Von JÖRG BOECKMANN -- Dass die Kreuzfahrtindustrie auch 2017 deutlich wachsen will und voraussichtlich auch wird, war ja bereits Thema dieser Kolumne. Ermöglicht wird das Wachstum insbesondere durch die zahlreichen Neubauten. Sie erhöhen einerseits die zur Verfügung stehenden Kapazitäten und buhlen andererseits mit neuen Attraktionen auf See und innovativen Ausstattungs­details um die Passagiere. Welche Neubauten wir in diesem Jahr auf dem Markt - und im Hafen von Mallorca - erwarten und wie sie ihre jeweilige Zielgruppe begeistern sollen, zeigt ein Überblick über die wichtigsten Premieren auf den Weltmeeren:

"Silver Muse"

Das neue Flaggschiff der Luxusmarke Silversea manifestiert den Übergang der europäischen Luxusmarke zu einem moderneren, reduzierteren Design. Sie ist auch ein weiteres Beispiel dafür, dass auch und gerade im Luxussegment die Schiffsgrößen wachsen. Die „Silver Muse" wird im April 2017 in Monaco getauft und verfügt dann über 286 Suiten von bis zu 174 Quadratmetern, die alle mit eigener Veranda ausgestattet sind und die international gemischten Passagiere auch mittels eines unaufdringlichen, aber ungeahnt begehrenswerten Butler-Services begeistern. Die maximal 596 Passagiere werden von 411 Crewmitgliedern umsorgt und können zwischen acht Restaurants wählen.

In der Sommersaison wird die „Silver Muse" Kreuzfahrten im Mittelmeer anbieten und schon auf der Jungfernreise am 13. April erstmals in Palma festmachen. Anschließend geht es bereits Ende August über die britischen Inseln auf der nördlichen Transatlantik-Route nach Kanada, die US-Ostküste hinunter, in die Karibik und einmal rund um Südamerika. Der Tagespreis mit dem reedereitypischen vollumfänglichen All-inclusive-Angebot beginnt bei circa 450 Euro pro Person und Nacht.

MSC Meraviglia

In einer komplett anderen räumlichen und preislichen Dimension wird das neue Flaggschiff des italienisch-schweizerischen Anbieters MSC unterwegs sein. Dieses schwimmende Mega-Resort kann mehr als 5.700 Passagiere in 2.250 Kabinen beherbergen. Damit wird die „Meraviglia" vorerst das größte jemals von einer in Europa ansässigen Reederei gebaute Schiff sein. „Meraviglia" bedeutet „Wunder" - und MSC schwärmt von einem „neuartigen, außergewöhnlichen und unverwechselbaren Stil" des sich auf der STX Schiffswerft im französischen Saint-Nazaire in der letzten Bauphase befindlichen XXL-Schiffes.

An Bord wird der luxuriösere Bereich, der MSC Yacht Club, vergrößert und die Decke der Promenade im Innenbereich mit einem gigantischen 480-m²-LED-Bildschirm ausgestattet, um digital den Himmel zu simulieren. Auch die Freizeitbereiche werden im Vergleich zu älteren MSC Einheiten erweitert - es gibt einen Spaß- und Wasserpark, großzügige Panoramabereiche und zwei überdachte Promenaden. Das Schiff nimmt im Juni 2017 seine erste, schon stark nachgefragte Saison auf und bietet siebentägige Kreuzfahrten im westlichen Mittelmeer ab Genua, Marseille und Barcelona. In Palma soll die „Meraviglia" erstmals am 10. Oktober 2017 zu bestaunen sein.

"MSC Seaside"

Noch eine weitere neue Schiffsklasse von MSC feiert 2017 Premiere. Mit der „Seaside" wird das erste von drei geplanten Schiffen der gleichnamigen Seaside-Klasse fertiggestellt. Diese folgen einem neuen, an die geplanten Fahrtgebiete angepassten Konzept, welches die Schiffe mit weitläufigen Außendecks und möglichst viel Meerblick punkten lässt. Ab Dezember soll die „Seaside" auch vermehrt für amerikanische Gäste ganzjährig in der Karibik ab dem Heimathafen Miami eingesetzt werden. Die beiden Schwesterschiffe sollen 2019 und 2021/22 folgen und ebenfalls je knapp 5.200 Passagieren Platz bieten. In Palma ist aktuell nur ein Anlauf vorgesehen - nämlich am 5. Dezember schon auf dem Weg in die Karibik.

"Norwegian Joy"

Nicht für den amerikanischen, sondern für den chinesischen Quellmarkt konzipiert ist die „Norwegian Joy". Und so verkehrt dieser Ozean­riese auch ab chinesischen Häfen, Bordsprache wird Mandarin sein. Die bis zu 3.900 Passagiere können sich dabei nicht nur in weitläufigen Casinos und Shopping-Arkaden, sondern unter anderem auch auf einer Kartbahn oder in einer Outdoor-Laser-Tag-Arena amüsieren. Vermutlich werden nur sehr wenig europäische Gäste in den Genuss einer Reise mit den vielen, vielen neuen chinesischen Kreuzfahrtgästen kommen. Auch am Beispiel der „Joy" wird deutlich, dass sich die Reedereien überwiegend entscheiden, separate, an den jeweiligen Geschmack in den Quellmärkten angepasste Produkte anzubieten. In Europa sind Reisen auf diesem Schiff aktuell nicht buchbar.

"Mein Schiff 6"

Weiterhin konsequent auf deutschsprachige Märkte ausgerichtet agiert man beim Tui und Royal Caribbean Joint Venture Tui Cruises. Auch der vierte Neubau des Anbieters folgt dem bisherigen Konzept der Wohlfühlflotte. Von den Schwesterschiffen unterscheidet sich der Neuzugang lediglich durch Details wie dem ersten Jazz Club der Hamburger Reederei. Ein wichtiges neues Detail findet sich auch im Fahrplan, erstmalig werden viele Häfen in den USA angesteuert. So ist die „Mein Schiff 6", die am 1. Juni 2017 in Hamburg getauft wird, auch das einzige Flottenmitglied, das wir 2017 nicht in Palma sehen werden.

"Aida Perla"

Das zwölfte Flottenmitglied von Aida Cruises ist nahezu baugleich mit der 2016 in Dienst gestellten Schwester „Aida Prima". Ab Juli soll die 300 Meter lange und fast 38 Meter breite „Perla" mit circa 3.300 Passagieren an Bord von ihren, Start- und Zielhäfen Palma und Barcelona zu Wochenreisen im westlichen Mittelmeer auslaufen.

Zu den Highlights an Bord gehören ein Skywalk, ein Hochseilgarten und der überdachte Beachclub. Spannend wird sein, wie sich die eigentlich für kühlere Regionen konzipierten, unter dem Foliendom liegenden Schiffsbereiche in der sommerlichen Hitze auf dem Mittelmeer anfühlen werden. Aktuell laufen die Planungen für eine Reihe von Schiffsbesichtigungen, die vermutlich ab August wöchentlich jeweils am Samstag in Palmas Hafen stattfinden. Interessenten können sich bereits unter info@kreuzfahrten-ab-palma.es vormerken lassen. Anders als bei den bisherigen Besichtigungen können daran auch Kinder teilnehmen.