Für Atze Schröder ist weder die Insel noch die Bühne Neuland. Doch ihm kommt´s am Ende des Tages auf die Mischung an. Und so steht der deutsche Komödiant am 13. und 14. Juni (jeweils 20.30 Uhr) zum ersten Mal in seinem Leben auf einer mallorquinischen Bühne. Für die Reihe „Mallorca lacht – Der Comedy Sommer 2011" gibt Atze Schröder als Comandante sein aktuelles Programm „Revolution" im Auditorium in Palma zum Besten. Wohl getreu seinem Motto: „Das Bessere ist der Feind des Guten."

Was empfehlen Sie dem Publikum in Palma für maximalen Atze-Schröder-Genuss?

Nicht so viel trinken auf jeden Fall. Deswegen spiele ich auch im Auditorium in Palma und nicht in Arenal. Comedy und Alkohol vertragen sich einfach nicht.

Waren Sie schon mal am Ballermann?

Ja, da war ich auch schon mal. Vergangenes Jahr, da haben wir gesagt, wir vertreten jetzt mal die reine Lehre und schauen uns den Ballermann einmal an.

Und?

So richtig lange habe ich es da nicht ausgehalten. Da wo man das gesprochene Wort nicht mehr versteht, bin ich fehl am Platze.

Haben Sie denn dort einen von Ihren berühmten Anmachsprüchen gebracht?

Nee, ich bin Romantiker und flirte gerne, wenn ich das schöne altdeutsche Wort mal benutzen darf. Ich gehe lieber dorthin, wo man einen originellen Spruch zu schätzen weiß. Am Ballermann ist es mir zu stumpf. Da reichen oft schon Handzeichen. Und wenn gefragt wird, ´na, haste Bock´, dann kommt das sicher auf dem Ballermann gut an. Meine Welt ist das nicht.

Hat Sie der Ballermann inspiriert?

Als Thema habe ich darüber schon mal nachgedacht. Ist mir aber zu klischeehaft. Ich würde lieber was über Golf oder die Boots-Szene auf Mallorca machen.

Warum?

Jede Szene hat ja so ihre Abgrenzungen. Der Golfer hat´s schon gern mal ein bisschen schicker. Der Bootsfahrer hat seine eigene Sprache und Probleme mit dem Anlegen. Beispielsweise wenn er rückwärts mit 30 Knoten im Hafen ankommt und die marineros schon rechts und links wegspringen. Also da kann man bestimmt was Lustiges draus machen.

Sie haben schon Shows, Serien, Filme gemacht. Warum bleiben Sie der Bühne treu?

Die Bühne ist das, was mich gefangen nimmt, was mir richtig Spaß macht. Das soll nicht arrogant klingen, ich habe sieben Jahre Serien gemacht, in Kinofilmen mitgespielt, 500 Folgen Radio-Comedy gemacht. Ich bin jetzt auch keine 20 mehr. Und da habe ich mir überlegt: Ich mach nur noch das, was mir absolut Spaß macht, und das ist die Bühne.

Eine Bühnensau?

Würde ich schon so sagen, eine absolute Rampensau.

Was gibt Ihnen das?

Das ist so ein kribbelndes Gefühl – fast wie Sex – nur öfter. Man hat eine positive Spannung, auch mit dem Publikum und schaukelt sich so gegenseitig hoch.

Was heißt das?

Das ist ein tolles Gefühl, davon kann man süchtig werden.

Brauchen Sie ein volles Stadion, um in Fahrt zu kommen?

Es können Hallen mit 13.000 Leuten sein. Ich spiele aber genauso gerne vor kleinem Publikum, in Clubs mit 300 oder 400 Zuschauern. Die Mischung macht´s am Ende des Tages.

Wo liegt der Unterschied?

Groß hat seinen Reiz, weil eben so viel Energie im Spiel ist. Klein auch, da kann man schön spontan sein, sich auch mit den Leuten unterhalten.

Was bringen Sie mit Ihrer aktuellen Show für eine ´Revolution´ nach Mallorca?

Ich bin ja selber privat auch oft auf Mallorca und bekomme die Verbohrtheit mit der Sprache, dem Mallorquinisch, mit. Wie regional da teilweise gedacht wird – darauf müssen wir mal zu sprechen kommen.

Sprechen Sie Spanisch?

Marginal, steht aber für das nächste Jahr ganz oben auf der Liste.

Ist das Ihr erster Auftritt auf der Insel?

Ja, für mich ist das absolutes Neuland.

Mit dem ´Revolutions´-Programm waren Sie Ihrer Zeit voraus.

Ich versuche mit den Programmtiteln immer Zeitgeist einzufangen. So war das auch vor zwei Jahren. Alle haben mich für verrückt gehalten. Doch dann kam Stuttgart 21, Tunesien, Ägypten. Das hab alles ich angeschoben.

Und was ist mit Libyen?

Dafür bin ich auch verantwortlich. Wenn Gaddafi endlich abhaut, krieg ich auch meine Zweitbrille zurück.

Was war in Ihrem Leben eine Revolution?

2003 habe ich den deutschen Fernsehpreis gewonnen. Das fand ich revolutionär, dass man so einem Typen wie mir einen so etablierten und großen Preis gibt. Und als ich meine Serie bei RTL startete, war das für mich auch eine Revolution. Plötzlich stand ich in meinem eigenen Traum, war quasi im Paradies gelandet.

In Ihrer Show treten Sie als Comandante, Jefe, Máximo Líder auf. Sind Sie ein kleiner Diktator?

Am Ende des Lebens sind alle Revoluzzer entweder Arschlöcher oder tot. Und das möchte ich jetzt widerlegen. Mal ein Comandante, der bis zum Ende gute Laune behält.

Diktatur ist eine ernste Angelegenheit. Darf man darüber Späße machen?

Absolut, muss man sogar. Wenn man solche Leute lächerlich macht, dann hat man ja schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht – nämlich, dass Diktatoren nicht mehr ernst genommen werden.

Für alle, die es nachmachen wollen: Wie sind Sie Comedian geworden?

Eigentlich bin ich Schlagzeuger. Bei den Gigs war ich bekannt dafür, dass ich die nächsten Nummern immer besonders lustig angesagt habe. Irgendwann wurde ich solo gebucht, um Veranstaltungen zu moderieren. So kam ich nach und nach zur Comedy. Dann bin ich beim Comedy-Festival in Köln aufgetreten, hab da so eine kleine Show moderiert, möglichst lustig. Danach kam RTL auf mich zu, ob ich Lust hätte, in einer Serie mitzuspielen. So kam eines zum anderen. Ich hatte nie Karriere im Blick, wollte eigentlich immer nur meinen Spaß haben.

Haben Sie noch Ihren Spaß?

Absolut. Am meisten Spaß macht mir die Bühne.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt als Comedian?

1994 in Münster: Das war ein Talent-Wettbewerb. Ich war Moderator und hab längere Monologe gehalten, um die Leute zum Lachen zu bringen. Ich erinnere mich noch sehr daran, wie ich gedacht habe: Das ist es. Das will ich machen.

Karten (ab 44 Euro) gibt es beim Inselradio 95.8, den Tui-Infocentern, beim Veranstalter unter www.starplay.org oder im Auditorium.

In der Printausgabe vom 2. Juni (Nummer 578) lesen Sie außerdem:

- Stich für stich zum Selbstwertgefühl: Schneiderkurse im Gefängnis

- Ein bisschen wie die Kanzlerin ist uni-Rektorin Montserrat Calas

- Mallorca geht wieder aus: Neue Ausgabe des Gastroführers

- Grönlandwale und der Traum von der Jugend

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