Real Mallorca ist eine Gurkentruppe, sagen 8 Prozent der Leser, die an unserer Umfrage teilgenommen haben. Rund 12 Prozent würdigen Platz acht in der Endabrechnung und freuen sich schon auf das nächste Ziel Champions League. Die große Mehrheit von 80 Prozent ordnet die Leistung der Fußballer mit „unter diesen Umständen okay" ein. Doch was ist wirklich passiert in dieser Saison, in der wieder einmal Real Madrid und der FC Barcelona den anderen Lichtjahre voraus waren? Der Club, der in der vergangenen Saison nicht einmal durch eigenes Können dem Abstieg nur haarscharf entgangen ist und der lange Zeit mitten in einem Insolvenzverfahren steckte, hat sich in einem lange nicht für möglich gehaltenen Endspurt fast noch in den europäischen Fußball gespielt. Das ist für viele verblüffend, hat aber mehrere Gründe. Der erste heißt Joaquín ­Caparrós. Der Trainer, der nach dem siebten Spieltag den Dänen Michael Laudrup ablöste, brauchte zwar ein wenig Eingewöhnungszeit, holte aber in der Rückrunde das Maximum aus seinem Team heraus. Platz vier nimmt Mallorca in der Tabelle der zweiten Saisonhälfte ein. Ein Champions-League-Rang. Es klappte plötzlich, weil die Mannschaft mit Selbstvertrauen spielte und vor allem nicht immer wieder vom Trainer vorgehalten bekam, dass sie ohnehin nicht fähig sei, Tore zu schießen, wie unter Laudrup mehrfach geschehen. Besonders viele Tore waren auch nicht nötig, denn dafür stand die Abwehr um den Torwart­helden Dudu Aouate. Der Israeli hat mit seinen spektakulären Auftritten in dieser Saison zahlreiche Punkte festgehalten. Das Wichtigste aber war, dass sich die Mannschaft zu keiner Zeit von dem institutionellen Kleinkrieg in der Führungsspitze des Clubs hat beeindrucken lassen. Irgendwie hat es das Team geschafft, die ständigen Querelen um Präsident Cladera, Vize-Präsident Serra Ferrer und Aktionär Utz Claassen vor der Kabinentür zu lassen. Das war die größte Leistung in dieser Saison.