Das Herzstück der Bodega Macià Batle sind nicht die mächtigen Edelstahltanks und auch nicht die knapp 1.000 Holzfässer. Es ist ein langer, mit warmem Licht ausgeleuchteter Gang im Keller. Wer diesen Gang durchschreitet, gerät ins Staunen, und diese Wirkung hat Ramón Servalls i Batle, Geschäftsführer und Miteigentümer des Weingutes, auch beabsichtigt. Über 100.000 Flaschen lagern links und rechts des Ganges, aufgestapelt vom Boden bis an die Decke, dicke dunkle Wände aus Flaschenböden.

Das in Santa Maria angesiedelte Weingut zählt neben J.L. Ferrer aus Binissalem und Pere Seda aus Manacor zu den großen Drei unter Mallorcas Bodegas. Rund 180 Hektar Land werden insgesamt bewirtschaftet, das entspricht einer Fläche von mehr als 250 Fußballfeldern. 750.000 Flaschen produziert das Unternehmen pro Jahr. Rund drei Viertel der Produktion sind Rotweine, 10 Prozent Rosé und 15 Prozent Weißweine, darunter der mehrfach preisgekrönte Blanc de Blanc. Jahresumsatz: knapp drei Millionen Euro. Hierin enthalten sind allerdings die Weine der in der Nähe von Andratx gelegenen Bodega Santa Catarina, die Macià Batle als Pächter bewirtschaftet.

Entstanden ist die 1856 gegründete Bodega in der heutigen Form vor gut zehn Jahren mit dem Umzug von Biniali nach Santa Maria. Rund vier Millionen Euro wurden damals investiert. Mit dem Neubeginn ging man bei Macià Batle in die Vollen. Die Eigentümerstruktur mit fast 40 Teilhabern erschwerte jedoch ein effizientes Management. Vor fünf Jahren erwarb Sebastià Rubí, ein Hotelier aus Alcúdia, 90 Prozent der Anteile. Ramón Servalls i Batle ist mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Das Weingut produziert, anders als Santa Catarina, Weine mit der Ursprungsbezeichnung (Denominación de origen) D.O. Binissalem. Für diese Weine gelten ganz bestimmte, selbst auferlegte Regularien. Zum Beispiel, was die verwendeten Rebsorten angeht. So müssen D.O.-Binissalem-Rotweine einen Mindestanteil von 50 Prozent der heimischen Mantonegro-Traube enthalten. Ziel der Auflagen ist es, den Weinen einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen. „Wir müssen Weine machen, die man nur auf Mallorca herstellen kann“, sagt Ramón Servalls. Andernfalls, so fürchten viele Insel-Winzer, würde man in der Masse des unreglementierten Weltmarktes untergehen.

Allerdings haben auch die Binissalem-Winzer inzwischen gemerkt, dass sie sich vielleicht ein etwas zu enges Korsett geschnürt haben. Die Mantonegro-Traube hat viele Kritiker. Sie sei zu hell in der Farbe und produziere einen zu hohen Alkoholgehalt, sagt Servalls. Man denke gerade darüber nach, den vorgeschriebenen Mantonegro-Anteil von 50 auf 30 Prozent zu senken, um den Bodegas mehr Spielraum bei der Rebsortenwahl zu geben.

Mindestens genauso große Bedeutung misst der 48-Jährige der Vermarktung zu. „Haben Sie schon mal im Fernsehen einen TV-Spot für Wein gesehen?“, fragt er, um gleich darauf zu erklären, warum es solche Spots nicht gibt. Die Weinbranche sei viel zu zersplittert, rund 8.000 Bodegas gebe es in Spanien, niemand könne sich teure Fernsehwerbung leisten. Dabei rede er gar nicht von den Weingütern auf Mallorca mit seinen vielen Hobbywinzern.

Auch ohne TV-Werbung lässt man sich bei Macià Batle einiges einfallen. Die Bodega nutzt wie keine zweite auf Mallorca die Möglichkeiten des modernen Marketings. Eine der wirkungsvollsten Strategien ist die Verbindung von Wein und Kunst. Jedes Jahr lässt das Weingut von einem namhaften Künstler ein Etikett kreieren. Es sei kein kühles Geschäft, dass die Maler motiviert, Weinetiketten zu entwerfen. Vielmehr sei es ihre Verbindung zu Mallorca, das Gefühl, etwas Besonderes zu tun, sagt Servalls. Die Liste der Macià-Batle-Künstler umfasst Namen wie Erwin Bechtold, Rebecca Horn und Natasha Zupan. In diesem Jahr wird aller Voraussicht nach der katalanische Maler Jaume Plensa das Etikett entwerfen.

Wenn man den langen Flaschen-Gang durchlaufen hat, betritt man einen Saal, in dem die bisherigen Etiketten-Kreationen in Großformat an der Wand hängen und auch die Verkostungen stattfinden. Die jährliche Präsentation der Künstler-Etiketten ist ein gesellschaftliches Ereignis. „Eigentlich sind wir ein kleines Unternehmen“, erklärt der 48-Jährige. Jeder Supermarkt mache mehr Umsatz. Aber Wein habe eben etwas Glamouröses. Obwohl Sebastià Rubí mit dem Tourismus sehr viel Geld verdient habe, kenne man ihn als Hotelier genauso wenig, wie man die Besitzer von Supermärkten kennt. Als Eigner von Macià Batle jedoch sei er ein gefragter Mann, sagt Ramón Servalls.