Mallorca Zeitung

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Begehrt wie Coldplay: Der "unglaubliche" Erfolg des Radrennens Mallorca 312

Das Event steht am Samstag wieder an. Die Startplätze waren einmal mehr binnen Minuten weg. Dabei gab es im vergangenen Jahr gehörig Ärger

Wer einen Startplatz bekommt, kann sich glücklich schätzen. Saragossa

Wer nur langsames Internet besitzt und nicht pünktlich vor dem Rechner sitzt, hat keine Chance auf eine Teilnahme am Radrennen Mallorca 312. Binnen weniger Minuten waren die 8.000 Startplätze ausverkauft. „Der Andrang ist vergleichbar mit einem Coldplay-Konzert“, sagt Pressesprecherin Aitana Tomàs dazu. Am Samstag (27.4.) steht die Rundfahrt an. Es ist der Gipfel der Radurlaubssaison auf der Insel. „Der Erfolg der Veranstaltung ist unglaublich. Ich bin überrascht, dass es nach dem Chaos im vergangenen Jahr immer noch einen derartigen Ansturm gibt“, sagt Max Hürzeler, Pionier des Radtourismus auf Mallorca.

Früher ein Radausflug eines Inselclubs

2010 gründete der Lehrer Xisco Lliteras das Rennen für seinen Radclub in Artà. Mit 198 anderen Hobbyradlern drehte er eine Runde die Küste entlang. Gesperrte Straßen gab es damals nicht. Nach 312 Kilometern waren die Sportler am Ziel. Die Distanz sollte später namensgebend sein. Waren es anfangs mit der Ausnahme von 13 Iren ausschließlich Radfahrer von der Insel und vom spanischen Festland, ist die Veranstaltung nun ein Highlight für die Urlauber. Jedes Jahr meldeten sich mehr an. Es kam auf den Straßen immer wieder zum Streit zwischen den Autofahrern und den Radlern. 2106 wurde erstmals die Strecke für Mallorca 312 gesperrt. Das machte es wenig besser. Die Planung war schlecht durchdacht. Manche Tramuntana-Dörfer waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten.

Hier geht es beim Mallorca 312 lang und folgende Straßen sind gesperrt. Dörr

Chaos an den Verpflegungsständen

Mittlerweile sind die Veranstalter eingespielt. Lehrer Lliteras arbeitet in Vollzeit an der Organisation des Rennens. Die einzelnen Straßenabschnitte werden stundenweise gesperrt. Dennoch ist noch nicht alles in Butter. 2023 kam es an den Versorgungsständen entlang der Strecke zu Engpässen und Wartezeiten. Einige Radler flogen deswegen aus dem Rennen, weil die Polizei die Straßen für den Verkehr wieder öffnen musste. Der Veranstalter klagte über viele Schwarzfahrer, die sich dazwischengemogelt und den angemeldeten Radfahrern die Snacks und Drinks geklaut hätten. Als Konsequenz daraus sollen am Samstag Radler ohne das offizielle 312-Trikot aus dem Verkehr gezogen werden. „Das ist keine ideale Lösung. Wer sich als Gruppe angemeldet hat, kann sich so im Fahrerfeld kaum wiederfinden“, sagt Hürzeler, der selbst kein Verlangen mehr spürt, die 312 Kilometer abstrampeln zu müssen. „Dafür müsste ich um 6 Uhr morgens aufstehen. Das ist nichts für mich. Ich setze mich am Nachmittag in den Zielbereich und freue mich, wenn ich dort glückliche Gesichter sehe.“

Radreiseanbieter kaufen Kontingente

Früher war der Schweizer Radreiseanbieter selbst Sponsor des Rennens. „Das lohnte sich für mich aber nicht. Die Teilnehmer mieteten sich nur eine Nacht in meinen Hotels ein. Die Unterbringung für eine Woche ist für mich lukrativer“, sagt Hürzeler, der wie andere Anbieter Kontingente an Startnummern aufkauft, um sie im Komplettpaket mit einer Reise anbieten zu können. Natürlich sind auch die seit Monaten weg. „Ich würde an Xiscos Stelle den Preis erhöhen“, sagt Hürzeler. Derzeit kostet die Teilnahme 99 Euro. Derartige Überlegungen gibt es allerdings nicht.

Dafür gab es andere: 2019 wollte Lliteras die Marke 312 zu einer internationalen Rennserie ausbauen. „Die Corona-Pandemie grätschte uns dazwischen. Danach haben wir die Pläne in die Schublade gepackt“, sagt Pressesprecherin Tomàs. „Wir organisieren aber noch das Alberto-Contador-Rennen im September in Valencia.“

Die Radsportlegende gehört neben der Niederländerin Annemiek van Vleuten zu den Ex-Profis, die Werbung für das Rennen machen sollen – Werbung, die es eigentlich nicht braucht. „Im Ötztal gibt es eine ähnliche Veranstaltung. Da werden die Startplätze mittlerweile verlost“, sagt Hürzeler. Das könnte auch für Mallorca eine Lösung sein.

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