Nach einer Saison voller Ungewissheiten kann die Tourismuswirtschaft auf Mallorca das Jahr im Plus abschließen. Es kamen wieder mehr Urlauber auf die Insel – und die Chancen, dass sich der Trend im kommenden Jahr fortsetzt, stehen nicht schlecht. Wenn man sich jedoch die Gründe für das Revival Mallorcas anschaut, wird klar, dass sich die Tourismus-Verantwortlichen auf der Insel keineswegs auf der Bilanz 2010 ausruhen können – und noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen haben.

Die guten Zahlen in diesem Jahr sind mit Preisnachlässen erkauft. Das geht nicht nur auf Kosten der Rentabilität, sondern bedroht auch die Innovationsfähigkeit von Mallorcas Tourismusbranche. Ein Kraftakt ist nötig, um den Teufelskreis aus Dumping-Preisen, zu kurzer Saison und fehlenden Mitteln zu durchbrechen. Urlauber wollen nicht nur eine schöne Hotelfassade, sondern ein zeitgemäßes Haus, das seinen Preis wert ist.

Da muss auch die Politik mehr leisten. Es reicht nicht, dass Balearen-Premier Francesc Antich alte Fehler wie die Ökosteuer eingesehen hat und dem Dialog mit allen Beteiligten oberste Priorität einräumt. Nach der ­Initiative für Hotel-Sanierungen muss ein Konzept her, um unrentable Gästebetten vom Markt zu nehmen. Und nach dem Personalkarussell und der Umstrukturierung im Tourismusministerium muss endlich wieder langfristig geplant werden. Um in einem umkämpften Markt auf sich aufmerksam zu machen, genügen nicht sporadische Werbespots, deren Protagonist Rafael Nadal zudem auch noch sündhaft teuer bezahlt werden muss.

Vor allem aber kann es sich Mallorca nicht leisten, wichtige Großprojekte auf die lange Bank zu schieben. Man möchte den Verantwortlichen in Behörden und Konsortien einen Schubs geben, mehr Rückgrat wünschen und gute Kommunikationsprofis empfehlen, damit es endlich vorwärts geht mit der Playa de Palma oder dem Kongresspalast. Was wäre auf Mallorca nicht alles möglich, wenn zur Abwechslung mal alle an einem Strang zögen.