Noch in den 80er Jahren zogen sich die Altnazis in Spanien ungeniert und öffentlich ihre schwarzen SS-Uniformen über, in denen sie als junge Männer Tod und Verderben über Europa gebracht hatten. Und auch heute noch dürfen die letzten von ihnen wie Paul Maria Hafner in ihrem Gastland unbehelligt behaupten, den organisierten Mord an ­Millionen von Menschen in deutschen Konzentrationslagern habe es nie gegeben.

Dies kann nur verstehen, wer sich mit der spanischen Geschichte auseinandersetzt. Franco war Hitlers Erben eng verbunden. Schließlich hatten sie ihm durch ihre Unterstützung im Spanischen Bürgerkrieg an die Macht verholfen und teilten die gleiche faschistische Ideologie.

Dass sich die „alten Kameraden" aber auch nach dem Tod des Diktators in ihrem Gastland sicher fühlen durften, hat mit der spanischen Vergangenheitsbewältigung zu tun, die es bis zu Anfang dieses Jahrhunderts eigentlich nie richtig gegeben hat.

Die Diskussion über deutsche Nazis in Spanien hätte zwangsläufig eine Auseinandersetzung mit der eigenen faschistischen Vergangenheit zur Folge gehabt. Dies konnte großen Teilen der Gesellschaft, die ihre Pfründe aus der Diktatur erfolgreich in die Demokratie hinübergerettet hatten, nicht recht sein. Auch fürchtete man, dass die alten Wunden, die der Bürgerkrieg hinterlassen hatte, durch eine Diskussion über Opfer und Täter wieder aufbrechen könnte. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der katholischen Kirche. Auch ihr konnte an einer Aufarbeitung der Geschichte nicht gelegen sein, weil sie mit dem totalitären Regime Francos eng verstrickt war.

Erst die derzeit regierende sozialistische Regierung hat damit begonnen, eine der düstersten Epochen der spanischen Geschichte zu beleuchten. Die vielen Altnazis, die in Spanien einen sonnigen Lebensabend verbracht haben, stört dies nicht mehr. Sie haben sich mittlerweile von dieser Welt verabschiedet - ohne jemals zur Verantwortung gezogen worden zu sein.