Wer auf Mallorca lebt, hört viele Sprachen, auf dem Spielplatz, in der Schule, beim Kindergeburtstag. Wir sprechen Deutsch, andere Kinder sprechen Französisch oder Englisch. Alle Menschen, die auf der Insel leben, haben zwei gemeinsame Sprachen. Das Spanische, die Sprache des Landes Spanien, und das Mallorquinische, die Sprache der Insel.

Sie ist sehr alt und wurde von Rittern gesprochen, die auf Schiffen aus Katalonien gekommen sind, vor langer Zeit. Die Ritter sind hier geblieben, haben Frauen von der Insel geheiratet und Kinder bekommen. Denen haben ihre Eltern, wenn sie nicht einschlafen konnten oder sich langweilten, Lieder und Verse vorgesungen oder aufgesagt. Die Wörter passen zusammen, sie reimen sich.

Das hat den Kindern so gut gefallen, dass sie sie später, als sie erwachsen waren, ihren eigenen Kinder beigebracht haben. So ging das weiter, mehrere hundert Jahre lang. Bis heute. Manchmal haben sie sich auch neue ausgedacht, zum Beispiel „Dalt del cotxe". Denn zu Ritterszeiten gab es ja noch keine Autos.

Wir haben ein paar Reime gesammelt (zum Anhören einfach rechts auf den Pfeil unter dem Bild klicken). Könnt Ihr sie lesen und nachsprechen? Wenn Ihr sie auswendig lernt, könnt Ihr sie anderen Kinder aufsagen oder vorsingen. Wir haben sie auch ins Deutsche übersetzt. Aber Ihr werdet merken, dass sie sich auf Mallorquinisch viel besser anhören. Das passiert beim Übersetzen von einer Sprache in die andere oft. Versucht doch mal, einen deutschen Abzählreim zu übersetzen. Zum Beispiel: „Eine kleine Mickymaus zog sich mal die Hose aus. Zog sie wieder an und du bist dran!" Reimt sich das auf Mallorquinisch?

Beispiele:

Lieder für den ganzen Körper

1. En Joan petit

En Joan petit quan balla,

balla, balla, balla,

en Joan petit quan balla,

balla amb el dit.

Amb el dit, dit, dit

ara balla en Joan petit.

(mà, colze, peu, cap,

nas, panxa, cul,...)

Der kleine Joan

(Der rechte Zeigefinger tippt beim Singen

rhythmisch auf die linke Handfläche)

Der kleine Joan, wenn der tanzt,

tanzt, tanzt, tanzt,

Der kleine Joan, wenn der tanzt,

tanzt, tanzt, tanzt,

tanzt er mit dem Finger.

Mit dem Finger, Finger, Finger,

tanzt jetzt der kleine Joan.

(Statt „Finger" kann man dann die Wörter Hand, Ellbogen, Fuß, Kopf, Nase, Kopf, Po einsetzen. In jeder Strophe ein anderes. Dabei auf den Ellbogen, den Fuß, die Nase, den Kopf und den Po zeigen

und ihn bewegen).

2. Jo soc petiteta

1. Strophe

Jo tinc una caseta que és alta, alta, alta,

però jo sóc petita, però jo sóc petiteta,

Jo tinc una caseta que és alta, alta, alta,

però jo sóc petiteta, i no puc fer-hi res!

2. Strophe

Jo tinc una pilota, que bota, bota, bota,

però jo sóc petiteta,...

Ich bin klein

(Zur Melodie des deutschen Schlagers

„Die süßesten Früchte fressen

nur die großen Tiere")

1. Strophe

Ich habe ein Häuschen, das ist

hoch, hoch, hoch.

Aber ich bin klein, aber ich bin klein.

Ich habe ein Häuschen, das ist

hoch, hoch, hoch.

Aber ich bin klein, dagegen kann ich nichts tun.

2. Strophe

Ich habe einen Ball, der

springt, springt, springt,

Aber ich bin klein, aber ich bin klein ...

(Die Hände zeigen, wie hoch das Haus ist,

wie der Ball springt etc.)

3. Un tren petitó

Un tren petitó

que corria que corria

un tren petitó

que corria sense por.

Qui vulgui pujar,

que s´afanyi, que s´afanyi,

qui vulgui pujar,

que s´afanyi que se´n va.

Ein kleiner Zug

(Die Kinder bilden einen Zug

und setzen sich beim

Singen in Bewegung)

Ein kleiner Zug,

der fuhr schnell, der fuhr schnell.

Ein kleiner Zug,

der fuhr schnell ohne Angst.

Wer einsteigen will,

der soll sich beeilen,

der soll sich beeilen.

Wer einsteigen will,

der soll sich beeilen,

weil er wegfährt.

Reime zum Abzählen

1. Dalt del cotxe

Dalt del cotxe hi ha una nina

que repica els cascavells.

Trenta, quaranta, ametlla amarganta,

pinyol madur, ves-te´n tu.

Si tu te´n vas, nero, nero, nero.

Si tu te´n vas, nero, nero nas.

Auf dem Auto

Auf dem Auto sitzt ein Mädchen,

das bimmelt mit Glöckchen.

30, 40, Bittermandel,

reifer Pinienkern, du gehst raus.

Wenn du rausgehst,

nero, nero, nero,

wenn du rausgehst,

nero, nero, Nase.

2. Aquest és el pare

Aquest és el pare,

aquesta és la mare,

aquest fa les sopes,

aquest se les menja totes,

i aquest fa: piu, piu,

que no n´hi ha pel caganiu?

Das ist der Vater

(Das mallorquinische Pendant zu „Der schüttelt die Pflaumen". Man beginnt mit dem Daumen)

Das ist der Vater.

Das ist die Mutter.

Der macht Suppen.

Der isst sie alle auf.

Und der macht Pip, pip.

Ist für den Kleinen

nichts mehr da?

3. Roda, roda, molinet

Roda, roda, molinet,

la pastora no té llet,

la miqueta que en tenia

se l´ha begut (nom).

Dreh dich, dreh dich, Mühlchen

Dreh dich, dreh dich, Mühlchen.

Die Schäferin hat keine Milch.

Das Bisschen, das sie hatte,

das hat (hier einen Namen

einsetzen) getrunken.

Lieder, die man auf dem Schoß singt

1. Bè corderet

Bè, corderet,

que la mare no té llet,

una mica que en tenia

l´ha donat al seu fillet

Lämmchen Lämmchen

Lämmchen, Lämmchen,

die Mutter hat keine Milch.

Das Bisschen,

das sie noch hatte,

das hat sie ihrem

Söhnchen gegeben.

2. Pedra pedreta

Pedra pedreta ben rodoneta tirolirola tiroliroleta.

Stein, Steinchen,

Stein, Steinchen,

schön rund, tirolirola, tiroliroleta.

3. Un cigró petit

Un cigró petit

s´ha amagat sota el llit,

de color de xocolata,

un, dos, tres i quatre.

Eine kleine Kichererbse

Eine kleine Kichererbse

hat sich unterm Bett versteckt,

schokoladenfarben,

eins, zwei, drei und vier.

In der Printausgabe vom 22. April (Nummer 520) lesen Sie außerdem:

- Schön hier: Frühling in den Jardines de Alfabia

- Im Selbstversuch: Sticken im Handarbeitskurs

- Café Botiga: Gastronomie mit geistig Behinderten

- Schöne Dinge: Körperkunst im Tattoostudio

- Wellness für alle Sinne: Entspannung mit Bodhana

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