Sie ist eine der wenigen Frauen auf Mallorca, die in der gehobenen Gastronomie am Herd stehen: Caterina „Caty“ Pieras Ramis. Gerade mal 30 Jahre alt und gertenschlank ist sie, die Chefin des Es Ví, einem Restaurant im Castillo Hotel Son Vida in Palma. Pieras zählt zu den besten 15 Spitzenköchen der Insel, präsentierte vor Kurzem - als nur eine von zwei Damen - die Balearen auf dem renommierten Gastronomiegipfel in San Sebastián, Seite an Seite mit Mallorcas Sterneköchen.

Zum Kochen kam die Frau aus Inca wie die Jungfrau zum Kind. Just an dem Tag, an dem sie sich an der Universität Palma für den Studiengang Biologie einschreiben wollte, begegnete sie einem Dozenten der benachbarten Hotel­fachschule. Die beiden kamen ins Plaudern - der Lehrer pries verheißungsvoll die Vorzüge des Kochdaseins, ein kreativer Job sei das, bei dem man sein ganzes Leben etwas dazulernen und sich weiterentwickeln könne.

Und ehe sich die damals 19-Jährige versah, stand ihr Entschluß fest: „Ich werde Köchin, das ist es!“ Dabei hatte Pieras bis dato so gut wie nie in der Küche gestanden, bestenfalls ihrer Mutter ab und an über die Schulter geschaut. Doch die Entscheidung stand, von 1998 bis 2000 absolvierte sie die Hotelfachschule - und ging danach bei gleich drei Sterneköchen auf dem Festland „in die Lehre“. So arbeitete sie unter anderem im Drei-Sterne-Lokal Sant Pau im katalonischen Sant Pol de Mar oder im ebenso Michelin-gekrönten Racó d‘en Freixa in Barcelona.

Seit März 2007 nun ist sie ­Küchenchefin im Es Ví. Hart sei der Weg dorthin gewesen, erzählt sie. „Du musst als Frau immer besser sein als die männlichen Kollegen.“ Der Ton in Profi-­Küchen ist rau, Wehleidigkeiten darf sich auch eine noch so zarte Frau niemals leisten: „Du hast dich verbrannt? Dann jammere nicht, sondern beiß‘ die Zähne zusammen und mach weiter.“ Um das durchzustehen, braucht man Kraft - ein Grund, warum die Mallorquinerin bis heute regelmäßig in ein Fitnessstudio geht.

Pieras hat sich durchgebissen - und ihren Stil entwickelt. Sie serviert „neue mallorquinische Küche“, die sie mit einem Hauch Modernität versieht. Sie verwendet vornehmlich einheimische Produkte. Doch hält sie sich nicht sklavisch an diese Devise. Schließlich soll auf ihren Tellern nur das Beste landen. Und wenn es das nicht auf der Insel gibt, wird es eben von woandersher besorgt.

Was sie schließlich kreiert, liest sich zum Beispiel so: „Riesengarnelen mit den mallorquinischen Pilzen Edelreizker und dem Besten vom Lamm“ (25 Euro) oder „Hummer mit mallorquinischem Fischeintopf“ (24 Euro). Ihr Seeteufel, mit Himalaya- und Hawaii-Salz gewürzt, wird von Blumenkohlschaum, Schinken und getrüffeltem Wachtelei begleitet (28 Euro), die Terrine vom Spanferkel von einem mit Vanille aromatisierten Bratapfel (29 Euro). Stets hat sie kleine Zettel in der Hosentasche, auf denen sie ihre Ideen notiert, die ihr immer dann einfallen, wenn sie entspannt ist - beim Autofahren zum Beispiel.

Wenn sie etwas Neues entwickelt, stellt sie es „zur Diskussion“, berät sich mit ihrem Mann, einem Profi-Koch wie sie. Dann wird ergänzt, variiert, „bis das alles bis ins letzte Detail stimmt“. Und weil sich in ihrer beider Leben so vieles um das Kochen dreht, ist sich das Paar in einem vollkommen einig: Zu Hause, da stehen wir nicht am Herd. Zu Hause bleibt die Küche kalt …

Restaurant Es Ví, Castillo Hotel Son Vida,

Palma

Telefon: 971-49 34 93.

Geöffnet: Mi-So 19.30 bis 22.30 h.