Mallorca Zeitung

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Halten ein ganzes Leben: Hier gibt es auf Mallorca hochwertige Messer

Der Messerschmied Guillem Bernat aus Sineu eröffnete 1971 ein Geschäft für Haushaltswaren. Heute führt es die Tochter

Die Inhaberin Francisca zeigt einige Messer im Geschäft. | FOTO: NELE BENDGENS

„Mit den kurzen, spitzen Messern da hinten pikse ich faulige Stellen aus den Kartoffeln“, erklärt Maria, „die dünnen da vorne sind toll zum Zwiebelschälen. Und mit diesen breiten Klingen hacke ich am liebsten Petersilie.“ Mit einem Notizbuch, in das sie Kochrezepte und Fotos ihrer Enkel geklebt hat, fächert sich die 62-Jährige kurz Luft zu. Zum Kochen sei es eigentlich „viel zu heiß im Moment“, meint sie achselzuckend – aber „was soll man machen, wenn die ganze Familie zu Besuch kommt, weil die Taufe der Enkelin ansteht?“

Je länger man Maria und ihrer 73-jährigen Nachbarin Nati zuhört, die an diesem Morgen vor der Cuchillería Sineu in Palma stehen und sich gegenseitig beraten, desto mehr bekommt man das vage Gefühl, dass die handgeschmiedeten Gegenstände, über die Maria und Nati da fachsimpeln, kein schnödes Besteck sind, sondern echte Kostbarkeiten. Sie haben so geheimnisvolle Namen wie gatxolla, de porquer oder exturat.

Liebe zum Handwerk

Die Cuchillería Sineu liegt in Pere Garau, einem einfachen Viertel von Palma, in dem Schuhgeschäfte zu keiner der langweiligen Ketten mit dem immer gleichen Angebot gehören, sondern noch den Namen des Inhabers tragen. In dem es viele chinos gibt – und in dem die Menschen tagsüber vor dem Lotteriestand von Once Schlange stehen, weil sie hoffen, dass ein Gewinn sie möglicherweise aus ihrem mühseligen Alltag reißt. Vielleicht ist die Cuchillería Sineu genau darum nicht nur irgendein Laden, in dem es ein beachtliches Sortiment an Fischmessern, Buttermessern, Steakmessern, Jagdmessern, Rasiermessern, Taschenmessern und Beilen gibt, sondern ein Ort, an dem sich die Menschen aus der Gegend treffen und ihre Sorgen so offen auf die Theke legen wie das Kleingeld, mit dem sie ihre Ware bezahlen.

Der richtige Schliff

„Mein Hausarzt bekommt es irgendwie nicht hin, mir die richtigen Medikamente aufzuschreiben“, beklagt sich eine Mittfünfzigerin mit Kurzhaarschnitt, die vor einer Paellapfanne für 30 Personen steht. Nicht nur Messer, auch Pfannen, Töpfe, Espressomaschinen aus Aluminium oder Fleischwölfe, mit denen man Sobrassada machen kann, gibt es in der Cuchillería, die Sineu heißt, weil die Familie des Gründers aus diesem Ort stammt, erklärt seine Tochter Francisca. Seit Guillem Bernat 1984 gestorben ist, führt sie die Geschäfte. Ihre ältere Schwester, die ebenfalls Inhaberin war, habe sich zur Ruhe gesetzt, sagt Francisca.

Früher habe ihr Vater die Messer seiner Kunden geschliffen. „Er hing an jedem, es waren Unikate.“ Sie selbst schaffe das mit dem Schleifen seit einiger Zeit leider nicht mehr. Über ihre Privatangelegenheiten möchte sie eigentlich nur ungern etwas in der Zeitung lesen, meint sie. Doch beim Thema Haushalt taut sie auf.

„Das Besondere bei uns ist die große Auswahl an traditionellen mallorquinischen Varianten“, erklärt Francisca. „Das trinxet sieht beispielsweise aus wie eine Sichel.“ Landarbeiter nutzten es, um Brot zu schneiden. Manchmal auch, um Feldfrüchte zu schälen. Kochen könne etwas Intimes sein, da helfe es, stets ein gutes Messer für jede Lebenslage parat zu haben, meint sie. Auf alte Exemplare ihres Vaters ist die Mallorquinerin stolz. Wer sich für traditionelle Messerschmiedekunst auf der Insel interessiert, dem zeigt Francisca gern die Sammlung.

Carrer Capità Vilà, 39

Geöffnet von Montag bis Samstag, 9 Uhr bis 13:30 Uhr

Telefon: 627-32-91-81

chuchilleriasineu.es

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