Der universelle Erfolg dieser ­Feierformel namens Weihnachten wird nirgendwo so deutlich wie auf einem Territorium mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Auch auf Mallorca lässt sich beobachten, wie die religiöse Grundidee zunächst angenommen und dann verformt wurde, um sich am Ende komplett zu verselbstständigen. Weihnachten wird in etlichen Ländern und Kulturen in ebensovielen Abwandlungen gefeiert. Auf Mallorca treffen sich die Angehörigen dieser Kulturen und stellen einmal im Jahr mit Staunen fest, wie viel sie gemeinsam haben und wie viel sie trotzdem unterscheidet. Dass man sich dabei gegenseitig beeinflusst, ist unvermeidlich. Viele hartgesottene deutsche Residenten, die Weihnachten selbst unter Palmen so nördlich wie nur irgend möglich feiern, haben schon mal einen turrón probiert, und sei es nur aus Versehen. Und selbst eingefleischte Insulaner beugen sich allmählich der Logik, dass Kinder zu Beginn der Weihnachtsferien mit Geschenken mehr anfangen können als zum Zeitpunkt der auf Mallorca üblichen Bescherung zum Fest der Heiligen Drei Könige, wenn gleich danach wieder die Schule beginnt.

Darüber ­hinaus kommt der Kern eines weiteren weihnachtlichen Erfolgsfaktors auf dieser Insel bestens zur Geltung: Neben seiner immensen religiösen Bedeutung macht das Fest knallharte Geschäftsleute gleichermaßen glücklich wie Romantiker. Auf einer ähnlichen Doppelwirkung beruht ja auch der Erfolg des Tourismus. Und dass Weihnachten nicht immer hält, was es verspricht, wäre eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Ferienbusiness. Es gibt noch andere Gründe, die Mallorca zu einem besonders weihnachtlichen Territorium machen: Spaniens erfolgreichster Sportler ist ein Mallorquiner namens Nadal (Weihnachten), ein mallorquinischer Weihnachtsbrauch – der Gesang der Sibylle – ist gerade zum Weltkulturerbe ernannt worden, und wenn Sie einen weihnachtlichen Ausflug unternehmen wollen, bieten sich die Dörfer Galilea und Orient an. Geht´s noch weihnachtlicher? In diesem Sinne … Bon Nadal!