Polizei rechtfertigt Todesschuss auf Schimpansen
"Glauben Sie uns, dass hat keinem von uns auch nur annähernd Spaß gemacht", so der Leiter des mit Wildtieren auf Mallorca betrauten Zentrums Cofib
Die Guardia Civil auf Mallorca gilt nicht als eine besonders auskunftsfreudige Behörde - jetzt sah sie sich am Donnerstagabend (7.5.) zusammen mit anderen an der Operation beteiligten Einsatzkräften dazu genötigt, in einer Pressekonferenz zu der Erschießung des aus dem Safari Zoo in Sa Coma ausgebrochenen Schimpansen-Weibchens Eva Rede und Antwort zu stehen. Das zweite ausgebrochene Tier - Adán, ein Männchen - war am Donnerstagmorgen tot in der Schlacke einer Kläranlage gefunden worden.
Bei der Pressekonferenz aber ging es fast ausschließlich um den Todesschuss, der nationale und internationale Empörung ausgelöst hat. Der Entschluss, eine Feuerwaffe einzusetzen, sei gemeinschaftlich getroffen worden, sagte Luis Parpal, der Geschäftsführer des balearischen Zentrums für Wildtiere, Cofib. Man habe auch Betäubungsgewehre mitgehabt, sich jedoch wegen der erheblichen Entfernung - 40 bis 60 Meter - und der Flugbahn der Pfeile dagegen entschieden, mit ihnen auf Eva zu schießen. "Wenn man nicht trifft und nicht die richtige Dosis erwischt, riskiert man nur, dass das Tier noch aggressiver wird und damit alle Beteiligten gefährdet."
Das geflüchtete Schimpansen-Weibchen hätten eine ernst zu nehmende Gefahr für Anwohner und Urlauber dargestellt. "Es war sehr, sehr nervös, und wir waren darüber informiert worden, dass es aggressiv ist", sagte Pedro García von der mit dem Tierschutz beauftragten Einheit der Guardia Civil, Seprona. "Glauben Sie, dass hat keinem auch nur annähernd Spaß gemacht", so Luis Parpal vom Cofib.
Die Aggressivität der Tiere erkläre sich auch damit, dass es sich um auf die Verteidigung ihres Territoriums ausgerichtete Zootiere gehandelt habe. Das Pärchen war 1985 in einem Jerusalemer Zoo geboren und 1991 von dem deutschen "Mietwagenkönig" auf Mallorca, Hasso Schützendorf, gekauft worden. Nach dessen Tod seien die beiden Affen in einem "erbärmlichen Zustand" gewesen, so der Pressesprecher der Guardia Civil., Paco Molina. Seither lebten sie in einem Käfig im Safari Zoo.
Wie es überhaupt zu der Flucht der beiden Schimpansen kommen konnte, müssten nun die jetzt anlaufenden Ermittlungen klären. Tierschützer haben bereits Strafanzeige gegen den Safari Zoo gestellt.
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