Bildung auf Mallorca: Erster Entwurf für die freie Sprachwahl an den Schulen vorgestellt

Das balearische Bildungsministerium hat erste Pläne veröffentlicht. Eltern und Lehrer sollen Mitsprache bekommen. Das Papier sorgt schon für Kritik

Katalanisch oder Spanisch? An einigen Schulen sollen die Eltern bald entscheiden können

Katalanisch oder Spanisch? An einigen Schulen sollen die Eltern bald entscheiden können / Bernardo Arzayus

Es ist ein Dauer-Streitthema in der Politik auf Mallorca: Wie viel Katalanisch sollte in den öffentlichen Schulen und Bildungseinrichtungen auf den Balearen Pflicht sein? Während die linken Parteien Verfechter davon sind, die Regionalsprache möglichst viel anzuwenden, um sie so zu bewahren, tendieren die Konservativen seit jeher dafür, dem Spanischen mehr Raum zu bieten.

Zum ersten Mal seit dem Regierungswechsel vor knapp einem Jahr hat das konservativ geführte balearische Bildungsministerium jetzt einen ersten Entwurf für ein Pilotprojekt erarbeitet. Zunächst freiwillig sollen sich zum kommenden Schuljahr Grundschulen melden können, die bereit sind, die Eltern darüber entscheiden zu lassen, ob die Unterrichtssprache für ihre Kinder Spanisch oder Katalanisch sein soll.

Mindestens 20 Prozent

Konkret müssten mindestens 20 Prozent pro Klasse dafür stimmen. Die entsprechenden Kinder würden dann in einigen Fächern - zunächst in Mathematik und Heimat- und Sachkunde - gesondert unterrichtet, während die anderen weiterhin auf Katalanisch gelehrt würden.

"Bei kleinen Gruppen müssen mindestens fünf Schüler dafür sein", heißt es in dem Entwurf. Auch müssten genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, damit die Gruppen getrennt voneinander unterrichtet werden können.

Lehrer und Eltern müssen erst einmal zustimmen

An dem Pilotprojekt teilnehmen können sowohl die öffentlichen (públicos) als auch die halbstaatlichen (concertados) Bildungseinrichtungen. Zunächst müsse dafür das Lehrerkollegium der jeweiligen Schule zustimmen. Bei den öffentlichen Schulen bedürfe es zudem einer Zwei-Drittel-Zustimmung des Schulrats, dem auch Eltern angehören, um überhaupt an dem Versuchslauf teilnehmen zu können.

Die Schulen sollten zudem im Vorfeld eine Schätzung darüber einholen, wie viele Eltern in etwa ihre Kinder wohl für auf Spanisch unterrichtete Fächer anmelden würden. Alle Bildungseinrichtungen, die am Pilotprojekt teilnehmen, sollen zusätzliche finanzielle Mittel vom Bildungsministerium erhalten. Nach zwei Jahren wolle man die gesammelten Erfahrungen auswerten.

Während zum kommenden Schuljahr 2024/2025 zunächst nur die Grundschulen (primaria) mitmachen können, sollen im Jahr darauf auch Mittelstufen (ESO) an dem Versuch teilnehmen können. Hier könnten die Schüler dann entscheiden, ob sie die Fächer Mathematik, Geografie und Geschichte, Biologie, Technik, Physik und Chemie auf Spanisch beigebracht bekommen möchten.

Kritik: Regelung führt zu Spaltung der Schüler

Wie zu erwarten gibt es auch kritische Stimmen zu dem vorgeschlagenen Pilotprojekt. Verantwortliche der Bildungsgewerkschaft STEI bezeichneten den Entwurf als "Attacke gegen das Katalanische", die dazu beitrage, die Schüler aufgrund ihrer Sprache zu trennen. Man denke darüber nach, rechtlich gegen den Entwurf vorzugehen.

Schließlich müsse das im Gesetz verankerte Ziel verfolgt werden, die Kinder und Jugendlichen sowohl im Spanischen als auch im Katalanischen fit zu machen. Genau dies geschehe aber bereits nach den aktuellen Regelungen. Ansätze wie die der konservativen Landesregierung dagegen würden dazu führen, das Katalanische immer mehr zurückzudrängen.

Auch der Lehrerverband PLIS sieht den Entwurf kritisch - allerdings geht den Vertretern das angedachte Projekt nicht weit genug. Noch immer sei die Sprachwahl dadurch nicht eindeutig geklärt.

Auch in den Kindergärten und Vorschulen will das balearische Bildungsministerium die Sprachpolitik ändern. Dort sollen Eltern ebenfalls ab dem kommenden Schuljahr wählen dürfen, welche die Hauptumgangssprache in der Gruppe ihrer Kinder sein soll, Details dazu stehen aber noch nicht fest. /somo

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