Viele hundert Männer auf der Welt können gut davon leben, mit einem Holzstock (genannt Queue) Kugeln in Löcher zu stoßen. Dieter Meier wäre das in dieser extremen Form zu langweilig. Der Weilheimer ist zwar begeisterter Snooker-Spieler, aber sieht sich eher in der Amateur-Ecke. „Geld kann ich damit nicht verdienen, ich muss es dafür reinstecken, um mir die Tische und die Ausrüstung leisten zu können", sagt Meier.

Seit er vor zwei Jahren nach Mallorca umsiedelte, war er verzweifelt auf der Suche nach Snooker-Möglichkeiten. Auf der Insel war aber nichts zu machen, es gibt keine Szene. Zwei Tische existieren, einer in Magaluf, einer in El Toro. Der in Magaluf ist ziemlich ramponiert, der in El Toro „irgendwie immer geschlossen".

Also langte der 52-Jährige tief ins Portemonnaie und richtete zusammen mit Sabine Mitschke, einer befreundeten deutschen Snooker-Begeisterten, in Can Picafort einen privaten Clubraum ein, in dem Fans dem Sport nachgehen können. Mit einem Turnier am Wochenende (21. und 22.4.) wird der neue Raum seiner Bestimmung übergeben.

Snooker ist eine Abwandlung von Billard, die Tische sind mit einem Ausmaß von etwa 1,80 Metern auf 3,60 Metern doppelt so groß wie bei der populären Kneipenvariante. Und auch die Regeln sind etwas anders. Bei Snooker gibt es 15 rote Kugeln und 6 andersfarbige. Die Spieler müssen abwechselnd die roten und die andersfarbigen Kugeln versenken. Jede rote Kugel gibt einen Punkt, die anderen haben aufsteigende Punktewerte, von zwei (gelb) bis acht (schwarz).

Snooker erfunden haben Offiziere der britischen Kolonialkräfte in Indien. „Sie hatten dort den ganzen Tag nichts zu tun. Aus Langeweile haben sie angefangen, Snooker zu spielen", erklärt Meier. Da es sich dabei um eine rein männliche Gesellschaft handelte, blieb der Sport bis heute eine Domäne der Herren. Meier: „Snooker ist ein Männersport, weil man ständig die Winkel berechnen muss, in denen man die Kugeln spielen muss." Sabine Mitschke fühlt sich am Tisch trotzdem wie zu Hause und gibt ihre Antwort mit dem Queue.

Vielleicht tröstet sie sich damit, dass Snooker als Gentlemen-Sport bekannt ist. Die Spieler bewegen sich rücksichtsvoll und höflich am Tisch, sagen eigene Fehler selbst an, reden nicht und tragen Fliegen und elegante Kleidung. „Gegenseitige Rücksichtnahme beim Spielen ist ganz wichtig, denn jedes Geräusch, jede Bewegung kann dich ablenken und den Stoß zunichte machen", sagt Meier.

Auch stören ihn manchmal die Auswirkungen seines Berufs beim Snooker. Meier ist Fahrrad-Guide beim Hotel Concord in Can Picafort. „Wenn ich nach einer Tagestour mit Muskelkater zurückkomme, kann ich nicht richtig Snooker spielen." Aber andererseits ist der ruhige Konzentrationssport auch der perfekte Ausgleich zum anstrengenden Tagwerk.

Mit einem Auge schielt Meier aber doch immer wieder nach Großbritannien, wo Snooker eine echte Marke ist. „Von den ersten 1.000 Spielern in der Weltrangliste kommen vielleicht zehn nicht aus dem Königreich", sagt der Oberbayer. Und in der Weltspitze lässt sich eben auch richtig gut verdienen. Beim Weltranglisten-Turnier in Berlin beispielsweise werden 250.000 Euro verteilt. Die weltbesten Spieler erhalten schon eine Gage von 10.000 Euro, wenn sie nur bei einem Turnier antreten.

Deshalb beginnt in Großbritannien die Snooker-Ausbildung schon sehr früh. „Die Kinder fangen teilweise mit zehn Jahren an, absolvieren gerade so die notwendige Schulausbildung und trainieren jeden Tag acht Stunden lang." Da sie praktisch nichts gelernt hätten, könnten sie sowieso nichts anderes arbeiten.

Beim Eröffnungsturnier von Meiers Snooker-Lounge in Can Picafort werden zwar nicht die Cracks der Weltrangliste antreten, aber es soll ja hauptsächlich Spaß machen. Wer noch kurz entschlossen mitmachen möchte, kann sich unter www.ditsches-snookerlounge.es anmelden. Die Startgebühr beträgt 25 Euro. Los geht´s am Samstag um 10 Uhr. Infos unter www.snookermania.de oder bei Dieter Meier (Tel.: 672-64 05 08) oder bei Emilio (Tel.: 677-35 81 82, Spanisch).

Die Lounge liegt an der Hauptstraße in Can Picafort/Ecke Carrer Ran de Mar.

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