Von W. J. Lanek

Nach klugen Richtlinien erstellte Gebäude müssen sich selber schützen, aber in erster Linie natürlich ihre Bewohner. Damit ist nicht nur gemeint, dass es in einem Haus weder zu nass, zu kalt, zu warm oder zu laut sein darf: Von einem Haus dürfen keine Gefahren ausgehen. Hier soll es nicht darum gehen, dass Dächer oder Mauern einstürzen könnten. Die Rede ist vielmehr von möglicherweise hochgiftigen Chemikalien, die über Farben oder Additive in das Mauerwerk, in den Putz oder über falsch behandelte Holzbauteile in Wohnräume eindringen. Ein steter Wechsel von Feuchte, von Außen- und Innentemperaturen, vermag nämlich die verschiedensten Gifte aus mancherlei Farbstoffen und Chemikalien zum Ausdunsten zu bringen. Die Hersteller von Farben, Verdünnern, Imprägnierungen, Versiegelungen oder Beschichtungen heben den Nutzwert ihrer Produkte im Bauwesen hervor. Manchmal übergehen sie es aber, auf in gewissen Produkten enthaltene Giftstoffe aufmerksam zu machen. Hilfe beim Kauf von Farben und Lösemitteln kann demnach nur eine Auflistung aller verwendeten Inhaltstoffe leisten; so wie diese die Hersteller von biologisch unbedenklichen Naturfarben preisgeben. Es wird also gescheit sein, beim Einkauf der einen oder anderen Farbe künftig nicht nur den Farbton und den Preis im Auge zu behalten, sondern auch das wichtige Kleingedruckte.

Gefährliche Zusätze in Farben

Was im Alltag an Malerarbeiten anfällt, dürfte normalerweise nicht mit Gefahren verbunden sein. Ordentliche Fachbetriebe geben Garantie nicht nur für die verwendeten Materialien, sondern auch für deren gesundheitliche Unbedenklichkeit. Anders kann es aussehen, wenn der engagierte aber vielleicht ahnungslose Heimwerker zum Pinsel greift: Dann werden möglicherweise nicht die vorsorglich ausgewählten Bio-Farben zur Tücke, sondern die gutgläubig gebrauchten Abbeizer, Verdünner oder Lösungsmittel mit toxischen Anteilen oder Zusätzen, die später noch über Jahre hinaus ausgasen können. Besondere Aufmerksamkeit ist den Holzanstrichen zu widmen, und zwar vor allem dem großen Unterschied zwischen Innen- und Außenbereich.

Da sind zum Beispiel die hübschen Holzhäuschen, die man manchmal in Gärten sieht. Sie werden gewöhnlich schon mit Holzschutz geliefert. Das wird dann meistens eine Druckimprägnierung sein, die zum Beispiel bei einem Geräteschuppen kaum bedenklich sein sollte. Anders verhält es sich jedoch, wenn es sich um einen Aufenthaltsraum, etwa eine Art Garten-­Pavillon oder ein Spielhäuschen für Kinder handelt. Auch Druckimprägnierung mit Salzen sollte in Frage gestellt werden, wenn die

Fixierung der Salze mit Chromstoffen erfolgte. Chromverbindungen können, wenn sie in Form einatembarer Aussonderungen vorliegen, zu gesundheitlichen Schäden führen.

Holz braucht Schutzanstrich

Weniger Bedenken sind bei Carports oder weitläufigen Pergolabauten angebracht, weil diese ja normalerweise zirkulierender Frischluft ausgesetzt sind. Eigenbau-Holzkonstruktionen im Außenbereich bedürfen natürlich eines Schutzanstriches. Selbst wenn Holz - als das bekanntlich älteste Baumaterial überhaupt - hunderte Jahre ohne Chemie überlebt hat, ist bei preislich günstigen Hölzern oder aus präventiven oder ästhetischen Gründen ein Anstrich notwendig. Sogar für tropische Hölzer, die im Grunde genommen eigentlich gar keines Schutzes bedürfen, bietet die Industrie inzwischen eine Palette vor allem verschönender Elixiere.

