Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Katalanisch oder Spanisch? Kräftemessen um die Unterrichtssprache in den Schulen auf Mallorca beginnt

Jetzt müssen Befürworter und Gegner der freien Sprachwahl die Eltern von den Vorzügen von Spanisch oder Katalanisch überzeugen

Ein Vater bei der Einschulung seines Kindes. BERNARDO ARZAYUS

Die Einschreibefristen für das neue Schuljahr 2024/25 an den öffentlichen und halbstaatlichen Schulen auf Mallorca beginnen – und diesmal ist einiges anders. Die wohl wichtigste Neuerung: die Möglichkeit für die Eltern, zumindest in manchen Fächern und manchen Klassenstufen Spanisch explizit als Unterrichtssprache zu wählen statt des deutlich weiter verbreiteten Katalanisch. Pünktlich zum Beginn der Anmeldungen werben nun die Verfechter des Spanischen und des Katalanischen um die Eltern.

Da ist zum einen die wiederauferstandene „Assemblea de Docents“, eine Gruppe von Lehrkräften, die die Eltern mit einer aufwendig erarbeiteten Kampagne in zehn Sprachen darüber informiert, wie wichtig es für die Kinder ist, Katalanisch zu lernen. Ein entsprechendes etwas langatmiges Video gibt es untertitelt auf Deutsch, Französisch, Chinesisch, Arabisch oder in der im Senegal gesprochenen Sprache Wolof.

20 Gründe für Katalanisch

Die Kampagne zählt 20 Gründe dafür auf, dass Kinder in der Schule auf Katalanisch unterrichtet werden sollten. Zeitgleich haben sich auch die Verfechter eines Unterrichts auf Spanisch formiert. Die Plattform „Escuela de todos“ (Schule für alle) wirbt offensiv damit, dass die Eltern für ihre Kinder Spanisch als Unterrichtssprache wählen sollten.

Hintergrund der Kampagnen ist das Vorhaben der konservativen Volkspartei, zum neuen Schuljahr die jahrzehntelang bestehende Sprachregelung in den Klassenzimmern der öffentlichen und halbstaatlichen Schulen zu kippen und Eltern wählen zu lassen, in welcher Sprache ihre Kinder unterrichtet werden sollen.

Vox macht Druck auf die PP

Die PP hätte das heiße Eisen Sprachwahl wohl am liebsten gar nicht angefasst, musste sich aber dem Druck von Vox im Parlament beugen. Schließlich sind die Konservativen auf die Stimmen der Rechten angewiesen. Die freie Sprachwahl soll zunächst nur für Kinder gelten, die im September ihren Bildungsweg beginnen, sowie für die gesamte Grundschule, wie Bildungsminister Antoni Vera am Freitag (19.4.) erklärte. Bisher sollte diese Möglichkeit zunächst auf die Schulanfänger und die 4. bis 6. Klasse beschränkt werden. Die Eltern können die Unterrichtssprache in den Fächern Mathematik, Geografie/Geschichte sowie in einer der Fächer Biologie/Geologie, Physik/Chemie oder Technologie wählen.

Auf zehn Sprachen gibt es die Kampagne der Assemblea de Docents für das Katalanische.

Auf zehn Sprachen gibt es die Kampagne der Assemblea de Docents für das Katalanische. DM

Vox kritisiert, dass der Wunsch nach der einen oder anderen Sprache erst im Moment der definitiven Einschreibung geäußert werden kann und nicht im Moment der Anmeldung. Die Rechtspartei befürchtet, dass die Eltern unter Druck gesetzt werden könnten, ihr Kreuzchen beid Katalanisch zu machen.

Jetzt müssen die Schulen ihr Interesse bekunden

Die Schulen können frei entscheiden, ob sie die Unterrichtssprache Spanisch anbieten oder nicht. Sie haben dafür ab Montag (22.4.) 30 Tage Zeit, um dem Bildungsministerium ihr Interesse an dieser Option mitzuteilen. In den Lehrerkollegien ist die vorherrschende Meinung allerdings, dass Katalanisch als Unterrichtssprache beibehalten werden soll, um die gegenüber dem übermächtigen Spanisch benachteiligte Sprache am Leben zu halten.

Danach müssen noch, so die bisher bekannt gewordenen Pläne, mindestens 20 Prozent der Schülereltern aus jeder Klassenstufe Spanisch als vorrangige Unterrichtssprache wählen. Erst dann soll Spanisch als Unterrichtssprache angeboten werden. Hinzu kommt, dass der entsprechende Platz vorhanden sein muss, um die Klassen in spanisch- und katalanischsprachige Gruppen aufzuteilen, wobei hier das Ministerium bereits finanzielle Mittel in Aussicht gestellt hat.

Der Fahrplan für die Anmeldung

Inzwischen gibt es auch den Fahrplan zur Anmeldung und Einschulung der Kinder und Jugendlichen für das kommende Schuljahr – aufgrund des Regierungswechsels zwei Wochen später als eigentlich üblich. Einige Schulen hatten bereits ihre Informationsveranstaltungen angesetzt, dort aber noch keine konkreten Details zum Anmeldeprozess geben können.

Nun steht fest, dass für die rund 9.500 Kinder auf den Inseln, die ab September mit der Vorschule beginnen, sowie für diejenigen, die an einer anderen Schule weitermachen, die Einschreibefrist vom 20. bis zum 28. Mai läuft. Die Anmeldung ist im Internet möglich, aber auch weiterhin in der Bildungseinrichtung, die als erste Option gewählt wird.

Definitive Liste am 21. Juni

Die Vergabe erfolgt nach einem Punktesystem. Eine provisorische Liste wird am 12. Juni veröffentlicht, hier sind Einsprüche möglich. Die definitive Liste steht dann am 21. Juni fest, und die endgültige Einschreibung läuft je nach Alter der Kinder vom 24. Juni bis zum 18. Juli.

Für Kinder, die einen Bildungszyklus abgeschlossen haben, also beispielsweise Grundschule oder die Sekundarstufe ESO, und die Schule wechseln müssen, beginnt der Anmeldeprozess bereits am Montag (22.4) und dauert bis Mittwoch (24.4.). Alle Daten gibt es hier.

Artikel teilen

stats