Zehntausende Menschen haben am Samstag unter dem Motto «Die Kanaren haben eine Grenze» gegen Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55 000 Demonstranten forderten auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimisch. «Der Tourismus erhöht meine Miete» und «Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht» war zum Beispiel auf Transparenten zu lesen. Es sind Losungen, wie sie auch auf Mallorca im Umlauf sind, wo es ebenso zu einer kleinen Kundgebung kam.

Den Protestierenden ging es demnach auch um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Ferienwohnungen, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen.

Übers Jahr gerechnet sieben Mal mehr ausländische Urlauber als Einwohner

Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln, rund 14 Millionen Besucherinnen und Besucher vor allem aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Hinzu kamen noch einmal etwa gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die größeren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote. 

Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Vom Boom profitieren aber nur wenige. Unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen, sind die Kanaren das zweitärmste. 

Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: «Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.»

Tourismuskritische Aktivisten mit einem Transparent vor der Kathedrale in Palma am Samstag (20.4.). Redaktion DM

Auf Mallorca versammelten sich die Aktivisten vor der Kathedrale

Wenngleich bislang nicht in dieser Größenordnung, gibt es auch auf Mallorca immer wieder Proteste gegen den sogenannten Overtourism. Anlässlich der Kundgebungen auf den Kanaren ließ sich am Samstag denn auch eine Gruppe von Aktivisten vor der Kathedrale fotografieren. "Menys turisme, més vida" (Weniger Tourismus, mehr Leben) stand auf ihrem Transparent zu lesen.