Auf jeden Fall muss bei jeder Art Holz­anstrich die sorgfältige Auswahl in den Vordergrund gestellt werden. Der verkehrte Weg hierbei wäre, nach dem beliebten ýJe-mehr-­um-so-besser-Grundsatz" literweise fragwürdige Mittel zu verwenden. Oder weit schlimmer sogar, etwa die Überbleibsel gelagerter Außenimprägnierungen im Innenbereich zu verwenden. Was leicht vorkommen kann, denn an gegebene Verwendungs- oder Warnhinweise halten sich Heimwerker nicht immer.

Der erste Schritt vor jedem Anstrich einer Holzkonstruktion im Außenbereich sollte ohnehin eine wohldurchdachte Planung sein. Und eine solche muss darauf ausgerichtet sein, gewisse Bauteile vor Feuchtigkeit zu schützen; nämlich Kopfteile und vertikale Schnittstellen so anzuordnen, dass sie möglichst wenig direktem Niederschlag ausgesetzt sind. Mit etwas Überlegung sollte es möglich sein, empfindliche Anschnitte durch Überlappungen oder Abdeckungen vor einwirkender Feuchtigkeit zu bewahren. Wo das nicht geht, kann saugfähiges Stirnholz notfalls mittels Hütchen aus gebördeltem Aluminiumblech abgedeckt werden. Alle freistehenden Schnittstellen müssen unbedingt mit mehreren Anstrichen getränkt werden, damit die Imprägnierung tief ins Holz eindringt.

Wer aus ökologischen oder ökonomischen Erwägungen auf kostspieliges Tropenholz verzichtet, wird bei billigen Hölzern um eine Imprägnierung nicht herumkommen. Hierfür gibt es mehr oder weniger bedenkliche Mittel, bei deren Auswahl wir auf den hervorragenden Platzvorteil bauen dürfen, nämlich, dass wir auf eher wenig Niederschlag und dafür umso mehr Sonne bauen können.

Von der Verwendung verführerischer Klarlacke im Freien wird mit Nachdruck abgeraten. Mit transparenten Lacken behandelte Hölzer sind zwar sehr schön und behalten ihre natürlichen Farbtöne, verlangen aber einen großen Arbeitsaufwand. Starker Sonne ausgesetzt, neigen Klarlacke zum Abplatzen, und die in Schadstellen eindringende Feuchtigkeit führt zu hässlichen Flecken - die sich nicht mehr ausbessern lassen. Wer sich langfristig solcher Anstriche erfreuen will, wird sich auf mühsames, fast alljährliches Anschleifen und Nachlackieren einstellen müssen.

Teakholz hält am längsten

Teakholz ist teuer, bleibt aber langfristig schön, verzieht sich nicht, und ist damit für eine jede Außenverwendung unübertrefflich. Durch eine gelegentliche Behandlung mit harmlosem Teak­öl bleibt der goldbraune Farbton über lange Zeit erhalten. Es gibt unterdessen Ersatz durch andere, preiswertere Tropenhölzer (meist ýAfzelia"), aus welchen übrigens die meisten der hierzulande angebotenen Gartenmöbel im Teak-Look gemacht sind. Deren anfänglicher Farbton bleicht zwar nach einigen Sonnenmonaten zu einem Grauton aus, lässt sich aber mithilfe von Teaköl wieder gut aufarbeiten.

Weil viele gebräuchliche Holzschutzmittel toxische Stoffe enthalten, sollte der Umgang mit ihnen auf jeden Fall mit Sorgfalt erfolgen. Von gleicher Bedeutung ist das strikte Befolgen vorgeschriebener Warn- und Verarbeitungshinweise. Wer auf Nummer sicher geht, wird solche Mittel nicht im Supermarkt kaufen, sondern sich im Fachhandel beraten lassen.

Die Vorsichtsmaßnahmen auf einen Blick

-Farben und Additive stets dem Verwendungszweck anpassen (Fachhandel)

-Immer Gebrauchsanweisungen und Vorsichtsmaßnahmen befolgen

-Kontakt von Holzschutzmitteln mit ungeschützten Händen vermeiden

-Den Gebrauch von Atemschutzmaske und Schutzbrille in Erwägung ziehen

-Beim Arbeiten in Innenräumen für gute Durchlüftung sorgen

-Bei der Arbeit mit Farben, Verdünnern, Lösungsmittel, Abbeizern, etc., nicht essen, trinken oder rauchen