposition eine verblüffende Ähnlichkeit zu einem Werk von Marina Abramovic. Miquel Barcelós in Afrika entstandene weiße Gemälde bekommen die Installation der südafrikanischen Künstlerin Dineo Seshee Bopape als Gegenstück.

Dialoge über Epochen hinweg - hier mit Werken von Pilar Montaner und Pilar Albarracín.

Dialoge über Epochen hinweg - hier mit Werken von Pilar Montaner und Pilar Albarracín. / B.RAMON

Das Museum des 21. Jahrhunderts

Der Raum C auf der Etage -1 setzt sich, auch anhand von Exponaten aus dem Museum, mit den Herausforderungen der Zukunft auseinander. Laut den beiden Kuratoren handelt es sich um eine Art Epilog, der die Ausstellung in Raum A ergänzt, aber auch unabhängig davon funktioniert. Hier werden Themen angesprochen, die mit einem Museum und seinem Platz in der Gesellschaft zusammenhängen: seine Sammlung und sein Archiv, die Forschung und das Experimentieren, Bildung, neue Narrative und die Förderung von Vielfalt und Inklusion.

Teil 1 der Schau im Raum A (Etage 0): bis 5. Mai, Teil 2 der Schau im Raum C (Etage -1): bis 26. Mai, kostenlose Führungen auf Spanisch: immer sonntags, 12 Uhr, Anmeldung unter: esbaluard.org.

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