Die Lava, die aus dem am vergangenen Sonntag ausgebrochenen Vulkan auf La Palma fließt, bewegte sich am Dienstagabend (21.9.) weiter auf die Küste zu - mit etwa 120 Metern pro Stunde zwar langsamer als erwartet, aber sie zerstört alles, was sich ihr in den Weg stellt. Der europäische Copernicus-Dienst für Katastrophen -und Krisenmanagement schätzt die Anzahl der ihr zum Opfer gefallenen Häuser derzeit auf 180.

Aber es werden wohl noch einige mehr sein: Der Strom hat mittlerweile Todoque erreicht, einen Ort mit etwa 1.200 Einwohnern in der Gemeinde Los Llanos. Die Bewohner mussten am Dienstag in aller Eile ihr wichtigsten Habseligkeiten zusammenraffen und flüchten. Todoque ist das letzte bebaute Hindernis auf dem Weg des Magmas zum Meer.

Die Behörden warnen, dass giftige Gase entstehen, wenn die glühend heiße Lava ins Meer stürzt. Dabei komme es nicht nur zu einer explosionsartigen Verdampfung von Seewasser, sondern beim Kontakt der Lava mit dem salzhaltigen Wasser entstünden auch Salzsäure und feine Vulkankristalle. Diese können Reizungen der Haut, der Augen und der Atemwege hervorrufen. Bei dem letzten Vulkanausbruch auf La Palma 1971 war ein Mensch durch das Einatmen der Gase gestorben.

Wann genau die verschiedenen Lavaströme die Küste erreichen werden, ist unklar. Einer der beiden großen Zungen ist praktisch zum Erliegen gekommen und fließt nur noch mit etwa zwei Metern pro Stunde hangabwärts. Die zweite Zunge ist die, die nun in Todoque eingedrungen ist. Sie speist sich von einem in der in der Nacht neu aufgebrochenen Schlot, dem neunten seit Beginn des Ausbruchs am Sonntagnachmittag.

Insgesamt mussten seit Sonntag an die 6.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Verletzt wurde bislang niemand, doch viele Menschen haben - ähnlich wie in der Flutkatastrophe in Deutschland - ihr gesamtes Hab und Gut verloren. /ck (mit dpa und Efe).