Mallorca Zeitung

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Des Königs Phantomsprache auf Mallorca - warum es kein "Balearisch" gibt

Felipe VI. verleiht der „Acadèmi de sa Llengo Baléà“ einen royalen Ehrentitel – und sorgt auf der Insel für Entrüstung

Die Balearen haben ihre eigene Geschichte, Kultur, Tradition. Gesprochen werden aber Dialekte des Katalanischen. | FOTO: RAMON

Der spanische König gehört nicht unbedingt zu den Idolen im linken, regionalen Lager auf Mallorca. Mit der Entscheidung, der „Acadèmi de sa Llengo Baléà“ königlichen Rang zu verleihen, hat Felipe VI. die Situation nicht wirklich verbessert und gerade von Sprachschützern massive Kritik geerntet. „Grotesk“, urteilt die balearische Sprach- und Kulturvereinigung OCB. „Überraschend, grundlos und unwissenschaftlich“, sagt der Rektor der Balearen-Universität (UIB), Jaume Carot. „Eine Schande“, schimpft der Präsident der Real Academia Mallorquina de Estudios Históricos, Genealógicos y Heráldicos, Román Piña.

Und die Regionalpartei Més per Mallorca fordert neben einer Rücknahme der Entscheidung auch eine Entschuldigung des spanischen Monarchen.

Was steckt dahinter?

Eine „Königliche Akademie für die balearische Sprache“ ergibt nach einhelliger Meinung der Experten auf Mallorca keinen Sinn, unterstellt sie doch, dass es eine eigene Sprache der Inseln gebe sowie Mallorquinisch, Menorquinisch und Ibizenkisch mehr seien als Dialekte des Katalanischen. Die Vereinigung befürwortet eine eigene Rechtschreibung und Grammatik, die sich vom Standardkatalanisch unterscheidet. Grundlage ist ein Buch aus dem 19. Jahrhundert, in dem der liberale Jurist und einstige Bürgermeister von Binissalem, Joan Josep Amengual i Reus, eine eigene Balearen-Sprache propagiert – womit er aber in der wissenschaftlichen Welt ziemlich allein dasteht. Zudem sollte man wissen, dass die von der erst 1992 gegründeten „Akademie“ vertretene These besonders bei rechtsextremen und antikatalanischen Gruppierungen verbreitet ist.

Ausgerechnet von der Partei Vox gab es denn auch Glückwünsche. Die Landesregierung dagegen, die auf die Stimmen der Rechtspopulisten angewiesen ist, distanzierte sich deutlich. Die Sprache der Balearen sei Katalanisch, so Regierungssprecher Antoni Costa (Volkspartei, PP) mit Verweis auf die Landesverfassung von 1983. Ein Landesgesetz von 1986, das auch die PP mittrug, macht die Förderung des Katalanischen – offizielle Amtssprache auf den Balearen neben dem Spanischen – zur zentralen Aufgabe der Regionalregierung.

Das sagt das Königshaus

Wie kommt das Königshaus also zu der inzwischen auch offiziell vollzogenen Entscheidung? Man habe dasselbe Procedere wie in allen anderen Fällen der Titelverleihung befolgt sowie sich von Institutionen beraten lassen, lautet die lakonische Antwort der Pressestelle des Königshauses gegenüber dem „Diario de Mallorca“. Aber womöglich muss man die Entscheidung der Casa Real auch gar nicht so hoch aufhängen, wie es beim Institut d’Estudis Catalans (IEC) heißt: Nicht nur ehrwürdige Institutionen, auch manche Fußballvereine oder Bruderschaften der Osterprozessionen dürften sich nach Antrag ein „Real“ vor den Namen stellen.

König Felipe VI. DM

Was man über Katalanisch wissen muss

Wie uneinheitlich das Katalanische ist, merkt jeder schnell, der die Inselsprache lernt. Die Sprachwissenschaft unterscheidet zwei große Dialektgruppen. Das Westkatalanische (català occidental ) wird in etwa zwischen Andorra im Norden und Murcia im Süden gesprochen. Der Rest des Sprachraums, also der östliche Teil von Katalonien sowie die Balearen und der südöstliche Teil Frankreichs, wird dem Ostkatalanischen (català oriental ) zugerechnet.

Die Unterteilung beruht vor allem auf der unterschiedlichen Aussprache speziell der Vokale. Daneben gibt es zudem eine Menge Wörter, die sich zwar von Region zu Region und von Insel zu Insel unterscheiden, aber als verschiedene Varianten allesamt im Katalanischen als richtig anerkannt sind.

Mit Ausnahme der Vokabeln und der Schreibweisen der „Acadèmi de sa Llengo Baléà“. Oder besser gesagt „Reyal Acadèmi de sa Llengo Baléà“, wie sie jetzt heißt.

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